Dresscode für Frauen im Job:In neun Schritten zum perfekten Outfit

Nachspielzeit bei der Jobsuche: In der Probezeit wird's ernst

Die Karriereleiter in Ballerinas erklimmen? - Undenkbar. Der Kleiderkodex innerhalb der Geschäftswelt funktioniert nach eigenen Regeln.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Mode hat in Vorstandsetagen nur bedingt etwas zu suchen. Erfolg und Durchsetzungsvermögen heißen die Attribute, die die Kleidung vermitteln soll. Doch Frauen müssen sich nicht verbiegen.

Von Dorothea Grass

Biker-Boots, Vintage-Look, gelber Nagellack - zeitgemäße Mode unterliegt längst keinen Grenzen mehr. Laut der Münchner Literaturwissenschaftlerin und Philologin Barbara Vinken hat Mode-Etikette mittlerweile nur noch den Sinn, sich von ihr zu befreien.

Aber funktioniert das auch im Berufsleben? Die Stilberaterin und Knigge-Expertin Katharina Starlay verneint. "Mode und Stil, das sind zwei Paar Stiefel", sagt sie. Nach wie vor herrsche in den Führungsetagen eine klare Kleiderordnung. Starlay gibt SZ-Leserinnen Tipps, wie sie sich vor allem in männlich dominierten Branchen wie dem Finanzsektor oder in Unternehmensberatungen stilsicher kleiden und ihre Weiblichkeit dennoch nicht verleugnen. Eine Anleitung in neun Schritten.

Die Grundlage: Im Kleiderschrank hängt eine Reihe von Basisteilen wie Hosenanzüge, Kostüme, Etuikleider und dazu kombinierbare einfarbige Shirts und klassische Hemdblusen. "Man sollte zumindest einen Wochensatz besitzen", lautet Starlays Faustregel. Besonders gute Kombinationsmöglichkeiten bieten dreiteilige Kostüme (Jacke mit Hose oder Rock und Weste).

Farbe dem Anlass anpassen: Bei der Zusammenstellung lohnt ein Gedanke an die wichtigsten Termine im bevorstehenden Arbeitstag. Marineblau, Grau und Braun wirken ruhig und seriös - ideal für den Auftritt bei Präsentationen oder Moderationen. Damit das Outfit nicht dröge aussieht, rät Starlay zu Shirts oder dezent gemusterten Blusen in Kontrastfarben. Wer im Mitarbeitergespräch eine vertrauensvolle Atmosphäre erzeugen wolle, könne bei den Basisteilen auch zu hellen Farben wie Cremetönen greifen. Schwarz hingegen sei die Farbe der Distanz, die der größtmöglichen Sachlichkeit, also eher ein Fall für konfrontative Situationen oder Meetings. Aber Vorsicht: Schwarz lässt die Gesichtszüge deutlicher und härter erscheinen, Falten werden betont. Bei einem Auftritt vor größerem Publikum gilt es, seriös und trotzdem nicht langweilig zu wirken. Katharina Starlay empfiehlt eine "Kostüm- oder Anzug-Kombination, die in Schnitt, Farbe und Stoff etwas extravaganter ist und dadurch auffällt." Doch Vorsicht: Wenn jede Komponente, also Schnitt, Farbe und Stoff, für sich extravagant ist, kann es zu viel werden.

Alternativen zum Blazer? "Die gibt es nicht, zumindest nicht für repräsentative Auftritte" sagt die Stilberaterin. "Eine Frau in Strick wird rein optisch nie als Chef wahrgenommen werden." Durch die Schulterbetonung, den Revers- oder Schalkragen signalisiere der Blazer Angezogenheit und Seriosität. Für darunter bietet sich ein Shirt an, wenn der Arbeitstag leger verläuft oder eine Bluse, wenn es förmlich wird. An Tagen ohne Kundentermine darf eine Chefin allerdings auch beruhigt im Twin-Set unterwegs sein.

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Gutes Standing fängt bei der Absatzhöhe an

Längen und Proportionen beachten: Im geschäftlichen Umfeld enden Röcke maximal eine Handbreit über dem Knie, auch aus praktischen Gründen. "Eine Frau muss sich in ihrem Rock hinsetzen und sitzen bleiben können, ohne dabei zu viele Reize zu offenbaren", sagt die Dresscode-Expertin. Blazerärmel reichen inklusive Blusenmanschette etwa bis zur Handwurzel. Sind die Ärmel länger, wirkt die Trägerin in ihrem Oberteil verloren. Hosen sollten bis zur Mitte des Absatzes reichen. Im Idealfall formt die Kleidung eine Silhouette, die die Körperlinie nachzeichnet, ohne die weiblichen Attribute zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Die Kleidung sollte einwandfrei geschnitten und keinesfalls zu eng sein. Eine kurvige Frau sollte auf eine tailliert geschnittene Jacke achten, eventuell einen breiten Gürtel tragen, um so ihre Vorteile in den Vordergrund zu rücken. Die Körperlinie ließe sich zusätzlich mit einer Hose im Marlene-Stil (hohe Taille, weites Bein) verlängern. Bei kräftigen Beinen rät Starlay von schmalgeschnittenen Hosen ab. Wichtig auch: Zeigen Sie Größe! Kleine Frauen mit schlanken Beinen wirken durch kürzere Röcke etwas gestreckt.

