Schulfach Internet:Kampf den Spionen im Kinderzimmer

Leichtfertig hochgeladene Fotos, schnelle Chat-Nachrichten und fremdgesteuerte Webcams: Wer die Daten von Schülern ausspähen will, hat meist leichtes Spiel. Verstärkte Aufklärung in der Schule soll das ändern.

Die Gefahren lauern überall: In sozialen Netzwerken, in Chaträumen, in der Webcam des Computers. Wer die Daten von Schülern über das Internet ausspionieren will, hat meist leichtes Spiel. Fotos werden leichtfertig verschickt, Informationen weitergegeben. Das will der Bundesverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) künftig ändern. In einem bundesweiten Schulprojekt sollen Schüler für das Thema Datenschutz sensibilisiert werden.

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Der Bundesverband der Datenschutzbeauftragten will in einem bundesweiten Schulprojekt für das Thema Datenschutz sensibilisieren.

(Foto: dapd)

Eine erfolgreiche Testphase hat das Projekt bereits hinter sich, wie der BvD auf seiner Webseite verkündet. In den vergangenen zwei Jahren waren die professionellen Datenschützer ehrenamtlich an Schulen in Nürnberg, Frankfurt, Remscheid und Bielefeld tätig. Weitere Einsätze in Berlin, Brühl und Gütersloh sind in Planung. Hauptzielgruppe sind Schüler in den Jahrgangsstufen sechs und sieben.

Doch die Aufklärung kostet Geld, erst Recht wenn sie auf Bundesebene ausgedehnt werden soll. Deshalb sucht der Verband jezt Sponsoren aus der Wirtschaft. Für die Schulen soll das Angebot kostenlos bleiben. "Eine Unterstützung würde nicht nur einen großen Imagegewinn in einer hochinteressanten Zielgruppe mit sich bringen, sondern auch Wissen vermitteln, das später den Arbeitgebern nutzt", wirbt Datenschutzbeauftragter Thomas Floß, Sprecher und Initiator des Arbeitskreises für finanzielles Engagement.

Dass durchaus Bedarf an stärkerer Aufklärung zum Thema Datenschutz besteht, legen die Erfahrungsberichte der Datenschutzbeauftragten nahe. So konnte Floß bei seinen ersten Besuchen an zwei Schulen selbst einen Fall von Datenmissbrauch aufdecken: Schülerinnen hatten berichtet, dass ab und zu die Kontrollleuchte der Webcam an ihrem Laptop leuchtete. Dabei hatten sie die Internetkamera nicht selbst aktiviert. Floß fand nach Angaben des Verbands bei Prüfung der Geräte heraus, dass mithilfe eines Trojaners die eingebauten Internetkameras ferngesteuert worden waren.

Ein Hacker erlangte somit freie Sicht in die Kinderzimmer. Zuvor hatte er den Messenger-Zugang eines Mitschülers geknackt und über dessen Profil alle Mädchen aus dessen Adressbuch angeschrieben und als Bildschirmschoner getarnte Schadsoftware geschickt. Dies ermöglichte ihm vollen Zugriff auf alle Daten und Funktionen der Laptops. Der Täter konnte durch Floß' Hinweise gefasst werden. "Sichere Passwörter, regelmäßig aktualisierte Virenscanner und ein grundsätzlich sensiblerer Umgang mit unbekannten Dateien hätten die Schüler vor Schaden bewahrt", so der Datenschützer.

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