Die beste Schule 2011:Prämierte Gesamtschule bangt um ihr Konzept

Aufregung an Deutschlands bester Schule: Drei Monate nach der Auszeichnung droht dem preisgekrönten Konzept der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Göttingen das Aus. Schuld daran ist die Landesregierung.

Gemeinsamer Unterricht von Gymnasiasten, Haupt- und Realschülern bis zur 10. Klasse, keine Noten bis zur 8. Klasse: Für ihr Konzept hat die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule in Göttingen im Juni den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis erhalten. Nun steht ihr Konzept vor dem Aus. Denn künftig solle auch dort das Turbo-Abitur nach zwölf Jahren abgelegt werden, sagte die Göttinger SPD-Landtagsabgeordnete Gabriele Andretta am Donnerstag. Dies habe die Landesregierung im Kulturausschuss des Landtages mitgeteilt. Das Land wolle der Schule lediglich einige Lehrerstunden für zusätzlichen Unterricht anbieten.

Beste Schule Deutschlands muss Konzept aufgeben

Schüler und Lehrer der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule jubeln im Juni in Göttingen über die Auszeichnung "Beste Schule des Jahres".

(Foto: dpa)

Schulleitung, Lehrer und Eltern der Integrativen Gesamtschule (IGS) wollen am Abitur nach Klasse 13 festhalten, weil nur dann das preisgekrönte integrative Konzept umsetzbar sei. Das Kultusministerium in Hannover wollte sich am Donnerstag zur Zukunft der Schule nur schriftlich äußern. "Eine abschließende Entscheidung ist noch nicht gefallen", heißt es in einer Stellungnahme. Das Ministerium werde auf die Schule und den Schulelternrat mit einem Vorschlag zugehen. Dieser sehe im Wesentlichen vor, dass die IGS ihr pädagogisches Konzept weiterführen könne. Allerdings werde "künftig das Abitur nach zwölf Schuljahren möglich sein".

Der stellvertretende Schulleiter Rolf Ralle nannte das Angebot des Ministeriums "eine Mogelpackung". Es sehe vor, mit Hilfe zusätzlicher Lehrerstunden alle Schülerinnen und Schüler bis einschließlich der 10. Klasse nach der Gymnasialstundentafel zu unterrichten. Dann solle nach zwei weiteren Jahren das Abitur folgen. "Das Ministerium will ohne Rücksicht auf Verluste das Abitur nach Klasse 12", sagte Ralle. Dass dabei das gemeinsame Lernen von Schülern unterschiedlicher Leistungsstärke und viele Projekte auf der Strecke blieben, spiele wohl keine Rolle.

Dabei sei die IGS gerade dafür als modellhaft ausgezeichnet worden. Bundespräsident Christian Wulff hatte den Preis überreicht. Auch Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann hatte gratuliert. Der Preis sei für das besondere pädagogische Konzept verliehen worden, hatte der CDU-Politiker damals gesagt. Der Erfolg der IGS beruhe darauf, dass die Schüler Zeit für gemeinsames Lernen haben, sagte die SPD-Abgeordnete Andretta. Diese Zeit solle den Schülern jetzt genommen werden. Sie warf der Landesregierung vor, das preisgekrönte Schulkonzept "auf dem Altar ideologischer Verbohrtheit" zu opfern.

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