Schuhe: "Frauen sollten Schuhe mit Absätzen in der Höhe tragen, in der sie souverän gehen können", so die Fachfrau. Zu hohe und spitze Absätze scheiden für die Businessgarderobe aus. "Wer ständig an seine Balance denken muss, hat kein gutes Standing in geschäftlichen Verhandlungen." Eine gute Alternative zur Hose oder sportlichen Outfits sind flache Loafers; mit Absatz sind sie auch gut zu Röcken tragbar. Stiefel verjüngen so manches Kostüm, sollten aber in ihrer Beschaffenheit zum Material der Kleidung passen. Die Absätze der Stiefel sollten weder zu hoch noch zu spitz sein, als ideal bezeichnet Katharina Starlay Blockabsätze. Ballerinas hingegen fördern eine mädchenhafte Erscheinung - und gleichzeitig einen unschönen Gang. Peeptoes, also Schuhe, die vorne offen sind, haben der Expertin zufolge nichts im Büro zu suchen. Sandalen im Sommer seien bei wichtigen Arbeitsterminen ebenfalls tabu und sollten dem Privatleben vorbehalten bleiben. Die Farbe der Schuhe sollte der Kleidung entsprechen beziehungsweise dunkler sein.

Accessoires: Um auf der Sachebene zu bleiben, sollten die Augen des Gegenübers vor allem auf dem Gesicht ruhen. Das geht am besten mit der richtigen -> Farbwahl, stimmigen -> Proportionen, aber auch mit Accessoires. "Eine Kette ist eine wunderbare Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf das Gesicht zu leiten," sagt Katharina Starlay. Die Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen sollte Starlay zufolge sichtbar sein. Wichtig ist, nicht zu überladen auszusehen: so zum Beispiel als Brillenträgerin einen dominanten Blusen- und Blazerkragen mit Halskette, langen Ohrringen, einem Tuch und offenen Haaren zu kombinieren. Bei einem auffälligen Kragen genügt eine Kette als Accessoire, die Haare sollten zusammengebunden werden. Als Faustregel nennt Katharina Starlay: "Die gesamte Erscheinung sollte nicht mehr als etwa neun Hingucker aufweisen." Dazu gehören unter anderem Schuhe, Farben, Uhr, Brille, Kragen und Kleiderschnitt, Stoff, Make-up.

Haare: Schulterlange oder noch längere Haare müssen top gepflegt sein, wenn sie offen getragen werden. Ansonsten empfiehlt es sich, sie zusammenzunehmen bzw. auf einen kürzeren Haarschnitt umzusteigen. Das gleiche gilt, wenn die ersten Silberfäden im langen Haar sichtbar werden. Wer sein Haar färbt, sollte unbedingt darauf achten, die Haarfarbe nicht zu dunkel zu wählen, sonst erscheinen die Gesichtszüge zu hart.

Make-up: Das Wichtigste beim Business-Make-up ist gesunde Haut. Wer mit Pickeln, Augenringen oder Rötungen zu kämpfen hat, benötigt eine perfekt auf den Hautton abgestimmte Foundation. Beim Schminken sollten schließlich Akzente gesetzt werden, die nicht miteinander konkurrieren: Betonen Sie entweder die Augen- oder die Lippenpartie mit dezenten Farben.

Preisfrage: Businessmode ist eine Investition in die Zukunft und darf darum ruhig etwas mehr kosten. Preise könnten zwar stark variieren, aber "eine gut verarbeitete Businessjacke, die in EU-Ländern wie Deutschland oder Italien genäht wurde, kostet je nach Auflage etwa zwischen 300 bis 400 Euro," sagt Katharina Starlay. "Ein guter Index für Qualität ist der Wiederverkaufswert." Eine grobe Orientierung liefern Online-Seconhandläden wie zum Beispiel: justsecond.de oder videdressing.de.

Katharina Starlay hat Modedesign studiert, sie berät Firmen und Einzelpersonen, entwirft Kleidung für Unternehmen, ist Buchautorin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. In ihrem Portal Stilclub.de thematisiert sie Kleidungs- und Stilfragen.

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