Deutsche Hochschulen im Ausland:Abschluss made in Germany

Praxisnah und gut: Das Modell der deutschen Fachhochschule ist mittlerweile auf der ganzen Welt gefragt. Davon profitieren nicht nur die Studenten vor Ort, sondern auch die deutsche Wirtschaft.

Stefan Lakeband

Autos, Kühlschränke, Bohrmaschinen - das Siegel "Made in Germany" zieht noch immer. Und zu den ganzen Gütern, die Deutschland in die weite Welt exportiert, zählt seit geraumer Zeit auch eine weitere deutsche Besonderheit: die Fachhochschule.

German Jordanian Universtiy Amman Jordanien GJU

Das Modell "deutsche Fachhochschule" hat auch in Amman Einzug gefunden: An der German-Jordanian University werden Studenten praxisnah und mit Deutschlandbezug ausgebildet.

(Foto: Bastian Ehl)

Etwa 60 Studienangebote im Ausland, von einzelnen Studiengängen bis hin zu kompletten Hochschulen, sollen das deutsche Ausbildungsmodell in die Welt tragen. Antalya, Kuala Lumpur oder Jerewan in Armenien - überall ist ein Teil des deutschen Bildungsentwurfs vertreten.

Eines dieser Projekte ist die 2004 entstandene German-Jordanian University (GJU) in der jordanischen Hauptstadt Amman. Sie ist zwar eine staatliche jordanische Uni, gewachsen ist sie jedoch aus einer Initiative zwischen der Bundesregierung und dem Haschemitischen Königreich.

In zwei Kulturen zu Hause

Mit der GJU hat das Prinzip Fachhochschule auch Einzug in Jordanien gefunden: Die Lehrpläne der vornehmlich technischen und betriebswirtschaftlichen Studiengänge kommen aus Deutschland, Deutsch ist Pflicht-Fremdsprache, ein Drittel aller Mitarbeiter sollen bald aus Deutschland kommen und wie an deutschen FHs üblich, sollen die Professoren Praxiserfahrung haben.

Und noch eine Besonderheit gibt es: Ein Auslandssemester in Deutschland und ein Praktikum in einem deutschen Unternehmen sind obligatorisch. Dieses Konzept lockt Studenten an. "Wir haben 2005 mit etwa 100 Studenten angefangen, mittlerweile sind es 1700. Die Universität wächst kontinuierlich", erklärt Christof Mühlberg, der das Projektbüro an der Hochschule Magdeburg-Stendal, sozusagen die deutsche Vertretung der GJU, leitet und den Kontakt zu den deutschen Partnerhochschule und den Wirtschaftsvertretern hält.

Doch nicht nur die jungen Akademiker versprechen sich einen Vorteil von der deutsch-arabischen Ausbildung, Vorteile gibt es auch für die deutsche Wirtschaft. "Unsere Studenten sprechen Arabisch, Englisch und Deutsch und kennen die arabische, aber auch die deutsche Wirtschaftskultur", so Mühlberg. Das mache sie für Personaler besonders interessant.

"Das Interesse der deutschen Wirtschaft ist sehr groß. Sie weiß genau, dass sie an den Universitäten im Ausland gut ausgebildete Leute rekrutieren kann", erläutert Beate Schindler-Kovats, die beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) die Abteilung "Deutsche Hochschulen im Ausland" leitet. Der DAAD unterstützt viele deutsche Bildungsprojekte im Ausland durch finanzielle Förderung, aber auch durch Stipendien für Studierende, die nach Deutschland kommen. "Uns geht es um den partnerschaftlichen Ansatz der Kooperation", so Schindler-Kovats.

Franchise-Uni für viel Geld

Dass es auch etwas anders geht, beweisen vor allem australische und amerikanische Universitäten. Sie haben erkannt, dass sich mit Bildung Geld machen lässt. In Kairo, Beirut oder Dubai gibt es schon länger American Universities, sozusagen Franchise-Universitäten, die einen amerikanischen Bachelor anbieten. Auch die Pariser Sorbonne ist auf dem weltweiten Markt für Bildung unterwegs. Seit 2006 hat sie eine Außenstelle in Abu Dhabi und bietet dort verschiedene Studiengänge an, von Archäologie bis Management. Kostenpunkt: 13.000 Euro pro Jahr.

German Jordanian Universtiy Amman Jordanien GJU

Die GJU wächst stetig: Vor allem bei deutschen Firmen haben die Absolventen gute Chancen.

(Foto: Bastian Ehl)

Von einer Geschäftemacherei mit dem Gut "Bildung" will Mühlberg vom GJU-Büro aber nichts wissen: "Wir wollen damit ganz klar kein Geld machen. Bei uns geht es um den Austausch von Forschungsergebnissen." Trotzdem: Ganz ohne geht es natürlich nicht. Die Studiengebühren liegen bei 3000 Euro pro Jahr und damit wesentlich höher als in Deutschland.

Dass sich viele ausländische Hochschulen in der arabischen Welt engagieren, ist kein Zufall. In vielen Ländern liegt das Durchschnittsalter gerade mal bei Mitte 20 oder sogar noch niedriger. Diese junge Leute wollen gut ausgebildet werden. Ähnlich sieht es auch in Asien aus. Auch hier wird vermehrt die Kooperation zwischen deutschen und asiatischen Hochschulen gesucht. Ein Paradebeispiel in Fernost ist das Chinesisch-Deutsche Hochschul-Kolleg (CDHK) an der Tongji-Universität in Shanghai.

Gute Uni, gutes Image

Das CDHK ist stark mit der deutschen Wirtschaft verbunden: 28 Lehrstühle werden von ihr gesponsert und viele deutsche Wirtschaftsgrößen halten in regelmäßigen Abständen Seminare. Einer von ihnen ist Ulrich Middelmann, bis Anfang 2010 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands von Thyssen-Krupp.

Für ihn ist der Vorteil des Engagements in Fernost klar: "Betriebe können Studenten schon während des Studiums in Praxisphasen kennenlernen und ihre Leistung einschätzen. So können sie die späteren Absolventen frühzeitig an sich binden." Gerade bei einem global agierenden Konzern wie Thyssen-Krupp seien internationale Führungskräfte besonders wichtig.

Doch auch von einer anderen Seite betrachtet ist das Engagement der Wirtschaft förderlich für die Unternehmen. "Wir können zeigen, dass es uns nicht nur ums Geld geht", erklärt Middelmann. Die Firmen übernähmen so die Rolle des good citizen, des guten Bürgers, der sich auch sozial einsetzt. Gerade auf dem Boom-Markt China sei es so leichter, einen Zugang zu finden.

Sich bei der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs allerdings nur auf die deutschen Hochschulprojekte im Ausland zu konzentrieren, wäre falsch. Zwar bieten sie gewisse Vorteile, Middelmann macht aber auch deutlich: "Gute Absolventen haben bei uns immer eine Chance." Egal ob ihr Studium "Made in Germany" gewesen sei oder nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: