E-Mail, Brief, SMS:In zehn Lektionen zum Rechtschreib-Profi

Arbeiten Sie stets mit grösster Aufmerksamkeit

Wer diesen Rat befolgt, entdeckt gleich den ersten Fehler.

(Foto: Katharina Fischer/photocase.com)

Sie haben ein bisschen was verpennt damals im Deutschunterricht? Kein Problem - dieser Crashkurs erklärt die wichtigsten Regeln.

Von Sarah Schmidt

Es ist mit der Rechtschreibung so wie mit vielen Dingen im Leben: Sie fällt erst so richtig auf, wenn sie fehlt. Wer in diesem Bereich Schwächen hat, hat ein sehr viel größeres Problem als jene, die damals im Schulunterricht die Photosynthese oder die Namen sämtlicher chinesischer Flüsse verschlafen haben. Schließlich gehört in beinahe jedem Job schriftliche Kommunikation zum Alltag.

Egal, ob es sich um einen Geschäftsbrief, eine E-Mail oder eine SMS handelt, jeder geschriebene Text gibt Auskunft darüber, wie gut der Absender der deutschen Sprache mächtig ist - oder aber wie schlecht. Strotzt ein Text nur so vor Fehlern, lässt sich das wahlweise als mangelnde Bildung oder Schlampigkeit interpretieren - beide Urteile sind im Berufskontext (häufig aber auch im Privatleben) hinderlich.

Wer im Job (oder auch mit der Postkarte an die Oma oder auf dem Flirtportal-Profil) einen guten Eindruck machen will, sollte sich beim Thema Rechtschreibung also schleunigst fit machen. Das geht schneller, als viele denken. Es geht nämlich nicht darum, jede Sonderregel und jeden Einzelfall zu kennen - im Gegenteil. Wer ein paar grundlegende Regeln verinnerlicht (und sich unseren Rechtschreib-Spicker ausgedruckt auf den Schreibtisch legt), kann bereits einen Großteil der häufigsten (und peinlichsten) Fehler vermeiden.

Frischen Sie mit diesen zehn Lektionen Ihre Rechtschreibkenntnisse auf:

Lektion 1: Rechtschreibprüfung

Es klingt banal, doch wer diesen simplen Trick noch nicht nutzt, wird über den Effekt staunen: Nutzen Sie die automatische Rechtschreibprüfung! Kein anderer Tipp wird Ihnen dabei helfen, so viele Buchstabendreher und falsch geschriebene Wörter zu vermeiden wie diese Funktion Ihres Textprogramms. Selbst Profis können mit ihr peinliche Vertipper vermeiden.

Ja, einige Wörter kennt die Rechtschreibkorrektur tatsächlich nicht, im absoluten Großteil der Fälle ist das, was da in roten Schlangenlinien hervorgehoben wird, jedoch tatsächlich nicht richtig geschrieben. Ein Klick auf die Alternativvorschläge (bei Word: Rechtsklick) offenbart meist, wo das Problem liegt. Behalten Sie aber immer die Kontrolle - Autokorrektur (also das selbständige Korrigieren von Seiten des Programms) ist beim jetzigen Stand der Technik keine Patentlösung.

Auch in vielen Mail-Programmen und manchen Browsern lässt sich die Rechtschreibprüfung aktivieren - nutzen Sie diese Möglichkeit. Wenn das nicht in Frage kommt, sollten Sie wichtige Texte vor dem Abschicken oder Veröffentlichen in ein Programm mit Prüfungsfunktion kopieren und zunächst dort gegenchecken.

Ein Problem der Rechtschreibprüfung: Sie springt nicht an, wenn das Wort zwar existiert, aber dennoch falsch verwendet wird (dass/das, sie/Sie). Und auch, was Zeichensetzung angeht, ist der aktuelle Stand der Technik noch nicht so weit - daher beachten Sie auch die folgenden Lektionen.

