Deutsche Schüler sind zuversichtlich:Mit Abitur lebt es sich zufriedener

Je gebildeter Schüler sind, desto optimistischer blicken sie in die Zukunft. Trotzdem fühlen sich Hauptschüler besser aufs Leben vorbereitet als Gymnasiasten.

J. Osel

Deutschlands Schüler blicken überwiegend optimistisch in ihre Zukunft, 56 Prozent sehen ihre persönliche Situation in den nächsten zwölf Monaten "mit Zuversicht" oder "großer Zuversicht". Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Universität Hohenheim im Auftrag der Allianz-Versicherung, zu der bundesweit Jugendliche aller Schularten ab 14 Jahren befragt wurden.

Daumen hoch

Daumen hoch: Die Mehrzahl der deutschen Schüler sieht mit großer Zuversicht in die eigene Zukunft.

(Foto: iStock)

Die am Mittwoch vorgestellten Ergebnisse sind Teil einer groß angelegten "Zuversichtsstudie". Mit steigender Bildung steigt demnach die Zufriedenheit mit dem persönlichen Leben. So blicken 62 Prozent der Gymnasiasten ihrer Zukunft mit Zuversicht entgegen, während es bei den Realschülern 58, bei den Hauptschülern nur 46 sind. Bei den Gymnasiasten gaben zudem mehr als zwei Drittel an, sie gehen davon aus, dass ihre Pläne nach der Schule Wirklichkeit werden. Bildung sei somit nicht nur Kapital für die materielle Zukunft, sondern auch für das Selbstbewusstsein, lautet ein Fazit der Studie.

Der Optimismus für das eigene Leben ist insgesamt höher als die Zuversicht für das Land. Nur 25 Prozent gaben hier ein positives Stimmungsbild an. Vor allem der Arbeitsmarkt und das Rentensystem werden mit Sorge verfolgt. "Was Schüler selbst gestalten können, gehen sie mit Zuversicht an - erst recht, wenn sie von Familie und Freunden unterstützt werden. Gesellschaftliche Entwicklungen, die in den Händen der Politiker liegen, sehen sie mit Skepsis", sagt der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider, Leiter der Untersuchung.

Ein überraschendes Ergebnis ist, dass sich 53 Prozent der Hauptschüler durch ihre Schulbildung für das Leben gut gewappnet sehen. Bei den Gymnasiasten sagten dies lediglich 45 Prozent. Weil nach einem höheren Abschluss mehr Möglichkeiten offenstünden als nur eine klassische Ausbildung oder der Besuch einer weiterführenden Schule, fühlten sich die Schüler "naturgemäß weniger konkret vorbereitet", sagt Brettschneider. "Bei den Hauptschülern ist relativ klar, wie es nach der Schule weitergeht. Dementsprechend gut fühlen sie sich von der Schule vorbereitet." Und der Stempel der "Reste-Schule", der den Hauptschulen anhaftet? Das Wissen um den schlechten Status ihrer Schulart könne dazu führen, dass die Schüler das Gefühl hätten "nicht als vollwertig wahrgenommen zu werden", sagt Brettschneider.

Zahlreiche Bundesländer haben die Hauptschule mittlerweile abgeschafft oder versuchen sich an Reformen. In Bayern steht die Einführung der Mittelschule mit berufsorientierten Zweigen an, die einen mittleren Abschluss ermöglichen. Baden-Württemberg versucht dergleichen unter dem Namen Werkrealschule. In Hamburg könnte die Hauptschule als eigenständige Form nach dem Volksentscheid am Sonntag der Vergangenheit angehören, in Berlin tritt dies mit den neuen Sekundarschulen zum kommenden Schuljahr ein.

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