Bei der Eröffnung von Tagungen und Versammlungen, bei Ehrungen, Jubiläen und Verabschiedungen bestätigt sich täglich neu die Feststellung von Heinz Erhardt: "Es ist einfacher, den Mund zu halten als eine Rede." Der Grund: Viele wählen den falschen Zugang, wenn sie zu solchen und ähnlichen Anlässen reden. Sie suchen in Büchern mit Musterreden oder in Zitatenlexika nach Antworten auf die Frage, was sie zum fünfzigsten Geburtstag von Kollege Meyer, zur Verabschiedung der Kollegin Müller oder zur Eröffnung der Betriebsfeier sagen könnten. Ergebnis: Plattitüden-Häufungen und Second-Hand-Weisheiten ohne Überzeugungskraft, langweilige Reden, die man in unterschiedlichen Varianten schon oft gehört hat. Was ist für eine gelungene Rede notwendig?
Eine persönliche Beziehung herstellen.
"Sehr geehrter Herr Braun, mit berechtigtem Stolz dürfen Sie heute Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum feiern." - "Du darfst" lautet der Werbeslogan für eine Halbfett-Margarine. Wer ein Jubiläum begeht oder seine Ausbildung erfolgreich beendet, hat Grund, sich zu freuen. Dafür braucht er keine Erlaubnis. Deshalb gehen Reden zu Jubiläen und ähnlichen Ereignissen in die falsche Richtung, wenn ein Redner unpersönlich als höhere Instanz spricht, die etwas gestattet: Du darfst. Die Alternative: In der Rede wird ein persönlicher Bezug hergestellt: "Sehr geehrter Herr Braun, ich freue mich, dass Sie Ihr 25-jähriges Jubiläum gesund und munter feiern können."
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