Süddeutsche Zeitung

Büro:Arbeitsplatz all inclusive

Kickertische, Joghurt und sogar eine Rutsche ins Büro - Firmenbosse lassen sich heutzutage vieles einfallen, um ihre Mitarbeiter bei Laune zu halten. Ein Best-of von A bis Z.

Von Lea Hampel und Angelika Slavik

A wie Anglizismen. Der Projektbeauftragte von heute beschäftigt sich selbstverständlich nicht einfach mit einem Thema, das man auch mit einem deutschen Wort beschreiben könnte. Da könnte sich ja womöglich - Himmel, hilf! - jeder dahergelaufene Normalo etwas darunter vorstellen. Als Bürogestalter ist man deshalb heute mindestens ein "Workplace Change Manager", der gerade einen "Meeting Point" entwirft. Wegen des "Mood Managements", logisch. Noch Fragen?

B wie Begegnungszonen. Was wäre der Büroalltag ohne Klatsch? Öde, genau. Und dann besteht ja immer die Möglichkeit, dass zwei Kollegen, die gerade die neuesten Geschichten über den seltsamen Kerl aus der Buchhaltung austauschen, im Gespräch auch noch eine produktive Idee für die Arbeit haben. Deshalb wird Raum für Austausch heute bei der Büroplanung gleich berücksichtigt.

C wie Coffeelounge: Ohne das koffeinhaltige Heißgetränk in professioneller Qualität und Umgebung geht heute gar nichts mehr, schließlich hält Kaffee die Truppe wach.

D wie Digitalisierung: Ganz klar, Zettelkram ist out. Besonders in stylebewussten Branchen, etwa in der Werbung, lieben sie die Idee vom immer aufgeräumten, papierlosen Büro. Sonst kommt ja das superschicke Bei-uns-ist-alles-weiss-Konzept überhaupt nicht zur Geltung.

E wie ergonomische Möbel. Teil der neuen Konzepte ist es auch, stärker auf die Gesundheit der Mitarbeiter zu achten, schließlich ist das ebenfalls Unternehmensinteresse. Dazu gehört, dass man häufiger die Haltung, in der man arbeitet, wechseln kann (siehe -> S wie Stehtisch).

F wie Futter. Abendessen für alle, die lange arbeiten: Die Versorgung mit Lebensmitteln ist eine einfache Methode, Mitarbeiter für sich einzunehmen. Einige Geschäfte haben sogar direkte Lieferverträge mit Supermarktketten, die den Kühlschrank befüllen.

G wie Grün. Im strategischen Leistungsoptimierungsprogramm übernehmen auch Pflanzen eine wichtige Rolle: Schaffen gutes Raumklima und, ganz wichtig, beruhigen. Nur für den Fall, dass der seltsame Typ aus der Buchhaltung schon wieder wegen der Spesenabrechnung mosert.

H wie Homeoffice. Mittlerweile auch in konservativen Branchen ein Klassiker. Mitunter kann so ein Tag in Jogginghose auf der Couch mit dem Laptop auf den Knien effizienter sein als acht Stunden in der noch so modernen Firmenzentrale.

I wie Industrielampen. Dass Berliner Start-ups die gleichen Industrielampen haben wie die im Silicon Valley und jedes zweite Café in Kopenhagen, ist Absicht. Hipstertum ist international. Deshalb sind auch die Wände unverputzt.

J wie Joghurt: Neben dem Abendessen für alle bieten viele Unternehmen auch Snacks an - und das Frühstück, damit es für die Mitarbeiter einen Grund gibt, früh zu kommen. Müsli, Obst und Joghurt dürfen da nicht fehlen.

K wie Kicker. Das Spielzeug für Erwachsene gilt als ultimatives Symbol für eine Arbeitswelt, in der sich Anspannung und Entspannung permanent abwechseln. Längst steht das gute Ding nicht mehr nur bei hippen Nachwuchsunternehmen - sondern wird auch in Traditionsfirmen gern aufgestellt, wie Büroausstatter berichten. Ob es dann auch tatsächlich genutzt wird, ist eine andere Frage.

L wie Lampen. Licht als Faktor wird gern unterschätzt. Dabei ist nachgewiesen, dass beispielsweise weniger helles, wärmeres Licht die Kreativität fördert.

