Süddeutsche Zeitung

Feelgood-Manager:"Ich bin kein Animateur"

Jerome Rienhoff ist Feelgood-Manager bei einem Start-up. Im Interview erklärt er, warum die Mitarbeiter in seinem Unternehmen auch mal während der Arbeitszeit Mario Kart spielen dürfen.

Interview von Julian Erbersdobler

Zocken im Büro? Tischtennis mit den Kollegen? Bowling nach Feierabend? Jerome Rienhoff, 30, organisiert als Feelgood-Manager beim Start-up Uniq unter anderem auch Turniere und After-Work-Events. Im Interview erzählt er von einem Beruf, bei dem meistens die anderen im Mittelpunkt stehen.

SZ: Herr Rienhoff, wie muss man sich einen Tag in Ihrem Job vorstellen?

Jerome Rienhoff: Das kann sehr unterschiedlich sein. Aber es ist nicht so, dass ich hier mit einer Pappnase durch das Büro laufe und Witze erzähle. Ich bin kein Animateur, wie man ihn aus dem Pauschalurlaub kennt. Meistens sitze ich an meinem Platz und organisiere etwas.

Was genau machen Sie da? Können Sie ein Beispiel nennen?

Wir denken an unsere Mitarbeiter, wenn sie Geburtstag haben. Das heißt: Ich muss mich darum kümmern, für jeden Mitarbeiter an seinem Geburtstag ein Geschenk, ein paar Süßigkeiten und auch ein bisschen Deko am Arbeitsplatz vorzubereiten. Nur eine kleine Aufmerksamkeit, aber bei 200 Mitarbeitern ist man schon ganz gut beschäftigt, damit man niemanden vergisst.

Wieso ist es wichtig, dass jeder zum Geburtstag eine kleine Aufmerksamkeit bekommt?

Natürlich gibt es Wichtigeres, aber man muss sich nur einmal in die Lage eines Mitarbeiters versetzen, der als einziger vergessen wurde. Der denkt sich dann: Bei 199 Kollegen funktioniert das, bei mir aber nicht. Das kann negative Gefühle hervorrufen.

Was können Sie sonst noch tun, damit sich die Menschen wohlfühlen?

Ich kümmere mich darum, dass neue Mitarbeiter einen guten Start bei uns haben. Außerdem plane ich Events und Turniere. Tischtennis, Kicker, Darts, alles mögliche. Diese Woche habe ich zum ersten Mal ein Mario-Kart-Turnier veranstaltet.

Das fand nach der Arbeit statt, oder?

Nein, wir haben uns bewusst dazu entschieden, es während der Arbeitszeit zu machen, damit möglichst viele teilnehmen können. Jeder Mitarbeiter wurde zu bestimmten Spielzeiten eingeladen, und dann kam es zum virtuellen Rennen. Das Schöne war: So konnten sich die Mitarbeiter mal in einem ganz anderen Rahmen austauschen.

Braucht jedes Unternehmen einen Feelgood-Manager?

Das lässt sich pauschal schwer beantworten. Es ist auf jeden Fall so: Glückliche Mitarbeiter sind auch leistungswilliger. Das kennt jeder von sich selber: Wenn man etwas gerne macht, macht man es in der Regel auch besser. Langfristig rechnet sich das also schon.

Müsste es nicht eigentlich die Aufgabe von Chefs sein, eine positive Atmosphäre zu schaffen?

Natürlich. Und das bleibt auch weiterhin so. Das Ganze funktioniert nur, wenn Führungskräfte sich dafür einsetzen, dass es ihren Mitarbeitern gut geht. Hier im Unternehmen war das schon so, bevor es meine Stelle gab.

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