Bildstrecke:Mitbringsel

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Indien

Michael Marszalek, 26 Jahre, studiert Informatik im elften Semester:

"Ich war am Institute of Technology in Bombay. Das hat einen besseren Ruf als zum Beispiel die Technische Universität München. Von dort hat Gerhard Schröder die Informatiker geholt, als die Sache mit der Green Card aktuell war. Man konnte da also prima studieren, aber andererseits hat man irgendwie im Dschungel gelebt. Einmal ging eine Mail rum, dass wir den Haupteingang vom Institut nicht benutzen sollten, weil da eine Mamba lag. Und die Inder rühren die Tiere nicht an, weil sie heilig sind. Dann mussten alle einen Nebeneingang benutzen, bis sich die Schlange wieder verzogen hatte. Ein anderes Mal streifte ein Leopard zwei Tage lang über den Campus. Und manchmal flogen Kakerlaken durch mein Zimmer.

Im zweiten Semester bin ich im Land rumgereist. Die Inder wollen dich immer alle kennenlernen. Alle reden mit dir und du wirst 20 Mal am Tag gefragt, wo du herkommst. Das fand ich anstrengend, wir sind einfach mehr Anonymität gewohnt.

Die Kette, die ich um den Hals habe, hat mir ein indisches Mädchen geschenkt. Wenn Inder sprechen, geht mir das Herz auf. Das hört sich so schön an. Aber abgesehen von der Kette und den Bollywood-Filmen auf RTL 2 erinnert mich in Deutschland nur wenig an meine Zeit in Indien."

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Japan

Isgard Peter, 26 Jahre, studiert Soziologie im zwölften Semester:

"Ich war Praktikantin im deutschen Generalkonsulat in Osaka, sechs Wochen lang. Da habe ich Schülergruppen rumgeführt, bei der Öffentlichkeitsarbeit mitgeholfen und bin mit ins Frauengefängnis gefahren, um deutsche Gefangene zu betreuen.

Man kriegt im Konsulat Karten für alle Veranstaltungen, in die man sonst niemals reinkommen würde: Sumo-Training, japanisches Puppentheater, Kirschblüten-Frühjahrstänze. Das habe ich natürlich genutzt.

1997 war ich schon einmal in Japan, weil meine Schwester dort an der Uni unterrichtet hat. Damals dachte ich mir: Ich möchte unbedingt mal hier leben und jeden Morgen um sieben Uhr am commuter train, der japanischen S-Bahn, stehen. Also bin ich für das Praktikum zurückgekommen.

Cool war, dass ich in Kobe in einer alten japanischen Villa mit Papiertüren gewohnt und in einem der modernsten Gebäude Osakas gearbeitet habe. Das war ein unglaubliches Nebeneinander von Tradition und Moderne, zwei völlig verschiedene Welten.

Einmal habe ich eine kleine japanische Omi getroffen, die war so begeistert davon, eine Ausländerin kennenzulernen, dass sie mir alles geschenkt hat, was sie in der Tasche hatte: grünen Tee und einen Druckbleistift. Den Stift hab ich natürlich immer noch."

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Kenia und Tansania

Selma Scheele, 24 Jahre, studiert Theaterwissenschaft im zehnten Semester:

"Zweimal war ich schon mit der Organisation Commit to Partnership in Afrika. Das sind Studenten, die Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit organisieren. Einmal war ich für sieben Wochen in Kenia, ein Jahr später neun Wochen in Tansania. Beide Male ging es um Aidsaufklärung. In Kenia zum Beispiel ist es für Jugendliche sehr schwierig, mit Eltern oder Lehrern über Sex zu sprechen. Wir sind von Nairobi aus in ländliche Regionen gefahren und haben an Schulen Fragen beantwortet über Sex, Menstruationsbeschwerden und Aids. Es gibt dort total viele Mythen, etwa, dass man ein Kondom zwei Mal benutzen kann.

Den Rock habe ich mir in Tansania schneidern lassen. Er ist aus einem typisch afrikanischen Stoff, da stehen unten am Saum immer Sprüche drauf, zum Beispiel "Familie ist das Beste". Was die Zeichen auf meinem Rock bedeuten, weiß ich aber leider nicht, das ist Kiswahili.

Ich habe von den Afrikanern gelernt, dass man sich echt nicht stressen braucht. Wenn man mal fünf Stunden auf einen Zug gewartet hat, dann versucht man irgendwann, einfach zu vergessen, dass man auf irgendwas wartet. Ich glaube, es gibt keinen Europäer, der Afrika ganz verstehen kann. Aber es lohnt sich wirklich, es zu versuchen."

