Druck im Bewerbungsgespräch:Stressige Fragen

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Manche Bewerbungsgespräche ähneln einem Kreuzverhör. Fiese Fragen sollen testen, wie belastbar der Kandidat ist. Karriereberater Thomas Rübel weiß, wie man am besten reagiert.

Sebastian Knoppik

Thomas Rübel kennt sich gut aus mit Vorstellungsgesprächen. Er ist Geschäftsführer des Berliner Büros für Berufsstrategie Hesse/Schrader, das Kurse zum Thema Bewerbung anbietet.

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SZ: Was sind die fiesesten Fragen im Bewerbungsgespräch?

Thomas Rübel: Es gibt eigentlich gar keine fiesen Fragen, wenn man gut vorbereitet ist. Unangenehm wird es immer dann, wenn der Bewerber seine Persönlichkeit offenbaren muss. Zum Beispiel bei der Frage: Warum haben Sie nach zwölf Monaten immer noch keine Stelle gefunden?

SZ: Und wie sollte man darauf reagieren?

Rübel: Der Personalchef will den Bewerber damit aus der Reserve locken. Er will sehen, wie dieser auf Provokation reagiert. Man sollte nicht in die Falle tappen, sondern ganz sachlich antworten.

SZ: Wie sollte ein Kandidat antworten, wenn er danach gefragt wird, warum er das Studium abgebrochen oder das Fach gewechselt hat?

Rübel: Er sollte sich vor dem Gespräch überlegen, wie er diese Brüche im Lebenslauf schlüssig erklären kann. Auf keinen Fall die Verantwortung für solche Rückschläge auf die äußeren Umstände schieben!

SZ: Gemein sind ja auch Fragen nach der Familienplanung, zumal sie gar nicht erlaubt sind.

Rübel: Personalverantwortliche fragen deshalb heute nicht mehr so plump.

SZ: Sondern?

Rübel: Das wird viel subtiler gemacht. Zum Beispiel, indem der Arbeitgeber zunächst ausführlich darstellt, wie familienfreundlich sein Unternehmen ist und dass man Kinder als besonders wertvoll und wichtig für die Zukunft der Gesellschaft ansieht. Anschließend erst wird dann die Frage gestellt, ob die Bewerberin auch selber plant, Kinder zu bekommen. Als Antwort sollte man das Engagement des Unternehmens für Kinder zunächst loben, dann aber betonen, dass man selbst zum derzeitigen Zeitpunkt keinen Kinderwunsch habe. Also auf das Subtile nonchalant reagieren.

SZ: Und wie sieht es mit der Frage nach dem Gesundheitszustand aus?

Rübel: Auch hier wird der Personalchef nicht so direkt fragen. Er wird vielleicht eher beiläufig erwähnen, dass er selbst intensiv Sport treibe, und sich dann erkundigen, ob der Kandidat ähnlich ambitioniert ist, um auf diese Weise etwas über mögliche Gebrechen herauszufinden. Das geht ihn aber nichts an. Deshalb darf man da ganz bewusst die Unwahrheit sagen. Keinesfalls sollte der Bewerber eine Frage unbeantwortet lassen. Dann kann er auch gleich aufstehen und gehen. Das hat ungefähr die gleiche Wirkung.

SZ: Stressig kann ja auch die Aufforderung an den Bewerber sein, selber Fragen zu stellen. Wie soll man damit umgehen?

Rübel: Jedenfalls sollte man nicht - wie es sehr viele Kandidaten machen - sagen, dass alles beantwortet sei. Auch nach dem zu erwartenden Gehalt oder den Arbeitszeiten zu fragen, kommt nicht gut an. Gut ist es, Interesse an den künftigen Aufgaben zu zeigen und vielleicht auch um eine Besichtigung des Arbeitsplatzes bitten. So bekundet man sein Interesse.

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