Frauen und Niedriglöhne:Spitze nach unten

Frauen sind spitze. Jedenfalls wenn es um Niedriglohnjobs geht, um Teilzeitarbeit, um wenig lukrative Betätigungen in Kleinstbetrieben, um Chancenlosigkeit beim Aufstieg in besser bezahlte Erwerbstätigkeit.

Dagmar Deckstein

Man wusste es längst, aber jetzt verströmen die neuesten Datensätze der Arbeitsmarktforscher erneut Gewissheit: Frauen sind spitze. Jedenfalls wenn es um Niedriglohnjobs geht, um Teilzeitarbeit, um wenig lukrative Betätigungen in Klein- und Kleinstbetrieben, um Chancenlosigkeit beim Aufstieg in besser bezahlte Erwerbstätigkeit.

Putzfrau: Ein Job am untersten Ende der Einkommensskala bietet eher die Aussicht auf eine Sackgasse denn die Chance zum Aufstieg. (Foto: Foto: ap)

Da bilden Frauen die Spitze der Bewegung nach unten. Für sie bedeutet nach der jüngsten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ein Job am untersten Ende der Einkommensskala eher die Aussicht auf eine Sackgasse denn die Chance zum Aufstieg.

Die EU-Kommission blickt scheel gen Deutschland

Dass Bildung, gute Ausbildung und ständige Weiterbildung die besten Versicherungen gegen abstiegsgeneigte Niedriglohnarbeit sind, ist inzwischen auch zur Binsenweisheit geworden. Wer das nicht verinnerlicht hat, ist selber schuld, könnte man sagen.

Aber dass sich in der Arbeitswelt ganz unten auch jede Menge qualifizierte Frauen in Teilzeitjobs tummeln, nur weil sie keine anständige Betreuung für ihre Kinder finden, ist schon skandalös. Jedenfalls für die größte Wirtschaftsnation in Europa mit einer Frau in politischer Top-Führungsposition. Dass da auch die EU-Kommission scheel gen Deutschland blickt und eins ums andere Mal die generelle Lohndiskriminierung von Frauen moniert, wirkt langsam peinlich.

Deutschland mit durchschnittlich 22 Prozent weniger Frauenlohn in einer Reihe mit Zypern, Estland und der Slowakei! Studien über diese Form von Diskriminierung gibt es inzwischen wie Sand am Meer, und jede für sich stellt der EU-Lokomotive Deutschland erneut ein Armutszeugnis aus. Der Studien aber sind genug gewechselt, wann sind endlich Taten zu sehen?

© SZ vom 10.6.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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