ESMT in Berlin:Elite-Uni mit Startproblemen

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Eine Kaderschmiede für den Management-Nachwuchs soll in Berlin entstehen. Doch es wird noch dauern, bis an der ESMT der Uni-Betrieb losgeht.

Die Gründungsfeier liegt schon ein halbes Jahr zurück. Ende Oktober wurde im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude in Berlin-Mitte die neue Elitehochschule für den deutschen Management-Nachwuchs aus der Taufe gehoben. Aber geschehen ist seither nicht viel. Mit dem Zeitplan für die European School of Management and Technology (ESMT) hinken die Gründer um einiges hinterher. Nach der neuesten Planung wird es dort wohl frühestens im Wintersemester 2005/06 die ersten ordentlichen Studenten geben.

Frühestens zum Wintersemester 2005/06 werden im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude in Berlin-Mitte Studenten ein und ausgehen. (Foto: N/A)

Und deshalb wird die künftige Kaderschmiede derzeit für andere Zwecke genutzt: So drehte Fast-"Superstar" Daniel Küblböck auf den Fluren kürzlich seinen ersten Videoclip. Auf diese Weise kommt wenigstens Geld in die Kassen.

Dabei ist der 17-Jährige Kindergärtner aus Eggenfelden nun wirklich nicht die Art Besucher, wie ihn sich die ESMT-Planer vorstellen. Vielmehr sollen die künftigen Studenten am besten schon einen anderen Hochschul-Abschluss und erste Management-Erfahrung hinter sich haben.

Nicht nur eine Frage des Geldes

Doch bis zum ersten Semester ist es noch weit. Die Startprobleme haben eine ganze Reihe von Ursachen. Zum einen brachten die 25 Gründer der Schule - darunter Konzerne wie Siemens, DaimlerChrysler oder die Lufthansa - nur mit Mühe das Stiftungskapital von 100 Millionen Euro zusammen.

Der renommierte britische Wirtschaftsprofessor Derek Abell als Gründungspräsident klagte öffentlich: "Manche zahlen in der Tat nur schleppend." Mittlerweile ist das Geld beisammen - aber nach Ansicht von vielen Experten reicht es bei weitem nicht aus. Im Vergleich zu anderen Top- Hochschulen wie Harvard und Kellogg in den USA oder der französischen HEC ist die Berliner Privat-Uni dramatisch unterfinanziert. Rund 50 000 Euro müsste ein Student aufbringen, der sich an der ESMT in einem Jahr zum Master of Business Administration (MBA) ausbilden lassen will. Anderswo gibt es den Titel viel billiger.

In München geht's schon los

Das Geld ist aber nicht das Problem allein. Bislang gehört der frühere Amtssitz von Erich Honecker immer noch dem Bund. Die Übertragung ans Land Berlin, das das Gebäude dann mietfrei der Schule überlassen will, lässt wegen anderer offener Grundstückfragen noch auf sich warten. Dann muss der Gebäudeblock mit der Nobel-Adresse Schlossplatz 1 erst noch für schätzungsweise 30 Millionen Euro renoviert werden. Der geplante Eröffnungstermin 2004 musste deshalb verschoben werden. "Die ESMT wird frühestens Ende 2005 Vollzeit-Programme anbieten", sagt Abell jetzt.

Bevor die ESMT als Hochschule zugelassen wird, muss es auch noch Lehrpläne, Studien- und Prüfungsordnung, einen genauen Finanzierungsplan und vor allem Professoren geben. Bislang besteht die wissenschaftliche Kernmannschaft nur aus zwei Leuten: Gründungsdekan Wulff Plinke und Abell selbst. Immerhin wurden aber jetzt schon einmal 30 Teilzeitkräfte eingestellt, Ende dieses Jahres sollen die Namen von fünf weiteren Professoren bekannt sein.

Trotz der vielen Probleme sollen die ersten Kurse aber bereits in diesem Jahr anlaufen. Allerdings wird es sich dabei nicht um Nachwuchsförderung, sondern teure Fortbildungsseminare für gestandene Führungskräfte handeln. 18 verschiedene Veranstaltungen sind in diesem Jahr im Angebot. Auftakt ist am 26. Mai mit einem Seminar "Personalwesen". Allerdings nicht in Berlin, sondern in der Außenstelle der Schule auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens München-Riem. Dort sind die Räume bereits fertig.

(sueddeutsche.de/dpa, von Christoph Sator)

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