Lektion 2: Grußformel

Die Rechtschreibprüfung ist aktiviert, jetzt geht es richtig los mit dem Schreiben. Und schon gleich zu Beginn der Nachricht lauert die erste Falle: die Grußformel. Diese wird in der Regel mit einem Komma abgeschlossen. Das Ausrufezeichen ist eine Alternative, im beruflichen Kontext aber selten angebracht. Nach dem Komma wird in der nächsten (oder übernächsten) Zeile klein weitergeschrieben.

Liebe Frau Schuster,

hiermit bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle.

Das gilt aber natürlich nur, wenn das auf die Grußformel folgende Wort nicht groß geschrieben werden muss.

Sehr geehrter Herr Müller,

Ihr Angebot ist sehr attraktiv für unser Unternehmen.

Achtung: Im Englischen wird nach der Grußformel immer groß weitergeschrieben.

Lektion 3: Akademische Titel

Führt jemand einen Titel, ist es höflich, diesen auch in der Anrede zu nennen. Bei promovierten Personen wird die Abkürzung Dr. verwendet - sowohl für Männer als auch für Frauen.

"Sehr geehrte Frau Dr. Heinzelmann"

"Lieber Herr Dr. Munzel"

Bei Professoren hingegen wird der Titel ausgeschrieben und bei Frauen in die weibliche Form gesetzt.

"Sehr geehrte Frau Professorin Schnick"

"Sehr geehrter Herr Professor Schnack"

Führt eine Person mehrere Titel, wird nur der höchste verwendet. Also nicht "Herr Prof. Dr. Dr. Strebsam", sondern "Herr Professor Strebsam". Lediglich im Adressfeld werden die Titel in ihrer Abkürzung aufgereiht.

Herrn Prof. Dr. Dr. Alfons Strebsam

Universität Tüchtingen

Wichtigstr. 5

12345 Tüchtingen

Werden mehrere Personen mit Titel angesprochen, sollte die Hierarchie beachtet werden. Zunächst wird die ranghöchste Person genannt, führen beide Personen den gleichen Titel, wird zuerst die Frau gegrüßt.

"Sehr geehrter Herr Professor Wirr, sehr geehrte Frau Dr. Warr"

"Liebe Frau Dr. Hick, lieber Herr Dr. Hack"

Lektion 4: Sie/sie

Die Höflichkeitsanrede "Sie" sollten Sie unbedingt korrekt beherrschen - schließlich geht es hier um Ihren Kommunikationspartner. Die Höflichkeitsanrede Sie wird immer groß geschrieben.

"Haben Sie meine Nachricht erhalten?"

Das gilt auch für die Pronomen "Ihnen", " Ihre", "Ihr" und alle vergleichbaren Konstruktionen.

"Wir bearbeiten Ihr Anliegen umgehend."

"Ich freue mich, Ihnen unser Produkt zu präsentieren."

Wird im Zusammenhang mit der Höflichkeitsanrede das Pronomen "sich" verwendet, wird dieses jedoch kleingeschrieben.

"Haben Sie sich schon entschieden?"

Die Pronomen der vertraulichen Anrede "du" und "ihr" (Achtung, hier in der Pluralform von du verwendet) werden seit der Rechtschreibreform kleingeschrieben.

Der Mitarbeiter fragt den Kollegen: " Hast du schon dem Kunden geantwortet?"

In Briefen und allen digitalen Texten mit verbindlichem Charakter ist allerdings eine Großschreibung möglich (und besonders höflich).

Lieber Klaus,

ich hoffe, Du hattest eine gute Reise. Dein Kollege hat mir ausgerichtet, dass Du im Urlaub bist.

Lektion 5: dass/das

Wer "dass" und "das" korrekt benutzt, macht bereits viel richtig. Außerdem gibt es hier zur Abwechslung eine einzige, leicht verständliche Regel.

Handelt es sich um einen Artikel, ein Relativpronomen oder ein Demonstrativpronomen, wird "das" mit nur einem s geschrieben. Ein einfacher Test hilft bei der Entscheidung: Immer, wenn man "das" auch durch "dieses" oder "welches" ersetzen könnte, ist "das" korrekt.

"Das Dokument, das ich in meiner letzten E-Mail angehängt habe ..."

"Dass" hingegen ist eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein.

"Ich möchte Sie informieren, dass ich den Termin nicht wahrnehmen kann."

Lektion 6: s/ss/ß

Drei Varianten gibt es im Deutschen für s-Laute: s, ss oder ß. Das klingt kompliziert, wer einmal das System durchschaut, hat jedoch für 95 Prozent der Fälle eine gute Orientierungshilfe.

Am Wortanfang und nach Konsonanten steht immer nur ein einfaches s.

Signatur, Samstag

ß steht immer hinter langen, betonten Vokalen oder Doppellauten.

Maß, bloß, Fleiß

Nach kurzen betonten Vokalen steht ss.

ssen, Stress

Nach langen Vokalen und Doppellauten steht niemals ss. Wird der s-Laut weich und stimmhaft gesprochen, wird das Wort mit s geschrieben:

Reise, lesen

Bei hartem, stimmlosem s-Laut ist es ein ß:

heißen, Grüße

Lektion 7: Die wichtigsten Komma-Regeln

Bei der Kommasetzung kräuselt sich selbst bei geübten Schreiber zuweilen die glatte Denkerstirn. In der Tat gibt es zu dem kleinen, unscheinbaren Satzzeichen eine ganze Reihe von Regeln. Hier die wichtigsten:

Hauptsätze werden durch ein Komma voneinander getrennt. Es sei denn, sie werden durch "und" beziehungsweise "oder" miteinander verbunden.

"Ich kann dem Kunden den Auftrag schicken, ich kann das Angebot auch beim Termin besprechen."

"Wir machen weiter wie bisher oder wir starten noch einmal ganz von vorne."

Aufzählungen werden durch Kommas getrennt, es sei denn, die einzelnen Glieder werden durch eine dieser Konstruktionen verbunden: "beziehungsweise", "entweder - oder", "sowie", "sowohl - als auch", "weder - noch"

Zu den Aufgaben der Kundenbetreuer gehören die Annahme von Telefonanrufen, das Beantworten von E-Mails, die Bearbeitung von Beschwerden.

Die Geschäftsführung muss sich weder um die Terminplanung noch um die Raumbuchung kümmern.

Bei entgegenstellenden Konjunktionen (Bindewörtern) wie "jedoch", "aber", "sondern" wird immer ein Komma gesetzt.

"Es sieht alles gut aus, aber noch steht die Prüfung durch das Controlling aus."

Haupt- und Nebensatz werden mit Komma getrennt. Nebensätze sind dem Hauptsatz untergeordnet, häufig werden sie von einer Konjunktion (z. B. "weil", "obwohl") eingeleitet. Nebensätze können am Anfang, in der Mitte (dann wird der Nebensatz mit zwei Kommas abgeteilt) oder am Ende eines Satzes stehen.

"Ich bin total gestresst, obwohl das Projekt abgeschlossen ist."

"Die Tatsache, dass es schon wieder eine Beschwerde gab, interessiert unseren Chef gar nicht."

"Ob ich später an der Konferenz teilnehmen kann, weiß ich noch nicht."

Auch mehrere gleichrangige Nebensätze werden mit Komma voneinander getrennt - außer sie werden mit einer anreihenden Konjunktion wie "und" beziehungsweise "oder" verbunden.

"Wir müssen entscheiden, ob wir die Kosten senken, ob wir Personal entlassen oder ob wir in Innovationen investieren."

Infinitivgruppen (erkennbar am "zu") müssen in folgenden Fällen immer mit einem Komma abgetrennt werden:

Wenn sie mit "als", "außer", "ohne", "um" oder "(an)statt" eingeleitet werden.

"Herr Müller hatte keine andere Chance, als den Vertrag zu unterschreiben."

Wenn sie von einem Substantiv abhängen.

