Süddeutsche Zeitung

European Business School:Exzesse der Elite

Der Präsident der teuren Privat-Hochschule EBS soll 180.000 Euro veruntreut haben. Nach seiner Festnahme ist er jetzt von seinem Amt zurückgetreten. Die Eliteschmiede fiel schon öfter durch Exzesse auf - trotzdem fließen noch staatliche Fördergelder.

T. Schultz und M. Widmann

Die European Business School (EBS) gibt sich gern fein und elitär. Der Campus der privaten Wirtschaftshochschule in Oestrich-Winkel im Rheingau verteilt sich auf ein Schloss, eine Burg und ein Palais. Studenten zahlen mehr als 11.000 Euro Gebühren im Jahr, dafür sollen ihnen später die Führungsetagen großer Konzerne offenstehen. Jetzt muss aber erst einmal die Staatsanwaltschaft viele offene Fragen klären und das Firmengeflecht entwirren, das den EBS-Präsidenten Christopher Jahns umgab.

Wegen des dringenden Verdachts der Untreue wurde Jahns am Montag vorläufig festgenommen und nur unter der Auflage wieder freigelassen, sein Amt ruhen zu lassen. Zuvor hatten die Ermittler Jahns' Wohnung sowie Räume der EBS durchsucht. Am Dienstagabend teilte die EBS mit, Jahns trete "mit sofortiger Wirkung" vom Präsidentenamt zurück. Seine Funktion als CEO der Hochschule und seinen Lehrstuhl lasse er ruhen.

Jahns soll 180.000 Euro aus der EBS in eigene Firmen geleitet haben - auch höhere Beträge halten die Ermittler für möglich. Er selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, für eine Stellungnahme war er am Dienstag nicht zu erreichen. Der Fall hat auch die Politik in Hessen alarmiert, denn für den Aufbau eines neuen Campus und einer Jura-Fakultät in Wiesbaden erhält die EBS 24,7 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt. In den vergangenen beiden Jahren flossen bereits 17 Millionen. Dazu kommen Finanzhilfen für Studienplätze, wie sie auch andere Privatunis erhalten. Bei der EBS waren es im vorigen Jahr 457.000 Euro. Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) will den Verbleib der Subventionen jetzt prüfen lassen und Geld zurückfordern, sollte es nicht korrekt verwendet worden sein. Ein Ministeriumssprecher betonte aber, die Förderung der Jura-Fakultät gelte der Hochschule und sei unabhängig von Jahns' Person. Das heißt: Die EBS kann vorerst weiter mit Staatshilfe rechnen.

Auch ohne die strafrechtlichen Ermittlungen sind die Subventionen ein Politikum. Denn während die Landesregierung die private Elite-Hochschule stützt, hat sie ihren staatlichen Unis Kürzungen verordnet - in einem ähnlich hohen Umfang, wie sie die EBS subventioniert. Die EBS, 1971 gegründet, hatte schon immer eine gute Lobby, nicht nur bei den Managern, die in großer Zahl als Förderer und Stiftungsmitglieder auftauchen.

In den neunziger Jahren war der frühere CDU-Schatzmeister und berüchtigte Finanzjongleur Walther Leisler Kiep Präsident der privaten Hochschule. Die EBS hat deshalb heute ein "Kiep Center". Ob auch Christopher Jahns noch solche Ehrungen erwarten kann, ist fraglich. Viele Professoren bangen um den Ruf der EBS, allerdings hat Jahns auch loyale Weggefährten. Die Staatsanwaltschaft schließt nicht aus, dass sie die Ermittlungen ausweiten muss. Eine Anzeige gegen den Aufsichtsrat der EBS liegt bereits vor. Jahns ist beteiligt an dem Schweizer Beratungsunternehmen BrainNet, das offenbar eng mit der EBS verbunden ist. Anfang des Jahres hatte der Spiegel die Verflechtungen und eine möglicherweise strafbare Vermischung von EBS-Betrieb und privaten Geschäften publik gemacht. Seitdem herrscht Unruhe an der Hochschule, die sich mit dem Titel Universität i.G. schmückt - Universität "in Gründung". Es fehlt der EBS, um endlich Uni heißen zu dürfen, nur noch die Jura-Fakultät, die im Aufbau ist und dann auch Wiesbaden den begehrten Titel einer Universitätsstadt eintragen soll.

Mit 85 Professoren zählt die EBS bereits jetzt zu den Großen im Fach Betriebswirtschaftslehre. Auf dem Campus im Rheingau streben etwa 1200 Studenten nach dem EBS-Abschluss, der einer Karriere bisher nicht unbedingt geschadet hat. Ohne Exzesse kommt die Elite aber nicht aus. Im Herbst machte die EBS Schlagzeilen, weil ein paar Studenten nach einem Saufgelage ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

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SZ vom 06.04.2011/holz
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