Business-Englisch:"Not so, Sir!"
Lesezeit: 4 Min.
Mit Englisch durchboxen? No problem! Doch im Arbeitsalltag stolpern selbst Profis noch über Formulierungs-Fettnäpfchen - die manchmal tragische Folgen haben können.
Juliane Lutz
"Not so, not so", rief der Kongressteilnehmer aus Tübingen und nestelte kopfschüttelnd am Revers seines schottischen Kollegen herum. Der hatte es wohl nicht schnell genug geschafft, sein Mikrofon zu befestigen, er wies den anderen wegen seiner groben Unhöflichkeit dennoch nicht in die Schranken.
Im internationalen Vergleich gesehen, sprechen Deutsche ganz passabel Englisch. Dennoch kann man gerade im Arbeitsalltag oftmals erheiternde Dinge beobachten, wenn Leute glauben, dass sie die am weitesten verbreitete Sprache der Welt aus dem Eff-eff beherrschen.
"Bitte folgen sie dem stuff!"
Da bittet ein Firmenchef die Gäste einer Veranstaltung, den Anweisungen des "stuff" doch Folge zu leisten. Aber wie kann Zeug oder Krempel sagen, wo es lang geht? Vermutlich meinte er die Belegschaft, doch die heißt nun mal "staff" und wird anders ausgesprochen.
Eine junge Journalistin wundert sich über die pikierte Reaktion ihrer amerikanischen Kolleginnen. Dabei war sie nur auf der Suche nach jemandem, der ihr von draußen einen Kaffee mitbringen würde. Und hatte die beiden, die gerade im Begriff waren, ihre Schreibtische zu verlassen, arglos gefragt: "Are you going out together?" Bei den Frauen kam der Satz jedoch so an, als wolle sie wissen, ob sie sich privat mehr als gut kennen. Doch gerade in den USA, in denen "Political Correctness" manchmal übertrieben gehandhabt wird, kommen vermeintliche Fragen nach dem Geschlechtsleben im Job gar nicht gut an.
Mitunter kann eine Überschätzung der eigenen Fremdsprachkenntnisse aber auch tragische Folgen haben. So geschehen bei einem Hamburger, der sich um einen Managerposten bei einem kanadischen Unternehmen bewarb.
"Thank you for your Hostility!"
Die Chancen standen gut - bis zum Schluss. Da wollte der Kandidat lediglich zum Ausdruck bringen, wie sehr er sich über die freundliche Aufnahme beim Vorstellungsgespräch gefreut hatte. Doch leider bedankte er sich für die "Hostility" (Feindschaft) und nicht für die "Hospitality" und katapultierte sich so ins Aus. Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Vice-President, der ihn verabschiedete, dachte: Mein Gott, der beherrscht ja nicht mal die Grundlagen unserer Sprache. Wie will er dann diesen Job machen?
Auf der nächsten Seite: Englisch-Fettnäpfchen bei Verhandlungen.
Überhaupt ist es mit den Idiomen so eine Sache. Bestimmte Redewendungen mögen in einem Land Sinn ergeben, in einem anderen aber nicht. "Kürzlich benutzte ein deutscher Manager in einem Bericht den vor allem in den USA gängigen Ausdruck "We've brought the bacon home". Was aber ist, wenn der Geschäftspartner aus dem Nahen Osten kommt? Dort ist schweinefleischfreie Zone. "Das käme nicht gut an", sagt Hewitson, der Führungskräften beibringt, möglichst keine Redewendungen zu verwenden.
Kulturelle Missverständnisse
Missverständnisse entstehen vielfach auch dadurch, dass man sich zwar auf Englisch verständigt, doch je nach Kultur wird ein und derselbe Begriff völlig anders interpretiert. "Das Wort Guideline ist sehr interessant. Für Engländer bedeutet es lediglich ein flexibles Grundgerüst, mit dem man nach Belieben herumspielen kann. Darüber ärgern sich dann ihre deutschen Geschäftspartner, denn nach ihrem Verständnis stellen Guidelines ganz genaue Definitionen dar", beobachtet Bob Dignen, der als Sprachtrainer bei Großkonzernen in Deutschland und in der Schweiz schon so manche Führungskraft in sprachlichen Fettnäpfchen versinken sah.
Eine weitere Falle, in die Deutsche immer wieder tappen, nennt Kathrin Köster, Professorin für internationales Management an der Hochschule Heilbronn: "Wenn man den Kommunikationsstil nicht zusammen mit der Sprache wechselt, klingt die Sprache nicht natürlich. Dann wirkt das Englisch nicht nur vom Akzent her hart, sondern auch von der Art her, sich auszudrücken."
Der Deutsche spricht direkt
Deutsche gehören nun mal zu den direktesten Kommunikatoren der Welt und nennen - dafür sind sie im Ausland gefürchtet - auch negative Dinge gerne beim Namen. "Häufig hört man Aussagen wie this is wrong - schriftlich gerne noch mit Ausrufezeichen versehen - und das ist für englische Native Speakers, insbesondere für Briten, zu viel des Guten."
Letztlich ist es so: Wer in seiner Muttersprache reden kann, fühlt sich sicherer "und ergreift daher auch eher das Wort", sagt Miriam Söllch, Konferenzdolmetscherin aus Heidelberg. Noch ein Grund, der Deutsche bei Gesprächen mit Australiern, Südafrikanern, Briten, Amerikanern oder Kanadiern manchmal ins Hintertreffen geraten und etwas alt aussehen lässt.
Im Glauben, dass doch jeder Manager gut genug Englisch spricht, streicht man in manchen Unternehmen aus finanziellen Gründen den Dolmetscher, um wenig später doch zu den Profis zurückzukehren. "Da heißt es dann: Wir sind so froh, dass wir wichtige Sachverhalte wieder in unserer Sprache ausdrücken können.
Und wir sparen wertvolle Zeit, wenn wir die Dinge direkt auf den Punkt bringen können und keine unbemerkten Missverständnisse entstehen", sagt Söllch. "Außerdem: Sonst sprechen nur immer die, die meinen, dass sie Englisch gut können." Und dass das nicht immer der Fall ist, weiß man ja nun.
Englisch - in der Theorie klingt es leicht, doch im Arbeitsalltag enthält es selbst für jene, die der Sprache einigermassen mächtig sind, noch genügend Stolperstellen bereit. Zum Beispiel bei Verhandlungen.
Da reichen ein umfangreicher Wortschatz und gute Grammatikkenntnisse oft nicht aus. "Wer in diesen Situationen mit Native Speakers zu tun hat, ist im Nachteil, was das Verständnis und die Ausdruckskraft angeht", meint Andrew Hewitson, der die englischsprachigen Seminare beim "Siemens Learning Campus" verantwortet.
Muttersprachler nuscheln
Vielfach liegt dabei die Schuld bei den Muttersprachlern selbst, die sich nicht vorstellen können, was es denn heißt, sich in einer anderen Sprache verständlich machen zu müssen. "Oft nuscheln sie oder verwenden Redewendungen, die man nur kennen kann, wenn man im jeweiligen Land gelebt hat", sagt Bob Dignen vom britischen Beratungsunternehmen York Associates.