Erreichbarkeit an Feiertagen:Wenn der Chef an Weihnachten klingelt

Stille Nacht, heilige Nacht? Von wegen. Die Mehrheit der Berufstätigen ist auch an Feiertagen erreichbar. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Instituts Bitkom. Dabei sind es - ganz entgegen dem Klischee - vor allem die älteren Arbeitnehmer, die sich ihre Freizeit stehlen lassen.

Besinnliche Weihnachten, endlich einmal ausspannen, in Ruhe nachdenken, vielleicht mit der Familie in die Berge fahren - darauf freuen sich viele Angestellte schon den ganzen Advent über. Doch Urlaub bedeutet in vielen Fällen keineswegs, dass man tatsächlich seine Ruhe vor der Arbeit hat. Das legt zumindestens eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Instituts Bitkom nahe. Demnach ist Erreichbarkeit an den Feiertagen ist für die meisten Berufstätigen selbstverständlich.

A BlackBerry handset is displayed in Washington

Ständig erreichbar sein, per Mail oder Telefon - für viele Arbeitnehmer ist das Realität.

(Foto: Reuters)

Fast drei Viertel (71 Prozent) der Berufstätigen, die zwischen Weihnachten und Neujahr frei haben, sind dennoch beruflich erreichbar. Zwei Drittel (68 Prozent) sind per Telefon erreichbar, 43 Prozent per Mail.

Zwar sei es prinzipiell ein gutes Zeichen, wenn sich so viele Beschäftigte stark mit ihren beruflichen Aufgaben identifizieren, kommentiert Bitkom-Dr. Bernhard Rohleder die Umfrageergebnisse. Aber zumindest zum Jahresende sollte jeder auch einmal komplett abschalten.

Erreichbarkeit ist dabei offenbar auch eine Frage des Alters, wobei die Jüngeren sehr viel größeren Wert auf ihre Freizeit legen. Rund die Hälfte der unter 30-Jährigen ist zwischen den Jahren für niemanden beruflich erreichbar. Bei den über 30-Jährigen ist nur für ein Viertel der berufliche Einsatz ein absolutes No-Go.

Mit der vieldiskutierten Work-Life-Balance ist es also bei den meisten Beschäftigten nicht weit her. Und Versuche, etwas an dieser Kultur zu ändern, wirken zumeist etwas hilflos. Zum Beispiel sieht eine neue Betriebsvereinbarung bei VW vor, dass Angestellte mit Tarifvertrag eine halbe Stunde nach Arbeitsende nicht mehr über das Blackberry-Netz erreicht werden können.

Betroffen von der Vereinbarung sind lediglich 1154 Mitarbeiter, die im Rahmen eines Tarifvertrags angestellt sind. Für Tausende andere Arbeitnehmer des Unternehmens gilt der Deal nicht, weil sie entweder nicht tariflich geschützt sind oder in leitenden Positionen arbeiten. Ob sich also durch den Vorstoß grundsätzlich die Unternehmenskultur ändert, ist fraglich. Im Zweifelsfall hilft eben nur eins: Abschalten.

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