Frauen im Beruf:Mehr weibliche Vorbilder in Führungsetagen

Familienministerin von der Leyen will Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern. Dazu sollen Teilzeitjobs aufgewertet und flexibler gehandhabt werden.

Frauen sind in Führungspositionen in Politik, Wirtschaft oder gesellschaftlichen Einrichtungen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Das ergab der sechste Bericht der Bundesregierung zur Gleichstellung der Frau, über den der Bundestag am Freitag - einen Tag vor dem internationalen Frauentag - in Berlin debattierte. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) will Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern.

Mütter, dpa

Junge Mütter: Frauen leisten Familienarbeit.

(Foto: Foto: dpa)

Der Frauentag am 8. März geht auf eine Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin im Jahr 1910 zurück. Damals forderten Frauen weltweit politische Mitbestimmung und den gleichen Lohn wie für Männer. In der DDR wurde der Frauentag groß gefeiert. Heute kämpfen Frauenrechtler vor allem für die Gleichstellung im Arbeitsleben, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gegen Gewalt gegen Frauen. Im Gleichstellungsbericht der Bundesregierung heißt es, das (Lebens-)Einkommen der Frauen liege weiter erheblich unter dem der Männer. Entsprechend geringer falle ihre soziale Absicherung aus. Diese Situation sei dem immer noch verbreiteten Rollenverständnis zuzuschreiben, nach dem Frauen die Familienarbeit leisteten und sich auf typische Frauenberufe konzentrierten, die in der Regel von vorneherein geringer bezahlt würden und weniger Zukunftsperspektiven eröffneten.

Von der Leyen unterstrich, dass Frauen mit Kindern vor besonders hohen Hindernissen im Beruf stünden. Sie wolle daher in diesem Jahr einen Arbeits-Schwerpunkt setzen, der sich mit dem Problem des Wiedereinstiegs von Frauen in den Beruf auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang müsse Teilzeit aufgewertet und flexibler gehandhabt werden. Das Ministerium habe in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit ein Programm für Frauen beschlossen, die nach der Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. In Zeiten des Fachkräftemangels müsse die Wirtschaft ein Interesse daran haben.

Selbstbewusstsein zeigen

Die Unions-Fraktion kritisierte, die Lohnschere zwischen Männer und Frauen liege immer noch bei 23 Prozent. Die Verdienstunterschiede seien zum Teil darauf zurückzuführen, dass Frauen häufig in weniger anspruchsvollen und geringer bezahlten Berufen beschäftigt seien, sagte die Frauenpolitikerin Ingrid Fischbach (CDU) laut einer Mitteilung. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ina Lenke, monierte, solange Lohnersatzleistungen wie das Elterngeld nach dem Nettolohn berechnet würden, könne von Gleichstellung keine Rede sein.

Die Vorsitzende des Familien-Ausschusses im Bundestag, Kerstin Griese (SPD), betonte, junge Frauen brauchten mehr weibliche Vorbilder in den Führungsetagen. Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) ermutige berufstätige Frauen, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen. Die Vize-Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, erinnerte daran, dass in Deutschland nur 7,5 Prozent der Aufsichtsratssitze der größten Aktiengesellschaften von Frauen besetzt seien.

Auf der nächsten Seite: Bundesbildungsministerin Annette Schavan will in den nächsten fünf Jahren bis zu 200 Professorinnen-Stellen schaffen.

Mehr weibliche Vorbilder in Führungsetagen

Festgelegter Frauenanteil

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) forderte junge Frauen auf, sich stärker für technische und wirtschaftliche Berufe zu entscheiden. In diesen Bereichen suche die Wirtschaft händeringend gut ausgebildete Mitarbeiter und biete entsprechende Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten, sagte Präsidiumsmitglied Ingrid Hofmann in einer Erklärung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte einen festgelegten Frauenanteil in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kündigte an, in den nächsten fünf Jahren bis zu 200 Professorinnen-Stellen zu schaffen.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, sprach sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Voraussetzungen dafür seien unter anderem angemessene Arbeitszeiten und familienfreundliche Angebote der Unternehmen. Die Gewerkschaften unterstützten den geplanten Krippenausbau, lehnten das Betreuungsgeld aber strikt ab.

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