Burn-out-Experte im Gespräch:Urlaub zu Hause? Keine gute Idee

Wieso sind wir manchmal nach dem Urlaub noch erschlagener als vorher? Und wie lange brauchen wir, um uns wirklich zu erholen? Ein Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie antwortet.

Jochen Temsch

Alle sehnen sich nach Urlaub - aber im Zustand der Entspannung kommt längst nicht jeder an. Michael Sadre Chirazi-Stark ist Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios-Westklinikums Hamburg. Er ist Burn-out-Experte und schreibt Bücher zur Frage, wie aus Freizeit tatsächlich Erholung wird.

Burn-out-Experte im Gespräch: Michael Sadre Chirazi-Stark, ist Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios-Westklinikums Hamburg. Er ist Burn-out-Experte und schreibt Bücher zur Frage, wie aus Freizeit tatsächlich Erholung wird.

Michael Sadre Chirazi-Stark, ist Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios-Westklinikums Hamburg. Er ist Burn-out-Experte und schreibt Bücher zur Frage, wie aus Freizeit tatsächlich Erholung wird.

SZ: Ostern, das bedeutet Staus, ausgebuchte Hotels, überfüllte Urlaubsorte - wie soll man sich denn da erholen?

Stark: Wenn viele Menschen zusammenkommen, gibt es Reibung, das ist einfach so. Diejenigen, die sich am meisten darüber aufregen, sind die, die am erholungsbedürftigsten sind. Da kann man nur bewusst versuchen, gelassen zu sein und sich klarzumachen: Es gibt Dinge, die ich nicht beeinflussen kann.

SZ: Woher kommt die Anspannung?

Stark: Das ist ein uralter biologischer Prozess. Er stammt aus der Säbelzahntiger-Zeit, als der Mensch täglich um sein Überleben kämpfen und blitzschnell reagieren musste. Jeglicher Außenreiz, ob gefühlt oder gehört, wird an unserem emotionalen Zentrum im Gehirn, der Amygdala, vorbeigeleitet. Die entscheidet, ob es sich um eine bedrohliche Situation handelt. Wenn ja, fließt Adrenalin. Dieses Hormon hilft dem Körper bei seinen zwei Möglichkeiten, Gefahr abzuwenden: Angriff oder Flucht.

SZ: Aber Säbelzahntiger sind schon seit 10000 Jahren ausgestorben.

Stark: Dafür gibt es heute das Telefon, den Chef, den anderen Autofahrer. Unsere körperlichen Mechanismen sind noch die gleichen wie in der Steinzeit. Nur hauen wir nicht mehr drauf oder rennen davon. Stattdessen sitzen wir nur stumm da, kommen geladen nach Hause und schimpfen unseren Partner.

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