Doktortitel:"Eine Geldverdienmaschine"

Doktortitel: Professor Johanna Mair.

Professor Johanna Mair.

(Foto: Peter Himsel)

Mancherorts sind DBA-Programme in Verruf geraten, meint Prof. Johanna Mair im Gespräch.

Interview von Christine Demmer

Johanna Mair ist Professorin für Management, Organisation und Leadership an der Hertie School of Governance in Berlin. Ihren Ph.D. erwarb sie an der INSEAD Business School in Fontainebleau. Sie lehrte dort und an der IESE Business School in Barcelona sowie an den amerikanischen Universitäten Harvard und Stanford.

SZ: Der traditionelle Doktortitel in den englischsprachigen Ländern ist der Ph.D., der Doctor of Philosophy. Warum braucht man dann noch den DBA?

Johanna Mair: Die Idee dahinter war, ein Doktoratsstudium im Businessbereich anzubieten, das sich auf praxisbezogene Forschung fokussiert. Die Harvard Business School hat lange daran festgehalten, auch um die Nachfrage an Professoren für die gerade gegründeten Business Schools in den USA und Europa in den 1970er- und 1980er-Jahren zu decken. Heute bietet sie aber kein DBA-Programm mehr an. Mittlerweile werden DBA-Programme vorwiegend von privaten Hochschulen angeboten für Manager und Managerinnen, die nebenberuflich promovieren wollen.

Wird der Titel als absolut gleichwertig zum Ph.D. oder zum deutschen Doktorgrad betrachtet?

Den DBA kann man in kürzerer Zeit erwerben als einen Ph.D., er ist daher ein bisschen in Verruf geraten, ähnlich wie Doktoratsstudien, die man in ein, zwei Jahren absolvieren kann.

Trotzdem wird er in England, in den Niederlanden und über dortige Kooperationsschulen auch in Deutschland angeboten. Woran liegt das?

Es gibt Menschen, die gerne einen sichtbaren akademischen Titel hätten, die die Studiengebühren bezahlen können und trotzdem in ihren Führungsjobs bleiben wollen. Das sind offenbar nicht wenige.

Müsste man die Vollzeit arbeitenden Manager nicht bewundern, die es schaffen, binnen drei Jahren ein anspruchsvolles Promotionsstudium zu absolvieren?

Natürlich ist das beachtlich. Worauf es ankommt, ist aber letztlich die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit. Diese wiederum hängt ganz stark davon ab, welche wissenschaftliche Ausbildung und Betreuung im Rahmen des Studiums angeboten wird. Schließlich geht es beim DBA, Ph.D. und Doktorgrad darum, Wissen zu schaffen, und nicht darum, seinen Namen mit zwei oder drei zusätzlichen Buchstaben zu schmücken.

In Deutschland werden DBA-Programme in der Regel nicht von den Hochschulen, sondern von deren Weiterbildungstöchtern angeboten. Ein Schelm, wer da an finanzielle Interessen denkt?

Überhaupt nicht. Bei manchen Business Schools ist das die Attraktion. Der DBA ist eine Geldverdienmaschine.

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