Fairness im Assessment-Center:Wenn die Fragen unter die Gürtellinie gehen

Provozieren und aus der Reserve locken, schmeicheln und Fragen sinnlos wiederholen: Personaler haben einige Tricks, um Bewerber aus der Fassung zu bringen. Aber Kandidaten müssen sich nicht alles gefallen lassen.

In einem Assessment-Center werden sogenannte Stressinterviews gern eingesetzt, um die Stress- und Frustrationstoleranz der Bewerber zu testen. "Dabei geht es in erster Linie darum, die Kandidaten aus der Reserve zu locken, zu provozieren und das Verhalten in einer Stresssituation zu testen", sagt Jürgen Hesse, Karriereberater aus Berlin. Oft geht es um reine Provokation: mit sinnlosen Fragen oder Wiederholungen, indem Bewerberaussagen als unglaubwürdig hingestellt oder sie negativ gedeutet oder lächerlich gemacht werden. Im schlimmsten Fall werden die Interviewer sogar unsachlich oder beleidigend - auch, um die Grenzen der Bewerber zu testen.

Das Wichtigste, betont der Coach, sei immer freundlich und gelassen zu bleiben - zumindest äußerlich. "Man sollte kurz und knapp antworten - und wenn es allzu arg wird, ruhig darauf hinweisen, dass es auch für die eigene Toleranz und Geduld Grenzen gibt." Ein beliebtes Mittel, mit dem Interviewer versuchen, einen Kandidaten aus der Fassung zu bringen, sind Schweigepausen. "Nicht verwirren lassen", rät Hesse. "Diese Versuche sollte man durchschauen und mit freundlicher Gelassenheit ertragen."

Wenn die Fragen tatsächlich unter die Gürtellinie gehen, darf ein Bewerber auch ungestraft aufstehen und den Raum verlassen. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Fragen wie diese: "Ihre Frau ist fremdgegangen, und Sie haben einen sehr wichtigen Termin - was tun Sie?".

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