Doppelqualifikation:Digitales und Diversity

Doppelqualifikation: Diversity-Konzepte spielen während der Ausbildung eine wichtige Rolle. Auch die Entwicklung von Webinaren gehört dazu. Illustration: imago

Diversity-Konzepte spielen während der Ausbildung eine wichtige Rolle. Auch die Entwicklung von Webinaren gehört dazu. Illustration: imago

Der berufsbegleitende Studiengang "Pädagogik & Digitales Lernen" qualifiziert für Führungspositionen in allen Bereichen der Bildung. Welche Kompetenzen erlernt man dort?

Von Holger Pauler

Abstand halten, das ist nach wie vor die Devise. Von Mensch zu Mensch ist das im öffentlichen Leben unerwünscht, aber dem Computerbildschirm darf man schon etwas näherkommen. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungsangeboten, die nach dem Prinzip des Digital Learning funktionieren. "Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die Zahl der Interessenten noch einmal angestiegen ist", sagt Frank Schulte, Professor für Pädagogik und Hochschuldidaktik an der FOM Hochschule für Berufstätige.

Die FOM gehört mit ihren 33 Standorten zwischen Hamburg und Wien, Aachen und Leipzig zu den größten deutschsprachigen Hochschulen. 55 000 Studierende sind dort für das Sommersemester eingeschrieben, das seit Anfang März läuft. Besonders stark nachgefragt ist der berufsbegleitende Masterstudiengang "Pädagogik und Digitales Lernen", der zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um ein bundesweit einzigartiges Angebot: Seit 2019 werden dort umfassende Kompetenzen in Bereichen wie Pädagogik, digitalisiertes Lehren und Lernen oder Lern- und Organisationsberatung vermittelt.

Die Studierenden sollen lernen, in heterogen zusammengesetzten Gruppen geschickt zu agieren

Der Studiengang richtet sich an Interessenten aus diversen Branchen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen, darunter Personalmanager und Bildungsberater, Ingenieure, Naturwissenschaftler oder Pflegekräfte mit erstem akademischem Abschluss, die an Pflegefachschulen unterrichten möchten. "Wir bereiten die Studierenden auf verantwortungsvolle Aufgaben in unterschiedlichen Abteilungen des Bildungssektors vor, wie etwa die schulische oder die berufliche Bildung", so Schulte.

Absolventen des Studiengangs Pädagogik und Digitales Lernen qualifizieren sich für Fach- und Führungspositionen in der Aus- und Weiterbildung, zum Beispiel als pädagogisches Fachpersonal in der Bildungsberatung. Auch Bildungsbereiche in Unternehmen, wie in der Personalentwicklung, oder in öffentlichen Institutionen und Verwaltungen sowie Lehr- und Dozententätigkeiten gehören zu den möglichen Einsatzfeldern. "Die Absolventen können auch eine schulische Laufbahn einschlagen", sagt Schulte, allerdings werde hier je nach Bundesland und individueller Vorqualifikation entschieden.

Das viersemestrige Studium ist interdisziplinär angelegt und fokussiert eine Vielzahl von Themen aus dem Bereich Pädagogik und Didaktik, darunter auch Coaching, Bildungsforschung und Pädagogische Psychologie. Die Studierenden sollen zudem Medienkompetenz erlangen, um sie später vermitteln zu können. Der Umgang mit Social Media wird dabei immer wichtiger. Auch Konzepte für Diversity, Inklusion oder Integration spielen in der Ausbildung eine Rolle: Die Studierenden lernen, mit heterogen zusammengesetzten Gruppen pädagogisch professionell zu agieren. Das können zum Beispiel Gruppen mit Teilnehmern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher sozialer Schichten sein. Aber auch Teams, zu denen Migranten gehören. Vom zweiten Semester an nehmen die Studierenden jeweils an einem Didaktik-Projekt teil, das in der Gruppe stattfindet. Zunächst bereiten sie pädagogische Alltagssituationen im Webinar oder in anderen digitalen Veranstaltungen vor, abschließend simulieren sie diese Situationen jeweils in einem eintägigen Präsenzseminar in einer größeren Gruppe.

Die Studierenden entwickeln zudem Konzepte für digitale Bildungsangebote, wie etwa Webinare und E-Learning-Plattformen. Um sie mit den Möglichkeiten des digitalen Lernens vertraut zu machen, bietet die FOM darüber hinaus einzelne Module nach dem Prinzip des Blended-Learning. In den E-Learning-Phasen beschäftigen sich die Studierenden mit didaktisch aufeinander aufbauenden Lerneinheiten, die durch Webinare und Online-Sprechstunden begleitet werden. Letztere sind virtuelle Einzel- oder Gruppenmeetings mit Hochschullehrenden in einem Webinarraum. Zudem gibt es Lehr- und Expertenvideos zur Vertiefung der fachlichen Inhalte sowie Online-Quizze zur eigenen Lernfortschrittskontrolle. Die FOM legt "Wert darauf, dass die Studierenden nach einem langen Arbeitstag auch online in der Gruppe lernen", sagt Schulte. "Das steigert die Motivation. Sich gegenseitige Rückmeldung zu geben, hat sich als besonders lernförderlich gezeigt."

Auch ein unmittelbares, persönliches Feedback sei wichtig, um die Motivation aufrechtzuerhalten, aber auch, um Fehler zu korrigieren und Entwicklungen zu steuern. Da das Lernen auf Distanz zur aktuellen Krisensituation passe, sei mit einem Anstieg der Bewerber zu rechnen. Doch man werde darauf achten, dass die jeweiligen Gruppen, in denen die Berufstätigen gemeinsam lernen, nicht zu groß werden, sagt Schulte. "Immatrikulationen werden allerdings nicht zurückgewiesen; wir werden stattdessen die Anzahl der Lerngruppen erhöhen."

Aus Expertensicht macht das Handwerk 90 Prozent des beruflichen Erfolgs aus

Über die tatsächlichen Erfolgsaussichten auf dem Arbeitsmarkt gibt es noch keine belastbaren Zahlen. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Laufbahn dürften allerdings gelegt sein, auch wenn es, wie überall, keine Garantie gibt: "90 Prozent des beruflichen Erfolgs sind Handwerk, zehn Prozent Charisma, Persönlichkeit und Talent", sagt Schulte. Auf Letzteres habe man daher nur bedingt Einfluss. Zum Erstgenannten gehörten didaktische Kompetenz und "Instructional Design". Beides kann und soll gelehrt und gelernt werden.

Information: Der viersemestrige, berufsbegleitende Studiengang "Pädagogik und Digitales Lernen" an der FOM führt zum Master-Abschluss. Man kann ihn nach verschiedenen Zeit-Modellen an unterschiedlichen Standorten studieren, zum Beispiel in Frankfurt am Main, Köln, München oder Saarbrücken. Zulassungsvoraussetzungen sind ein erster Hochschulabschluss und eine Festanstellung. Die Gesamtkosten von 12 430 Euro beinhalten Immatrikulationsgebühr, Studiengebühren und Prüfungsgebühr. Weitere Infos: www.fom.de/mpdl.html

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