Süddeutsche Zeitung

Beziehungsstudie:Bildung macht einsam

Eine gute Ausbildung erhöht zwar die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ist aber schlecht für private Beziehungen. Studierte bleiben besonders häufig Single.

Bildung ist nicht immer ein Vorteil: Zum Beispiel haben es Menschen mit hoher Bildung vergleichsweise schwer, eine Beziehung oder Freundschaften aufzubauen. Die Wahrscheinlichkeit, Single zu bleiben, ist für sie besonders groß, wenn sie ihre Ausbildung oder ihr Studium schon hinter sich haben. Das geht aus einer Untersuchung des Soziologen Jochen Hirschle von der Fernuniversität Hagen hervor.

Höhergebildete sind demnach bei der Suche nach dauerhaften Freundschaften und intimen Beziehungen stark auf die Institution und Organisation fixiert, in der sie arbeiten oder lernen. Andere Wege zu finden, falle ihnen schwer. Während rund 60 Prozent der Befragten mit Haupt- oder Realschulabschluss ihren Partner im Freundeskreis, in Disco oder Kneipe fanden, gelang das nur 41 Prozent der Abiturienten.

Laut Hirschle gehen Menschen mit höherem Bildungsgrad abends viel seltener aus. "Sie haben ein anderes Freizeitverhalten, treffen sich häufiger mit wenigen engen Freunden zu Hause, lesen, oder sie arbeiten abends länger", erläutert der Soziologe. Wer im Beruf stark gefordert wird, steckt bei gemeinschaftlichen Unternehmungen leichter zurück.

Außerdem seien gerade Bessergebildete besonders mobil. Sie könnten soziale Netzwerke dadurch schlechter aufbauen und pflegen. Und gewachsene Freundschaften würden häufig wieder gelöst. Doch solche Netzwerke sind wichtig, um Freunde von Freunden und Bekannte von Bekannten kennenzulernen, so Hirschle. Wer lokalen Gemeinschaften angehört und mit diesen ausgehen kann, der habe größere Chancen weitere Kontakte zu knüpfen.

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dpa
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