"Sie hatte den Plan, ihm die Meinung zu sagen."

Wenn sie durch ein Hinweiswort angekündigt werden:

"Es ist völlig unstrittig, den Betriebsrat zu informieren."

In allen anderen Fällen muss man bei Infinitivgruppen kein Komma setzen, darf dies aber tun, um den Satz übersichtlicher zu gliedern oder Missverständnissen vorzubeugen.

Der Chef hat beschlossen(,) weiter zu investieren.

Alle Kommaregeln mit Beispielen finden Sie auf der Online-Seite des Duden zusammengestellt.

Lektion 8: Anführungszeichen

Die guten, alten Gänsefüßchen mögen von vielen als zu vernachlässigendes Detail eingestuft werden, hier unterscheidet sich jedoch der Rechtschreib-Profi vom Amateur.

Die Anführungszeichen kennzeichnen wörtliche Rede und Gedanken sowie Zitate - das erste Anführungszeichen wird unten gesetzt, das zweite oben (das ist im Layout von SZ.de leider nicht vorgesehen, wird im Beispiel daher nicht korrekt gezeigt).

Wird ein kompletter Satz in wörtlicher Rede wiedergegeben oder zitiert, dann stehen auch der Schlusspunkt, das Ausrufezeichen oder Fragezeichen innerhalb der Anführungsstriche.

Sie sagte: "Die letzten Nachbesserungen sind kommende Woche fertig."

Etwas kniffeliger wird es, wenn die zitierte Passage in einen übergeordneten Begleitsatz integriert werden muss.

Der Begleitsatz wird mit einem Komma abgetrennt, das außerhalb der Anführungszeichen steht.

"Machen Sie doch Feierabend", sagte die Abteilungsleiterin zu ihrem Assistenten.

Wird der Begleitsatz eingeschoben, wird dieser ebenfalls mit Kommata abgetrennt. Diese stehen nicht innerhalb der Anführungsstriche, wohl aber der Schlusspunkt.

"Wenn Sie möchten", erklärt der Personalbetreuer, "können Sie bei mir Ihren Urlaub beantragen."

Immer wieder sorgt das amerikanische Englisch für Verwirrung. Hier werden die Satzzeichen innerhalb der wörtlichen Rede eingeschlossen.

"The best advice I can give you," he said, "is to work hard."

Lektion 9: Zahlen

Es gab einmal eine feste Regel, die Zahlen von 1 bis 12 generell auszuschreiben und Zahlen ab 13 in Ziffern zu schreiben. Das ist nach wie vor gängig - Abweichungen sind jedoch dem Duden zufolge nicht mehr verboten. Hier einige weitere Anhaltspunkte:

In Statistiken und wissenschaftlichen Texten werden Zahlen häufig in Ziffern geschrieben, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen.

"Väter mit 3 Monaten Elternzeit, Väter mit 4 Monaten Elternzeit"

Vor Abkürzungen von Maßen, Gewichten und Geldeinheiten sollte die Zahl in Ziffern geschrieben werden.

12 m, 5,5 kg, 8

Wird die Einheit ausgeschrieben, können Zahlen sowohl als Ziffer als auch als Wort geschrieben werden.

zwölf Meter, fünfeinhalb Kilo, acht Euro

Gerade in erzählenden Texten können Zahlen auch ausgeschrieben werden, in der Regel gilt das jedoch nur für ein- und zweisilbige Zahlwörter.

"Wir feiern das Firmenjubiläum mit mehr als hundert Gästen." "Tausend Dank für die erfolgreiche Arbeit!"

Lektion 10: Abschiedsgruß

Gleich ist es geschafft, nur noch schnell der Abschiedsgruß. Hier lauert noch eine letzte Tücke: Nach der Schlussformel folgt kein Komma; in der nächsten oder übernächsten Zeile kommt direkt der Name des Absenders.

Mit freundlichen Grüßen

Sonja Sonnenschein

Herzlich

Ihr Max Mondgesicht

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