Frage an den Jobcoach:Wie verschaffe ich mir Respekt vor den Kollegen?

Lesezeit: 2 min

Miriam F. ist zwar weisungsbefugt, manche Kollegen hören aber trotzdem nicht auf sie. Nun bittet sie den SZ-Jobcoach um Rat.

SZ-Leserin Miriam F. fragt:

Seit drei Monaten bin ich examinierte Altenpflegerin und arbeite nun auf der Station, auf der ich schon einen Teil meiner Ausbildung absolviert habe. Ich fühle mich im Team eigentlich sehr wohl, doch es gibt zwei Kollegen, die mir das Leben schwer machen. Die beiden sind Altenpflegehelfer, haben also nur eine kürzere Ausbildung gemacht. Sie lassen sich von mir nichts sagen und scheinen es nicht zu akzeptieren, dass ich ihnen nun vorgesetzt und weisungsbefugt bin. Ich habe das Ganze auch schon mit meiner Vorgesetzten besprochen, aber nun gehen die beiden einfach etwas subtiler vor, und ich möchte nicht ständig zur Chefin rennen. Was kann ich tun?

Christine Demmer antwortet:

Liebe Frau F., eigentlich ist es die Aufgabe Ihrer Vorgesetzten, allen Teammitgliedern klarzumachen, wer wem gegenüber weisungsbefugt ist und was das konkret im Arbeitsalltag bedeutet. Wenn Ihre Chefin das jedoch versäumt, haben Sie das Nachsehen, denn Sie können sie nicht dazu verdonnern.

Wenn zweifelsfrei feststeht, dass Sie die Anweisungen geben sollen (sind Sie ganz sicher?), geht kein Weg daran vorbei: Sie müssen mit den beiden Kollegen sprechen. Was Sie ohnehin hätten tun sollen, bevor Sie sich an eine übergeordnete Stelle wenden. Das ist eine ungeschriebene, aber sehr vernünftige Regel, die in allen Rangordnungen gilt: Versuche zuerst, die Probleme auf Deiner Ebene zu lösen, bevor Du eine Treppe höher vorstellig wirst. Beim nächsten Mal wissen Sie es.

Gerade als Berufsanfänger ist das freilich leichter gesagt als getan. Sprechen Sie die Kollegen am besten einzeln an, und zwar just in einer Situation, in der sich die- oder derjenige nichts von Ihnen sagen lassen will. Nehmen Sie den Betreffenden zur Seite und fragen Sie ihn ruhig, aber mit fester Stimme, warum er in dieser konkreten Situation nicht Ihren Anweisungen folgen will. Hören Sie seiner Begründung aufmerksam zu und überlegen Sie, ob sie dieser bei objektiver Betrachtung des Sachverhaltes zustimmen könnten.

Hin und wieder rät die Berufs- oder Lebenserfahrung zu anderen Handlungen, als Lehrbücher oder Vorgesetzte es empfehlen. Trotzdem darf man sich dann nicht einfach über die Regeln hinwegsetzen, sondern muss miteinander sprechen und die Argumente austauschen. Seien Sie also zumindest offen für die Argumente der Kollegen. Es geht nicht darum, recht zu behalten, sondern es recht im Sinne von richtig zu machen.

Sagen Sie den Kollegen, dass Sie genau das anstreben und dass Sie dazu die Unterstützung des Teams brauchen. Es braucht Mut, um als junger Mensch in ein solches Gespräch zu gehen. Doch nur so gewinnen Sie den Respekt Ihrer Kollegen. Und den Ihrer Chefin.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: