Finanzierung:Wie es auch ohne Goldesel geht

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SZ-Grafik; Quelle: Staufenbiel Institut

Ein MBA-Studium ist eine kostspielige Angelegenheit, die viele nicht alleine stemmen können. Doch manchen gewährt der Arbeitgeber Zuschüsse oder sie erhalten ein Stipendium. Ein Darlehen ist nicht die beste Option.

Von Benjamin Haerdle

Wer sich für ein MBA-Studium entscheidet, muss investieren - nicht nur Freizeit, sondern vor allem Geld. Je nachdem, welchen MBA-Abschluss man auswählt, verlangen Deutschlands Business Schools bis zu mehreren Zehntausend Euro pro Studienjahr, Top-Einrichtungen in den USA und Großbritannien oft noch mehr. Daniel Reinhardt haben diese Summen nicht abgeschreckt. Der 27-Jährige macht seit Oktober 2014 den MBA an der Mannheim Business School und arbeitet parallel als Produktmarktmanager für Antriebstechnikkomponenten und Software bei einem Familienunternehmen in Bruchsal. 39 500 Euro kostet das zweijährige Studium. Alleine finanzieren konnte und wollte er das nicht, deswegen holte er seinen Arbeitgeber als Co-Finanzier ins Boot. Dieser trägt nun einen Teil der Studiengebühren. Eineinhalb Jahre bereitete er seinen endgültigen Entschluss für ein MBA-Studium vor, recherchierte, sprach mit Vorgesetzten, Kollegen und der Personalabteilung, dann war für ihn der Weg zum MBA und zur finanziellen Beteiligung seines Unternehmens frei. "Die Summe ist kein Pappenstiel, aber ich war zuversichtlich, dass sich die Vorstellungen meiner Vorgesetzten und meine Erwartungen gut decken lassen", erinnert sich der junge Mann.

Laut der Studie "MBA Trends 2015/16" erhalten hierzulande sogar 92 Prozent der MBA-Studenten finanzielle Unterstützung ihres Arbeitgebers für diese Weiterbildung. 53 Prozent können sie absolvieren, weil sich Mitglieder ihrer Familie als Geldgeber an dem Projekt beteiligen. Doch Finanzierungsmöglichkeiten gibt es noch andere - vor allem für jene, die nicht auf ihr Erspartes oder auf die Hilfe der Eltern zurückgreifen können. An der HHL Leipzig Graduate School of Management hat beispielsweise die Chinesin Xingyan Zheng ein hochschulinternes Stipendium erhalten. Die 30-jährige MBA-Studentin hatte sich erfolgreich für das Scholarship for Women in Business beworben, mit dem die Handelshochschule herausragende Kandidatinnen unterstützt. Seit Oktober des Vorjahres studiert Zheng Vollzeit in Leipzig. "Das Stipendium deckt die Hälfte meiner Studiengebühren ab", sagt sie. Ohne das wäre es schwierig gewesen, den MBA zu stemmen. Für HHL-Rektor Andreas Pinkwart ist das interne Stipendiensystem sehr wichtig: "Die Besten der Welt gehen dorthin, wo zwar Studienbeiträge bezahlt werden müssen, aber auch Aussicht auf ein Stipendium besteht." Deshalb biete die HHL eine Vielzahl von Finanzierungstöpfen für Bewerber aus dem In- und Ausland an.

Stipendien sind an vielen Wirtschaftshochschulen in Deutschland verbreitet. Für wen das nicht in Frage kommt, der kann bei zahlreichen Anbietern wie etwa dem Bundesverwaltungsamt auch einen Bildungs- und Studienkredit beantragen. Doch auch normale Darlehen sind gängig. "Wir empfehlen Studenten aus dem Inland unter anderem, sich zum Beispiel wegen eines Darlehens mit der Sparkasse Koblenz in Verbindung zu setzen", sagt Heidrun Hoffmann. Die MBA-Programmdirektorin der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar berät Weiterbildungswillige in Sachen Studienfinanzierung. Studiengebühren samt Reisekosten und Unterbringung während der Präsenzzeiten seien steuerlich absetzbar, sagt sie. Die Konditionen für einen möglichen Kredit solle man mit denen der Hausbank vergleichen. Denn Zinssätze, das weiß Hoffmann aus ihrer Beratungspraxis, seien Verhandlungssache. Wer gut verhandle, könne diese vielleicht noch etwas drücken.

Manche Förderer verlangen, dass sich ihre Stipendiaten gesellschaftlich engagieren

Allerdings will sich nicht jeder einer Bank anvertrauen. Clemens Boldt machte im Jahr 2014 an der WHU seinen MBA und finanzierte diesen teilweise über einen Kredit, den ehemalige WHU-Studenten mittlerweile zu einem Geschäftsmodell für ganz Deutschland entwickelten. Brain Capital heißt die Fondsgesellschaft, bei der sich Studenten über einen Bildungsfonds den MBA finanzieren lassen. Das Geld müssen sie erst nach dem Studium in jährlichen Raten zurückzahlen, wenn sie ausreichend verdienen. Für den Alumnus Boldt hatte dieses Modell Charme: Zum einen entwickelten Studierende seiner früheren Hochschule die Idee, zum anderen waren die bürokratischen Hürden für ihn gering, um den Kredit zu bekommen. "Das hatte mir die Entscheidung sehr erleichtert", sagt Boldt, der voraussichtlich noch die nächsten fünf Jahre Raten für den Kredit zurückzahlt.

In Deutschland nehmen nach Angaben der Studie "MBA Trends 2015/16" 51 Prozent der MBA-Studenten ein Darlehen auf. Nicht jedem liegt ein solches Modell, vor allem dann nicht, wenn er noch Bafög-Schulden abstottern muss. Umso besser, wenn es gelingt, ein Stipendium zu ergattern. Zahlreiche Stiftungen bieten MBA-Stipendien an, wie Interessierte auf Stipendiendatenbanken, zum Beispiel unter mba-master.de recherchieren können.

Mit dem Haniel-Stipendienprogramm können etwa Studieninteressierte gleich welcher Fachrichtung gefördert werden, die für ein MBA-Studium für mindestens zwei Semester ins Ausland gehen. Studiengebühren werden etwa in den USA für maximal zwei Jahre und bis zu 14 000 Euro pro Jahr übernommen. Dazu kommen für ein Vollstipendium monatlich 1500 Euro sowie ein einmaliges Startgeld von 500 Euro und eine einmalige Reisekostenpauschale von 1000 Euro. "Kandidaten sollten aber nicht nur eine hohe Leistungsbereitschaft nachweisen, sondern sich auch gesellschaftlich engagieren und Verantwortung für andere Menschen übernehmen", sagt Frank Habermann, bei der Studienstiftung des deutschen Volkes zuständig für die Haniel-Stipendien. Auf ungefähr 200 Bewerbungen jährlich gibt es sechs bis acht Zusagen. Mehr an junge Gründer richtet sich dagegen das Hans-Weisser-Stipendienprogramm. Darüber können sich Jungunternehmer bis zu zwei Jahre lang einen MBA finanzieren lassen, um für den Aufbau eines Unternehmens das wirtschaftswissenschaftliche Rüstzeug zu erwerben.

Im September möchte Daniel Reinhardt seinen MBA in der Tasche haben. Er freut sich, dass die harte Zeit des Studiums bald vorbei ist. Diesen Abschluss als wichtiges Element seines beruflichen Profils kann ihm dann niemand mehr nehmen. Der MBA sei immer eine gute Empfehlung, sagt er.

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