Süddeutsche Zeitung

Digitalisierungsexperte:Was treibt mich an, was sind meine Ziele?

Lesezeit: 1 min

Gefragt seien Weiterbildungen, die der Selbstfindung und Selbstoptimierung dienen, sagt Mirco Fretter.

Interview von Christine Demmer

Mit Modeströmungen in der beruflichen Weiterbildung ist Mirco Fretter, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für berufliche Bildung in Köln, bestens vertraut. Er ist seit 20 Jahren im Weiterbildungsgeschäft tätig und befasst sich auch mit modernen Technologien zur Wissensvermittlung.

SZ: Welche Trends befeuern aktuell die Weiterbildungsszene?

Mirco Fretter: Den einen großen neuen Trend gibt es im Weiterbildungsmarkt derzeit nicht. Sehr beliebt sind weiterhin die Klassiker unter den Weiterbildungsprogrammen: berufsbegleitende Masterstudienprogramme sowie Fortbildungen zum Fachwirt und Betriebswirt.

Orientieren sich die Lernwilligen ausschließlich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes?

Nicht nur, aber sehr stark. Die Weiterbildungsinteressierten möchten natürlich auf zukunftsfähige Themen setzen und das erlernte Wissen sinnvoll anwenden können. Daneben erfreuen sich aber auch Weiterbildungen großer Beliebtheit, die der Selbstfindung dienen. Was sind meine Stärken und Schwächen? Was treibt mich im Leben an? Welchen Sinn finde ich in meinen täglichen Aufgaben? Welche Ziele setze ich mir im Leben? Das beschäftigt viele Menschen.

Dafür bezahlen die Arbeitgeber?

Durchaus. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements investieren Firmen zunehmend auch in psychologische Coachings und Weiterbildungen, die den Mitarbeitern Selbstreflexion ermöglichen, zu mehr Selbstsicherheit verhelfen und das Burn-out-Risiko verringern. Viele Teilnehmer melden sich auch privat für diese Lehrgänge an.

Worauf achten die Menschen noch, neben dem Thema der Weiterbildung?

Auf die Form der Wissensvermittlung. Man fragt uns oft, welche Rolle Frontalunterricht spielt, und ob moderne, digitale Elemente eingesetzt werden. Die Flexibilität des Online-Unterrichts wird zunehmend beliebter.

Klar ist: Wenn man heute einen Fräser qualifizieren will, dann muss er über die entsprechende digitale Kompetenz verfügen, um die Komplexität der Maschine zu verstehen. Die meisten Arbeitnehmer sind aber auch privat an digitalen Lernmedien interessiert und erkennen, dass ihnen Webinare, Video-Tutorials und Online-Trainings mehr Flexibilität im Alltag verschaffen. Kurse wie früher, bei denen man jeden Dienstagabend zwischen 18 und 20 Uhr mit größter Aufmerksamkeit dem Lehrer zuhören musste, sind ziemlich "old school".

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Quelle:
SZ vom 16.03.2018
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