Bildungsexperte:Jeder vierte Lehrer überfordert

25 Prozent aller Pädagogen in Deutschland sind nach Ansicht des Bildungsforschers Klaus Hurrelmann mit ihrem Job überfordert. Er schlägt vor, die ausgebrannten Lehrer als Pausenaufsicht einzusetzen.

Etwa die Hälfte der älteren Pädagogen über 50 Jahren nehme nicht an Fortbildungen teil und stehe deshalb nicht auf dem neuesten Stand der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung, sagte der Professor für Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld der "Rheinischen Post".

Lehrer:Überfordert

"Ausgebrannt und überfordert": Bildungsexperte Hurrelmann kritisiert Erzieher.

(Foto: Foto: iStockphotos)

"Diese Lehrer verlieren den Kontakt zu ihren Schülern, werden ihnen nicht mehr gerecht und oft nicht mehr ernstgenommen." Das erzeuge ein Gefühl von Überforderung und Ausgebranntsein, sagte Hurrelmann.

Die Überforderung vor allem der älteren Pädagogen sei Hauptursache für die außerordentlich hohe Zahl an Frühpensionierungen. Zur Sicherung der Unterrichtstauglichkeit älterer Lehrer fordert der Sozialwissenschaftler verpflichtende Fortbildungen. Zudem könnten ältere Lehrer, die mit dem Unterricht überfordert seien, als Pausenaufsicht oder in der Verwaltung eingesetzt werden.

Laut Statistischem Bundesamt sind deutsche Lehrer im Durchschnitt deutlich älter als ihre Kollegen im Ausland. So ist etwa mehr als die Hälfte der Pädagogen in den Grundschule über 50 Jahre alt.

Der Deutsche Lehrerverband reagierte mit heftiger Kritik auf die Äußerungen Hurrelmanns. "Wenn ein so genannter Bildungsforscher solche Urteile in die Welt setzt, dann hat das nichts mehr mit Wissenschaft, sondern mit Stammtischniveau zu tun", erklärte Verbandspräsident Josef Kraus.

Es gebe eine Fortbildungspflicht für Lehrer, die auch eingelöst werde. Gerade viele Lehrer über 50 seien Leistungsträger der Schulen. "Ohne deren Erfahrung und Engagement wären Schulbetrieb und Schulinnovation nicht zu leisten", betonte Kraus.

Hurrelmann begebe sich "auf die Ebene des Geredes mancher Politiker, die um eines billigen Beifalls willen Lehrer pauschal auch schon als 'faule Säcke' oder 'faule Hunde' bezeichnet hatten", kritisierte er. In keinem anderen Land der Welt erlaubten sich Politiker und Wissenschaftler solche Äußerungen über Lehrer.

"Deshalb ist die Arbeit der Lehrerschaft dort auch einfacher, denn die Lehrerschaft genießt dort einen größeren Rückhalt in der Gesellschaft, als dies in Deutschland der Fall ist."

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