Dresscode im Job:Worauf Männer beim Business-Anzug achten sollten

Bundeskabinett

Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) trägt im Job einen klassischen blauen Anzug. Eher ungewöhnlich sind seine Motto-Manschettenknöpfen ("Trust me - I'm a politician").

(Foto: dpa)

Er steht für Seriosität und guten Stil: Für viele Männer ist der Anzug im Job Pflicht. Aber welche Farben sind erlaubt? Und wie teuer muss er sein? Tipps für den Kauf der Business-Garderobe.

Der Geschäftsmann trägt einen Anzug täglich, andere Männer nur zu besonderen Gelegenheiten. Eines ist ihnen gemein: Sie alle wollen darin gut aussehen. Das geht aber nur, wenn der Anzug perfekt sitzt. Ist der Anzug zu eng und zu kurz, wirken selbst gestandene Männer wie Konfirmanden. Ist er hingegen zu weit und zu lang, füllt der Träger ihn nicht aus. Beides irritiert und führt dazu, dass Männer nicht ernst genommen werden. Dabei steht der Anzug für das Gegenteil: für Seriosität, Festlichkeit oder einfach guten Stil. Die Suche nach dem perfekten Stück sollte daher mit einigem Engagement betrieben werden.

Die Farbe

Der Alleskönner unter den Anzügen ist der anthrazitfarbene, sagt Michael Seiler, Leiter der Berliner Niederlassung des Herrenausstatters SØR. So ein Modell sollte jeder Mann im Schrank haben. "Ein anthrazitfarbener Anzug kann sportlich wirken, aber auch als Abendgarderobe dienen, zum Beispiel für den Theaterbesuch." Der Klassiker und die Nummer zwei sei ein Modell in Dunkelblau. "Der dunkelblaue Anzug ist korrekt und eignet sich gut für das Büro, ist aber eine Nuance sportlicher als der anthrazitfarbene", sagt Seiler. Alle weiteren Farben und Muster - ob braun oder mit Nadelstreifen - brauche ein Mann nur "zur Lust an der Variation".

"Schwarz ist weniger verbreitet, als mancher denkt", sagt Volkmar Arnulf, Maßschneider aus Potsdam und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands des Maßschneiderhandwerks in Essen. In intellektuellen Kreisen sei der schwarze Anzug Standard. Die meisten greifen Arnulf zufolge aber zu Variationen von Blau - der ihm zufolge meistverkauften Farbe - sowie zu Anthrazit.

Im Büro seien grundsätzlich Dunkelblau und Dunkelgrau gesetzt, erklärt der Stilberater Bernhard Roetzel aus Berlin. Hellere Farben seien im Sommer möglich. Geschäftsleute bleiben seinem Rat zufolge aber auch an heißen Tagen besser beim klassischen dunklen Look.

Der Stoff

Ein Herrenanzug ist in der Regel aus Schurwolle. "Je feiner, desto förmlicher", sagt Roetzel. Dickere Stoffe wie Flanell oder Tweed wirken rustikal. "Diese Materialien sind faseriger. Sie haben mehr Griff und wirken durch ihre Tradition als Stoff der britischen Jäger-Anzüge ländlich - für das Büro ist das nichts."

Weil sein Material besonders auffällig ist, vermittelt ein Cordanzug auch immer eine besondere Ausstrahlung. "Cord wirkt sportlich", erklärt Roetzel. "Er passt in Situationen, in denen ich keinen Anzug tragen muss, aber einen tragen möchte, um gut angezogen auszusehen." Ein Cordanzug ist also kein Muss, kann in manchem Beruf oder in der Freizeit aber das passende Kleidungsstück sein. Auch Anzüge aus Baumwolle fallen auf. Sie sind laut Roetzel nur im Sommer angemessen.

