Das schwarze Schaf
Das zeichnet es aus: "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint" - dieser Spruch wurde für das schwarze Schaf erfunden. Es ist hochmotiviert, will nur das Beste und doch geht immer alles schief. Mails, die an den falschen Verteiler gehen, gelöschte Festplatten, vertauschte Termine: All das lässt sich meist auf einen Verantwortlichen zurückführen, das schwarze Schaf. Ist mal wieder ein Malheur passiert, steht es da mit großen Augen und blökt leise: "Sorry ..." Das ist der erste Satz morgens: "Ups, als ich gerade in der U-Bahn den Schirm zusammengefaltet habe, ist doch tatsächlich der Coffee-to-go-Becher übergeschwappt und heißer Milchschaum in die Handtasche gelaufen. Darum haben die Handouts jetzt leider ein paar Flecken." Das sagt der Chef: Er kann nichts sagen, schlägt sich nur die Hand vor die Stirn und schüttelt verzweifelt den Kopf. So kommen Sie mit ihm zurecht: Sie arbeiten mit einem schwarzen Schaf zusammen in einem Team? Dann prüfen Sie alle Unterlagen und wichtigen Mails noch einmal ganz genau, bevor diese die vier Wände des Büros verlassen. Ansonsten sollten Sie ihm aber dankbar sein: Angesichts von so viel Verplantheit wirken die anderen Kollegen enorm kompetent und bestens organisiert.
Die gute Seele
Das zeichnet sie aus: "Hier der betriebsinterne Sorgen-Notfalldienst - was kann ich für dich tun?" Ärger mit dem Chef oder der Freundin, schlimmes Kopfweh oder ein kaputtes Auto: Die gute Seele weiß Rat und hat immer ein offenes Ohr. Mit dem Inhalt ihrer Schreibtischschublade könnte man einen Kolonialwaren-Laden ausstatten. Sie lagert Kopfschmerztabletten, Pflaster, Schokolade, ein Nähset, Ersatzstrumpfhosen und weitere Utensilien, von denen man nie angenommen hätte, dass man sie im Büro mal brauchen könnte - bis man sie braucht. Von dem ihr offiziell übertragenen Job schafft sie zwar nicht viel weg, dennoch ist es die gute Seele, die den Betrieb am Laufen hält. Das ist der erste Satz morgens: "Tüdelü! Wie lief denn noch dein Date gestern? Und denk dran, dir ein Wasser mit an den Platz zu nehmen - du trinkst doch immer so wenig." Das sagt der Chef über sie: "Die gute Seele! Sie tratscht zwar ein bisschen viel, aber ihr verdanke ich die Rettung meiner Ehe." So kommen Sie mit ihr zurecht: Natürlich hervorragend! Solange Sie ihr das Gefühl geben, gebraucht zu werden und sie nicht an Banalitäten wie Produktivität und Zielerreichung messen.
Das Arbeitstier
Das zeichnet es aus: Es ist der perfekte Kollege. Das Arbeitstier klotzt richtig ran, ohne Murren und Knurren schuftet es konzentriert und ohne Unterlass - während die übrige Belegschaft noch über Kompetenzen rangelt, sich gedanklich sortiert oder am Stuhl des Chefs sägt. Dass überhaupt irgendeine Art Produkt oder Dienstleistung das Unternehmen verlässt, ist Verdienst des Arbeitstiers. Dieser Kollegen-Typ ist zwar nur selten besonders witzig oder unterhaltsam, sondern eher korrekt und strebsam - doch das kann ihm keiner verdenken. Das ist der erste Satz morgens: Den bekommen die anderen Kollegen gar nicht mit - wenn sie ins Büro kommen, ist das Arbeitstier nämlich seit zwei Stunden da und hat "schon mal ein bisschen was weggeschafft". Das sagt der Chef über es: "Guter Mann/gute Frau!" So kommen Sie mit ihm zurecht: Lassen Sie das Arbeitstier einfach seinen Job machen. Und nehmen Sie es trotzdem ab und zu mit auf das Feierabendbierchen unter Kollegen - das hat es sich verdient.
Die Faule
Das zeichnet sie aus: Das ist eigentlich die völlig falsche Kategorie für diese Person - denn auf die gängigen Kriterien der heutigen Arbeitswelt bezogen hat die Faule keinerlei positive Eigenschaften. Außer Ehrlichkeit vielleicht. Denn sie macht absolut keinen Hehl daraus, dass ihr viele Dinge im Leben wichtig sind, aber nichts davon zwischen 9 und 17 Uhr stattfindet. Sie kommt morgens gern spät und geht abends früh, dazwischen pendelt sie von der Kaffeeküche zur Kantine zum Büro eines ihrer diversen Plauderfreunde. An guten Tagen beantwortet sie eine Handvoll E-Mails. Warum die Chefetage sie nicht längst rausgeschmissen hat, versteht von den Kollegen niemand. Das ist ihr erster Satz morgens im Büro: "Du schaffst es wegen des großen Projekts nicht zu unserem Nachmittagskaffee? Kein Problem, dann gehe ich eben mit dem Günther aus der IT." Das sagt der Chef über sie: "Ach, die! Bei dem Vertrag kostet es uns mehr, sie loszuwerden als sie zu behalten." So kommen Sie mit ihr zurecht: Die Faule hat sich sehr gemütlich in ihrem arbeitsarmen Alltag eingerichtet, ändern werden Sie sie daher nicht. Versuchen Sie lieber, alle Zusammenarbeit so weit wie möglich zu reduzieren. So haben Sie wenigstens nicht das miese Gefühl, einen Trittbrettfahrer im Team mitzuschleppen.
