
Die Bildungsproteste in Chile werden immer aggressiver: am Donnerstag haben Dutzende Demonstranten in der Hauptstadt Santiago de Chile das Senatsgebäude gestürmt.

Etwa 60 Menschen drangen bis in einen Sitzungssaal vor, wo Ausschussmitglieder gerade über den Bildungsetat für das kommende Jahr berieten. Die Eindringlinge forderten ein nationales Referendum über die Bildungspolitik: "Plebiscito ahora - Volksabstimmung jetzt", heißt es auf ihrem Spruchband.

Der chilenische Bildungsminister Felipe Bulnes - der hier noch in der Mitte sitzt -, soll daraufhin fluchtartig den Saal verlassen haben. Ein Aktivist warf dem Minister, der in einem Handgemenge zum Stolpern kam, Münzen hinterher.

Im Anschluss besetzten einige Studenten Teile des Senatsgebäudes - und fanden dabei offenbar noch Zeit für ein kleines Nickerchen. Die Vorgänge in dem Gebäude wurden live ins Internet übertragen.

Vor dem Senatsgebäude lieferten sich Studenten und Polizei heftige Auseinandersetzungen. Die Sicherheitskräfte riegelten das Haus mit Metallzäunen ab, um weitere Demonstranten fernzuhalten. Auch mit Wasserwerfern versuchte die Polizei, die Protestierenden auseinander zu treiben.

Studenten, aber auch Schüler, Lehrer und oppositionelle Politiker fordern seit Monaten eine umfassende Reform des Bildungswesens - und verleihen dem auch mit massiven Protesten Ausdruck. Nachdem Gespräche mit der Regierung gescheitert waren, hatten sie ihre Demonstrationen im Oktober wieder aufgenommen - bereits am Dienstag und Mittwoch kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die Demonstranten fordern ein besseres, frei zugängliches Bildungssystem. Die staatlichen Universitäten Chiles sind unterfinanziert und schlecht, die privaten Universitäten können sich nur wenige leisten. Die Senatsstürmung endete für einige Demonstranten mit einer Festnahme. Ein Ende der Bildungsproteste bedeutet dies sicherlich nicht.