Dass der Hermann-Josef-Abs-Saal der Deutschen Bank voll mit Anzugträgern steckt, kommt häufig vor. Dass in diesen Anzügen fast ausschließlich Frauen stecken, hingegen selten. Da muss die Bank schon zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Women in European Business" einladen. Eingeladen sind dazu weibliche Führungskräfte aus allen Branchen - auf die Finanzbranche beschränkt, wäre die Veranstaltung wohl auch ziemlich leer.
Das gestand sogar Jörg Asmussen ein. Der EZB-Direktor bekannte sich in seiner Rede dazu, dass er sich in Sachen Frauenquote eines Besseren hat belehren lassen. Früher habe er gedacht, dass Frauen von allein in Topjobs kommen würden. Doch inzwischen habe Europas Zentralbank erkannt, dass sie aktiv etwas unternehmen muss, um Frauen in ihre Führungsgremien zu bringen. "Das war keine leichte Diskussion in dem doch etwas konservativen Gremium", sagte Asmussen.
Nicht nur bei den Notenbanken sind Frauen in Topjobs Mangelware, sondern auch in den Geschäftsbanken. Nach einer Studie des Forschungsinstituts DIW sind nur 17 von über 400 Vorstandsposten in den größten deutschen Banken und Sparkassen in weiblicher Hand, das entspricht gerade einmal 4,2 Prozent. In der gesamten Wirtschaft liegt der Durchschnitt bei Deutschlands größten Unternehmen bei 4,4 Prozent.
Keine einzige Frau in der ersten Reihe
Doch eigentlich müssten die Banken wesentlich mehr Frauen in Führungsetagen aufbieten können, als andere Branchen: Denn anders als in so manchen Industriebetrieben sind mehr als die Hälfte der Belegschaft Frauen. "Die männliche Dominanz ist im Finanzsektor erdrückend", sagt DIW-Forscherin Elke Holst.
Vor allem der Gastgeber und Branchenprimus Deutsche Bank tut sich mit den Frauen noch immer schwer: Keine einzige Frau steht in der ersten Reihe. Vor einem knappen Jahr tauschten die neuen Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain die komplette Führungsmannschaft aus. Insgesamt wurden 18 Posten im Vorstand und dem erweiterten Vorstand besetzt - ausnahmslos mit Männern.
Doch auch die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Landesbanken sind alles andere als Vorreiter in Sachen Weiblichkeit. Hier liegt der Anteil gar nur bei 3,6 Prozent. Und so richtig was zu sagen haben meistens auch nur Männer. Bei den 100 größten Geldhäusern sind nur drei Frauen Vorstandsvorsitzende: Manuela Better ist Chefin der verstaatlichten Pfandbriefbank (pbb), Birgit Roos ist Sparkassenchefin in Krefeld und Eva Wunsch-Weber Chefin der Frankfurter Volksbank.
Warum tun sich die Deutsche Bank und ihre Konkurrenten so schwer mit Frauen in Führungspositionen?
Die Frage ist Sabrina Tamms tägliches Geschäft. Die 44-Jährige hat als Personalberaterin schon die ein oder andere erfolgreiche Frau von Bank A zu Bank B vermittelt. "Die Ausrede, dass die Frauen nicht wollen, ist definitiv falsch", sagt Tamm. Schon zu oft hat sie beobachtet, wie ehrgeizige Frauen auf der Karriereleiter stecken blieben. Immerhin wüssten die Banken inzwischen, dass sie Nachholbedarf hätten. Teilweise zahlt sich die Erkenntnis für sie auch in barer Münze aus: "In den Zielvereinbarungen der Vorstände ist Frauenförderung jetzt festgeschrieben", sagt Tamm.
Und tatsächlich bekämen jetzt Frauen auch häufiger Jobangebote. Nur manchmal seien die sehr halbherzig. "Manchmal liegen die Angebote weit entfernt vom bisherigen Themenbereich der Führungskraft. Männer nehmen einen solchen Job häufig an, weil es eine Hierarchiestufe aufwärts geht. Frauen neigen dazu, in einem solchen Fall abzulehnen, weil sie sich inhaltlich damit nicht identifizieren können", berichtet Tamm.