Der Blender
Das zeichnet ihn aus: Sieht immer gehetzt aus, ist am Telefon sehr kurz angebunden und schaut im persönlichen Gespräch ständig auf die Uhr. Das signalisiert dem Chef: Hier kniet sich einer so richtig rein, der schafft was weg. Dabei haben die Vorgesetzten keine Ahnung, was der Blender tut, wenn die Bürotür hinter ihm ins Schloss gefallen ist. Nämlich wenig. Oder nichts. Immer wieder wundern sich die Kollegen über das seltene Talent des Blenders: Im Rahmen großer Projekte hält er sich zwar die Arbeit vom Leib, bei der Präsentation der Ergebnisse aber ist er präsent, charmant und souverän trotz weitgehender Ahnungslosigkeit. Das ist sein erster Satz morgens im Büro: "Sorry, darum kann ich mich echt nicht auch noch kümmern!" Das sagt der Chef über ihn: "Wirklich gut, dass wir den Meier zu uns geholt haben. Von dem Eifer könnten sich einige hier eine Scheibe abschneiden." So kommen Sie mit ihm zurecht: Lassen Sie ihn wissen, was alle außer dem Chef längst bemerkt haben: dass er ein fauler Sack ist und sich auf Kosten anderer profiliert. Er wird das vehement abstreiten, aber sich nach Feierabend Gedanken machen. Entweder legt er dann etwas mehr Fleiß an den Tag oder er zieht zeitnah zu einem anderen Arbeitgeber weiter. Oder natürlich, er macht weiter wie bisher - dann dürfen Sie bei der nächsten prestigeträchtigen Gelegenheit über einen Akt milder Sabotage nachdenken.
Der Unorganisierte
Das zeichnet ihn aus: Ihn hat jeder Kollege gern. Wirklich jeder. Er ist fleißig, nett, umgänglich, hat kluge Ideen. Und wäre vermutlich längst Chef des ganzen Ladens, wenn er seine guten Eigenschaften und Talente zu einem gelungenen Produkt verschmelzen könnte. Aber am Ende des Tages - im wortwörtlichen Sinne, denn der Unorganisierte ist am Ende des Tages tatsächlich immer einer der Letzen, die das Büro verlassen - stolpert er immer wieder über seine Unfähigkeit, halbwegs ordentlich zu planen. Dann vergisst er dieses Meeting und kann jene Excel-Tabelle nicht wiederfinden. Manchmal muss er einem leidtun. Das ist sein erster Satz morgens im Büro: "Hast du meinen USB-Stick gesehen? So einen knallroten? Da hab ich die heutige Präsentation für unseren Großkunden draufgezogen?" Das sagt der Chef über ihn: "Den Huber zu befördern, wäre wie einen Kugelfisch zu essen: Kann perfekt sein, aber auch tödlich." So kommen Sie mit ihm zurecht: Wenn Sie ein paar Kapazitäten übrig haben, helfen Sie ihm bitte! Wenn Sie es nicht für ihn tun wollen, dann wenigstens aus purem Opportunismus. Denn er wird Ihnen auf ewig dankbar sein, wenn seine guten Ideen endlich einmal nicht an seiner Schusseligkeit scheitern. Und Sie können mit etwas Geschick auf der Erfolgswelle mitschwimmen.
Die Karrieristin
Das zeichnet sie aus: Sie sucht sich zielstrebig die Aufgaben und Projekte heraus, die das größte Prestige versprechen. Und für die zwingend Abstimmung mit der Chefetage nötig ist. Sie plant ihren Arbeitstag strategisch: Lunch mit dem Vorstand, den Termin mit dem Abteilungsleiter lieber erst nach drei Uhr (vorher hat der schlechte Laune). Anders als der Blender ist die Karrieristin allerdings auch inhaltlich voll auf der Höhe - zumindest wenn das Aufwand-Nutzen-Verhältnis stimmt. Das ist der erste Satz morgens: "Heute tüte ich Projekt XY ein. Nach der erfolgreichen Kundenpräsentation kann der Vorstand nur mir die Leitung übertragen." Das sagt der Chef über sie: "Das ist mein bestes Pferd im Stall. So ambitioniert war ich früher auch mal." So kommen Sie mit ihr zurecht: Machen Sie sich zum Verbündeten der Karrieristin. Das zahlt sich spätestens dann aus, wenn sie demnächst das Unternehmen leitet.
Der Gefallene
Das zeichnet ihn aus: Er war mal ganz oben, also fast, mindestens erweiterte Geschäftsführung. Dann hat er sich dem Chef gegenüber verbal ein bisschen zu viel herausgenommen oder einen großen Deal verpatzt oder vielleicht konnte die neue Vorgesetzte auch nur seine Nase nicht leiden. Jedenfalls hat er immer noch die hübschen Visitenkarten und das Gehalt von früher, nur von der Macht ist nicht viel geblieben. Der Gefallene ist ein Führer ohne Volk. Und versucht tagtäglich, sich die Situation wenigstens ein bisschen schönzureden. Das ist sein erster Satz morgens im Büro: "Seit ich nicht mehr in die wöchentliche Strategiekonferenz muss, hänge ich montags viel seltener im Berufsverkehr fest." Das sagt der Chef über ihn: Der Gefallene ist für den Chef nicht (mehr) der Rede wert. So kommen Sie mit ihm zurecht: Dem Gefallenen muss man nur regelmäßig das angeknackste Ego bauchpinseln, dann lässt es sich sehr gut mit ihm auskommen. Lassen Sie ihm am Fahrstuhl den Vortritt und lachen Sie höflich, wenn er in der Kaffeeküche mal wieder eine Geschichte von den Weihnachtsfeiern von einst erzählt, als "die Firma für ihre Leute noch richtig Geld ausgegeben hat".