Eine gute Passform kostet Geld

Die Kosten

Mehrere Hundert Euro müssen Männer für einen Anzug, an dem sie eine Weile Freude haben wollen, einplanen. "Wer Glück hat, kann bei den großen Modeketten durchaus einen passenden Anzug für 199 Euro finden", sagt Roetzel. Hochwertigere Stücke gibt es seiner Erfahrung nach in der Preisspanne zwischen 500 und 700 Euro. Er rät dazu, eher mehr Geld auszugeben: "Sie müssen sich fragen: Worin will ich den Großteil meines Berufslebens verbringen?"

Auch Herrenausstatter Seiler rät zu Anzügen "ab 499 Euro". Wer weniger ausgibt, nehme unter anderem Einbußen beim Obermaterial und bei der Qualität der Nähte in Kauf. Und er fügt hinzu: "Das Wichtigste ist: Ein Anzug muss passen, ob er nun 499 oder 2499 Euro kostet."

Maß oder von der Stange

Maßschneider Arnulf spricht sich schon von Berufs wegen für den Maßanzug aus. Allgemeingültig sei aber auch folgender Tipp: "Wenn der Dienstwagen eine bestimmte Größe erreicht hat und ein Mann eine besonders verantwortliche Rolle im Geschäftsleben innehat, sollte es ein Maßanzug sein." Er hebe die Vorteile des Körpers hervor und verhelfe der Figur - ob schlank oder fülliger - zur Geltung. Er könne sogar einen Bauchansatz kaschieren.

Für Roetzel stellt sich in der "Luxusklasse", die für ihn ab 3000 Euro beginnt, die Frage, ob sich der Kauf von der Stange überhaupt noch lohnt. Denn wer so viel Geld in einen Anzug investieren kann, sollte überlegen, ob eine Maßanfertigung nicht der bessere Weg ist.

Die Passform

Neuralgische Punkte beim Anzug sind die Ärmel- und die Hosenlänge sowie die Bundweite, erklärt Seiler. "50 Prozent aller Anzüge müssen meiner Erfahrung nach bei einem dieser Maße angepasst werden." Gültig sei nach wie vor die alte Regel, dass die Manschette etwa einen Zentimeter hervorschauen soll, wenn ein Mann aufrecht steht und die Arme baumeln lässt.

Das Sakko

Ob ein Sakko wirklich passt oder nicht, erkennen Fachleute an mehreren Punkten. Ein kurzer Hals führt oft zu "Nackenstau", erklärt Seiler. Das bedeutet, dass der Stoff im Nacken eine Falte wirft und nach hinten ab- oder hochsteht. Auch die Breite der Schultern ist oft problematisch: Ist das Sakko obenherum zu eng, spannt der Stoff. Der Träger wirkt dem Experten zufolge in einer zu schmalen Form wie ein "Preisboxer".

Der Mode folgend seien die Sakkos zuletzt etwas kürzer geworden, sagt Arnulf. Klassisch misst ein Maßschneider die Länge vom höchsten Punkt am Nacken bis zum Fußboden, teilt den Wert durch zwei und zieht zwei Zentimeter ab, um die optimale Länge des Sakkos herauszufinden. "Es wirkt dann nicht zu lang und nicht zu quadratisch", erklärt der Maßschneider. Eine Grundregel lautet: "Das Sakko muss das Gesäß bedecken", sagt Roetzel.

Ob Männer zu einem Ein- oder Zweireiher greifen, sei dagegen Geschmackssache. Der Zweireiher sei heute seltener geworden und wirke daher mittlerweile sehr klassisch. Ebenso ist eine Weste kein Muss.

Die Hose

Bei klassischen Schnitten laute die Regel: Die Hose fällt im Stehen hinten bis zur Oberkante des Schuhabsatzes, sagt Seiler. Für Arnulf endet sie den Regeln zufolge einen Zentimeter oberhalb der Absatzkante. Vorne sei sie beim Maßanzug kürzer. Bei der aktuellen Mode seien die Fußweiten häufig schmaler, erklärt Seiler. Hier könne die Hose nicht bis zur Oberkante des Absatzes fallen, denn sie setze vorher auf - im Idealfall auf halber Schuhhöhe. Beim Gehen sollte die Hose den Schuh nie ganz freigeben, sodass die Socken zu sehen sind. Dann sei sie zu kurz.

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