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Großbritannien

Manuel Pfauth, 25 Jahre, studiert Englisch und Erdkunde auf Lehramt im sechsten Semester:

"Ich war drei Monate in London und habe dort in einer Art ökumenischem Kloster gelebt. Fürs Studium musste ich ein interkulturelles Projekt im Ausland vorweisen. Was ich während der Zeit gemacht habe, war mir überlassen. Bei einem früheren Besuch in London hatte ich einen der Brüder von "Servants of the Word", also dem Kloster, kennengelernt. Ich hab ihn einfach mal gefragt, ob ich für eine Zeit vorbeikommen könnte.

Es hat mir total gut getan, dass der Tag dort so strukturiert war: Nach dem gemeinsamen Frühstück um sieben Uhr gab es eine Gebetszeit, während der viel gesungen wurde. Vor dem Abendessen und um zehn Uhr abends waren die beiden anderen gemeinsamen Gebete. Während meines Aufenthalts in London habe ich ansonsten in der Bibel gelesen, Videoclips für die christliche Studentengruppe gedreht und war zusammen mit den Brüdern und anderen Leuten im Pub. Statt Miete zu bezahlen, habe ich für die Brüder gekocht, gestaubsaugt und den Garten gepflegt. Unter anderem habe ich die Apfelbäume beschnitten. Als Andenken an die Zeit und weil ich so gerne pflanze, habe ich ein paar Zweige mitgebracht und hier in Wasser gestellt. Vielleicht schlägt ja einer von ihnen Wurzeln, das wäre schön."

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Ecuador

Anna Meiser, 24 Jahre, hat gerade ihr Studium in Ethnologie abgeschlossen:

"Das erste Mal war ich gleich nach dem Abitur in Ecuador. Dieses Mal habe ich als Volontärin bei einer polygamen Familie mitgelebt - ein Mann, zwei Frauen und 22 Kinder.

Meine Mütze habe ich auf einem Markt in Ecuador gekauft. Für den Regenwald, wo ich die meiste Zeit verbracht habe, ist sie zu warm. Aber man muss nur eine Stunde fahren, dann kann man sie gut brauchen: In den Anden ist es nämlich immer sehr kalt. Die Mütze ist aus einer sehr kostbaren Wolle, die schon die Inka für ihre Stoffe verwendet haben.

Ich war inzwischen schon öfters im ecuadorianischen Urwald - zuletzt, um dort Feldforschung zu betreiben. Ich habe meine Magisterarbeit in Ethnologie nämlich über die Shuar-Indianer geschrieben, eine der größten indigenen Gruppen im Amazonasgebiet.

Ecuador ist ein Dritte-Welt-Land, es fehlt an Infrastruktur. Aber die Leute dort wollen einem nicht das Gefühl geben, dass man der reiche Deutsche ist, sie wollen einen reich empfangen. An Weihnachten saß ich an einem Kiosk, es hat in Strömen geregnet, und ich habe mich einsam gefühlt. Dann hat ein Lastwagenfahrer angehalten und mich zum Essen und Trinken eingeladen, weil er fand, dass ich so ein armes europäisches Mädchen bin. Ich fahre auf jeden Fall wieder zurück."

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Thailand

Josef Lipp, 23 Jahre, studiert Energietechnik im neunten Semester: "Ich wollte weit weg für mein Auslandsstudium. Irgendwohin, wo es eine andere Kultur, Strand und Sonne gibt. Ich war dann zwei Semester in Bangkok, Thailand. Es ist schon so: Wo sich Touristen wohl fühlen, fühlt man sich als Student auch nicht schlecht. Aber ich habe dort auch richtig gearbeitet, an der Uni bestand Anwesenheitspflicht.

Meine Hochschul-Uniform - Krawatte, weißes Hemd, lange, schwarze Hose - erinnert mich an das Pflichtbewusstsein der Leute dort. Einmal durfte ich vor einer Prüfung den Saal nicht betreten, weil mein Hemd aus der Hose hing.

Das erste, was ich in Bangkok gelernt habe, war zu sagen: Nicht scharf! Am Anfang habe ich in der Uni-Kantine einfach auf irgendwas gedeutet, aber dazu hatte ich schnell keine Lust mehr, wegen dem Schmerz in Mund und Rachen. Hier in Deutschland boykottiere ich Thai-Restaurants. Das sind alles schlechte Kopien. Besonders schlimm: Vietnamesisch-chinesisch-thailändische Küche. Das ist, wie wenn man in Bangkok ein englisch-bayerisch-französisches Restaurant aufmachen würde - es macht einfach keinen Sinn.

Meine thailändischen Freunde sind übrigens stolz auf mich, weil ich der Prinzessin mal ein Uni-Projekt vorstellen durfte. Es gibt sogar ein Foto von uns."

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