Süddeutsche Zeitung

Bildung und Föderalismus:Wenn Lehrer streiken

Tausende Lehrer haben in dieser Woche gestreikt, vor allem in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Ist nun der Schulfrieden bedroht?

Tanjev Schultz

Tausende Lehrer haben in dieser Woche gestreikt, vor allem in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern fiel der Unterricht aus, denn dort sind die Pädagogen keine Beamten. Manche sehen nun den Schulfrieden in Deutschland bedroht. Aber wenn man (mit guten Gründen) meint, dass Lehrer keinen Beamtenstatus brauchen, muss es die Öffentlichkeit auch aushalten, wenn gestreikt wird. Die Lehrer sind keineswegs Störenfriede, die verantwortungslos den Unterricht sausen lassen.

Den Schulfrieden bedrohen vielmehr Landesregierungen, die den Schulen seit Jahren zu wenig Lehrer genehmigen und deshalb schuld daran sind, wenn der Unterrichtsausfall an den Schulen zum Alltag gehört. Den Schulfrieden bedrohen Politiker, die von den Pädagogen zwar völlig zu Recht verlangen, nicht nur den Stoff herunterzubeten, sondern den Schülern auch in sozialen Nöten zur Seite zu stehen - die für diese Arbeit aber zu wenig Zeit und Geld bereitstellen.

Ruinöser Föderalismus

Den Schulfrieden bedroht schließlich ein Föderalismus, in dem sowohl die Gehälter als auch die Arbeitsbedingungen der Pädagogen auseinanderdriften. Die Trennlinie verläuft längst nicht mehr nur zwischen Beamten und Angestellten.

Jedes Bundesland hat mittlerweile eigene Regeln für die Besoldung seiner Lehrer, das Nachsehen haben dabei Pädagogen, die in den ärmeren Ländern arbeiten. In Berlin drohen junge Lehrer bereits damit, in andere Länder abzuwandern, die sie mit mehr Geld und der Verbeamtung locken. In Zeiten des Lehrermangels entwickelt sich ein ruinöser Föderalismus, es fehlt an Solidarität zwischen den Kultusministern. Von den streikenden Lehrern könnten sie lernen, wie man gemeinsam kämpft.

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Quelle:
SZ vom 6.2.2009/bön
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