Um mehr Frauen ein MBA-Studium zu ermöglichen, legen sich Business-Schulen ganz schön ins Zeug: Stipendien nur für Frauen, Coachings, Frauennetzwerke und Mentoring-Programme gehören an den meisten Schulen zum Standard. Obwohl der Frauenanteil beim MBA langsam steigt und immer mehr Frauen ein MBA-Studium an einer der internationalen Spitzenschulen beginnen, ist ihr Anteil im Vergleich zu Managern in spe dennoch und nach wie vor geringer.
Ein Frauenanteil von 45 Prozent, wie ihn die WHU - Otto Beisheim School of Management am Campus Düsseldorf für ihre diesjährigen Vollzeit-MBA-Klasse vermeldete, ist an deutschen Wirtschaftsschulen eher die Ausnahme. International liegt der Anteil von weiblichen MBA-Teilnehmern bei durchschnittlich 37,5 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam die Forté Foundation, ein Zusammenschluss von 53 Business Schools und Unternehmen, die sich für Frauenförderung einsetzen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.
Stephanie Kluth leitet das Büro für Bewerbungen und Zulassungen an der ESMT Berlin und weiß, welche Fragen studieninteressierte Frauen beschäftigen - und was sie eventuell davon abhält, sich mit einem MBA weiterzuqualifizieren. "Finanzielle Hindernisse empfinden Frauen als belastender als Männer", sagt sie, "die Gründe dafür liegen meiner Ansicht nach auch darin, dass Frauen nach wie vor weniger Geld verdienen als Männer." Entscheiden sie sich für einen Vollzeit-MBA, müssen Frauen mit Verdienstausfall rechnen. Das schreckt nicht wenige ab. Viele Business Schools gewähren deshalb Teilstipendien für Frauen - sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeit-MBA-Programme. Ein paar Beispiele: Die Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin vergibt schon seit dem Jahr 2005 jährlich vier MBA-Frauenstipendien in Höhe von je 5000 Euro. Die WHU - Otto Beisheim School of Management bietet pro Jahr zwei Frauenstipendien im Programm für den Executive MBA (EMBA), eines in Höhe von etwa 15 000 Euro, das zweite deckt bis zu 20 Prozent der Studiengebühren ab. Im Executive MBA vergibt die Frankfurt School of Finance & Management "Women in Leadership"-Stipendien in Höhe von bis zu 18 000 Euro. Auch andere Business Schools, etwa die Mannheim Business School und die ESMT Berlin, haben Teilstipendien für Frauen im MBA- oder EMBA-Programm entwickelt.
Ein wichtiges Ziel der Trainings: die Führungsmotivation von Frauen zu stärken
Finanzielle Entlastung ist eine Möglichkeit der Frauenförderung. Doch das genügt nicht. Marion Büttgen ist Professorin an der Universität Hohenheim, forscht zu Unternehmungsführung und hat sich mit der Perspektive weiblicher Führungskräfte beschäftigt. "Nach unseren Erfahrungen ist es auch eine wichtige Aufgabe, die Führungsmotivation von Frauen zu stärken. Der Wille, eine leitende Position zu übernehmen, dieses 'Ich krieg' das schon hin', ist bei Frauen nicht so stark ausgeprägt wie bei Männern", sagt Büttgen. Um das zu ändern, sieht sie Einzelcoachings als gute Methode.
Auch das wird an einigen Business-Schulen schon praktiziert. Etwa an der ESMT Berlin mit der "Women Board Readiness Initiative", die im diesem Herbst mit dem neuen EMBA-Jahrgang beginnt: Coaches - Berater, die schon mit Frauen in Führungspositionen zusammenarbeiten - bieten EMBA-Teilnehmerinnen individuelle Beratungssitzungen an, die die Frauen dazu befähigen sollen, sich in Führungspositionen sicher zu fühlen. "Während wir im Unterricht über allgemein nutzbare Werkzeuge und Konzepte sprechen, dienen die Coachings dazu, diese gezielt anzuwenden", erklärt Konstantin Korotov, der an der ESMT für die individuelle Entwicklung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Bereich Führung verantwortlich ist. "Beispielsweise kann eine MBA-Studentin mit dem Coach einen Plan entwickeln, wie sie ihre Sichtbarkeit in der Organisation erhöhen oder Konflikte mit wichtigen Interessengruppen managen kann. Die Gespräche bleiben privat und vertraulich."
Ein weiterer wichtiger Faktor für Erfolg in Führungspositionen seien Netzwerke, sagt Wirtschaftswissenschaftlerin Büttgen. Sie hält gemischtgeschlechtliche Gemeinschaften für sinnvoll: "Ich würde nicht nur intrageschlechtliche Netzwerke empfehlen. Noch dominieren die Männer in den Führungspositionen." An der Mannheim Business School etwa steht der Women Business Club nicht nur Absolventinnen und weiblichen Studierenden offen. Das Netzwerk ist einer von sechs Clubs für Alumni und Programmteilnehmer der Managerschule. Von den mehr als 100 Mitgliedern des Clubs sind 15 Prozent Männer. "Das sind zum Beispiel Personaler, in deren Arbeitsbereich Fragen zu Gleichstellung und Frauenförderung fallen", sagt Jens Aedtner, der in der Mannheim Business School für die Alumniarbeit zuständig ist. Für Frauen in den Frauennetzwerken sei es förderlich, wenn dort Männer zu finden seien. Auch die Männer könnten davon profitieren. Büttgen: "Frauen hören sich häufiger andere Positionen an, sind weniger hierarchisch und machtbetont und gehen partizipativer an Situationen ran - das sind positive Aspekte, die Männer übernehmen könnten."
Voneinander lernen, sich gegenseitig Rollenvorbild sein - das funktioniert auch bei Mentoring-Programmen, die viele Business-Schulen anbieten. "Hierbei ist vor allem wichtig, ob Mentor und Mentee persönlich zusammenpassen und ob der Mentor bereit ist, sein Wissen weiterzugeben und den Mentee zu fördern", betont Professorin Büttgen. Ob das ein Mentor oder eine Mentorin ist, sei dabei eher zweitrangig.