M wie Maus. Dieser scheinbar unverzichtbare Bewohner jedes Schreibtisches ist vom Aussterben bedroht. Denn in neuen Büros klemmen die Mitarbeiter ihren Laptop unter den Arm und arbeiten in der Coffeelounge (siehe -> C), im Park nebenan oder im Co-Working-Space im 13. Stock.

N wie Nickerchen. Wer traut sich, vor den Augen des Chefs ein Schläfchen zu halten? Dass frische Arbeitnehmer bessere Ideen haben, ist eine Erkenntnis, die sich durchgesetzt hat. Wie viele sich trauen, während der Arbeitszeit mal eben in der neuen Schlafkabine zu verschwinden, ist leider nicht überliefert.

O wie Open Space. Essenziell für das moderne Unternehmen von heute. Statt schnöden Einzelbüros sind hippe Alles-in-einem-aber-trotzdem-kein-Großraumbüro-Flächen angesagt.

P wie Pouf. Das hippe Unternehmen von heute bietet selbstverständlich Sitzgelegenheiten für jeden Geschmack. Ein Butterfly-Chair ist Pflicht. Ein Pouf auch. Am besten vom befreundeten Start-up nebenan.

Q wie Quadratmeter. Diese wirtschaftliche Wahrheit hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert: Platz kostet Geld. Deshalb soll all die Flexibilität in modernen Büros natürlich dazu beitragen, mit möglichst wenig Fläche auszukommen, ohne dass es unangenehm auffällt.

R wie Rutsche. Es war der Internetkonzern Google, der die Bürogestaltung in neue Dimensionen erhoben hat. Höhepunkt: die Rutsche. Ihre Anschaffung sollten sich andere Unternehmen aber dringend überlegen. Wenn man die Etage mit einem Rutsch überwinden kann, kommen vielleicht künftig nicht mehr immer alle zu spät zum Meeting.

S wie schallabsorbierende Flächen. Je mehr es Büros gibt, in denen Besprechungsraum und Einzelarbeitsplatz ineinander übergehen, desto wichtiger sind sie. Längst reichen dafür nicht mehr nur Wände (-> W). Es gibt schallverringernde Rollläden und Türen.

T wie Tisch: Der Schreibtisch, an dem man auch im Stehen arbeiten kann, ist einer der wichtigsten Bürotrends der vergangenen Jahre. Positionswechsel fördern angeblich die Gesundheit, Kreativität und Konzentration.

U wie umziehbare Möbel. Wer öfter mal den Ort wechseln muss, an dem er arbeitet, und für seinen Job mehr benötigt als einen superleichten Laptop, wird den Rollcontainer zu schätzen lernen. Schon jetzt gibt es Firmen, bei denen diese unscheinbaren Kästchen das Maximum an Besitz sind, das ein Arbeitnehmer noch in der Firma hat.

V wie Videoleinwände. Werden künftig häufiger Teil des Bürointerieurs sein. Auch wenn bisher noch eine Minderheit der Mitarbeiter von Zuhause oder anderen Orten aus arbeitet, geht der Trend auch hier in Richtung Flexibilität. Weil das den Kommunikationsbedarf eher erhöht als verringert, dürfte die Zahl der Besprechungen, in die sich Menschen per Telefon oder Video einwählen, steigen.

W wie Wände. Wird es weiter geben. Allerdings in flexibler Form, mit schalldämmenden Materialien und so, dass man sie schnell ab- und anderswo wieder aufbauen kann. Lärm geben die meisten Arbeitnehmer als einen der größten Störfaktoren an.

X wie X-Box. Gut, das macht nicht jeder. Bei US-Internetkonzernen allerdings darf man in der Pause auch mal ein bisschen zocken.

Y wie Y. Die Arbeitnehmer der Generation Y, also jene, die jetzt etwa Anfang 30 sind, zeichnen sich laut Soziologen ja vor allem dadurch aus, alles zu hinterfragen. Besonders starre Abläufe und Hierarchien kommen bei ihnen gar nicht an. Das spiegelt sich auch in der Bürogestaltung. Für sie zählen Möbeln mit flexibler Nutzbarkeit mehr als Prestigesymbole wie das gute, alte Eckbüro.

Z wie Zuhause. Brauchen wir nicht mehr. Könnte es irgendwo schöner sein als im Büro?

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Quelle:
SZ vom 13.04.2017/lho
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