Biker-Boots, Vintage-Look, gelber Nagellack - zeitgemäße Mode unterliegt längst keinen Grenzen mehr. Laut der Münchner Literaturwissenschaftlerin und Philologin Barbara Vinken hat Mode-Etikette mittlerweile nur noch den Sinn, sich von ihr zu befreien.
Aber funktioniert das auch im Berufsleben? Die Stilberaterin und Knigge-Expertin Katharina Starlay verneint. "Mode und Stil, das sind zwei Paar Stiefel", sagt sie. Nach wie vor herrsche in den Führungsetagen eine klare Kleiderordnung. Starlay gibt SZ-Leserinnen Tipps, wie sie sich vor allem in männlich dominierten Branchen wie dem Finanzsektor oder in Unternehmensberatungen stilsicher kleiden und ihre Weiblichkeit dennoch nicht verleugnen. Eine Anleitung in neun Schritten.
Die Grundlage: Im Kleiderschrank hängt eine Reihe von Basisteilen wie Hosenanzüge, Kostüme, Etuikleider und dazu kombinierbare einfarbige Shirts und klassische Hemdblusen. "Man sollte zumindest einen Wochensatz besitzen", lautet Starlays Faustregel. Besonders gute Kombinationsmöglichkeiten bieten dreiteilige Kostüme (Jacke mit Hose oder Rock und Weste).
Farbe dem Anlass anpassen: Bei der Zusammenstellung lohnt ein Gedanke an die wichtigsten Termine im bevorstehenden Arbeitstag. Marineblau, Grau und Braun wirken ruhig und seriös - ideal für den Auftritt bei Präsentationen oder Moderationen. Damit das Outfit nicht dröge aussieht, rät Starlay zu Shirts oder dezent gemusterten Blusen in Kontrastfarben. Wer im Mitarbeitergespräch eine vertrauensvolle Atmosphäre erzeugen wolle, könne bei den Basisteilen auch zu hellen Farben wie Cremetönen greifen. Schwarz hingegen sei die Farbe der Distanz, die der größtmöglichen Sachlichkeit, also eher ein Fall für konfrontative Situationen oder Meetings. Aber Vorsicht: Schwarz lässt die Gesichtszüge deutlicher und härter erscheinen, Falten werden betont. Bei einem Auftritt vor größerem Publikum gilt es, seriös und trotzdem nicht langweilig zu wirken. Katharina Starlay empfiehlt eine "Kostüm- oder Anzug-Kombination, die in Schnitt, Farbe und Stoff etwas extravaganter ist und dadurch auffällt." Doch Vorsicht: Wenn jede Komponente, also Schnitt, Farbe und Stoff, für sich extravagant ist, kann es zu viel werden.
Alternativen zum Blazer? "Die gibt es nicht, zumindest nicht für repräsentative Auftritte" sagt die Stilberaterin. "Eine Frau in Strick wird rein optisch nie als Chef wahrgenommen werden." Durch die Schulterbetonung, den Revers- oder Schalkragen signalisiere der Blazer Angezogenheit und Seriosität. Für darunter bietet sich ein Shirt an, wenn der Arbeitstag leger verläuft oder eine Bluse, wenn es förmlich wird. An Tagen ohne Kundentermine darf eine Chefin allerdings auch beruhigt im Twin-Set unterwegs sein.