Beziehungsintelligenz:Wie Kollegen zu Verbündeten werden

Egal in welcher Position: Im Beruf sind wir stets von Menschen umgeben, die Einfluss auf unsere weitere Karriere haben. Managementdozent Stefan Groß erklärt, wie wir sie auf unsere Seite ziehen.

Maria Holzmüller

Egal in welcher Position: Im Beruf sind wir stets von Menschen umgeben, die Einfluss auf unsere weitere Karriere haben. Managementdozent Stefan Gross, Autor des Buches Beziehungsintelligenz - Wie Sie im Berufsleben Freunde und Verbündete finden (Redline Verlag), erklärt, wie wir sie auf unsere Seite ziehen.

Haendedruck Merkel, Koehler und Stoiber

Nett sein allein reicht nicht: Beziehungsintelligenz ist mehr als einfach immer nur lächeln.

(Foto: ddp)

sueddeutsche.de: Was muss man sich unter dem Begriff Beziehungsintelligenz® vorstellen?

Stefan Gross: Beziehungsintelligenz ist die Fähigkeit, Menschen in der Kommunikation zu gewinnen und zu bewegen, sie für sich und die gemeinsamen Projekte zu begeistern und ihnen dabei Wertschätzung, Loyalität und Unterstützung entgegen zu bringen - und im Gegenzug auch zu erhalten. Es ist die Fähigkeit, Freunde und Verbündete im Beruf zu finden.

sueddeutsche.de: Warum ist Beziehungsintelligenz vor allem im Beruf wichtig?

Gross: Egal welche Position wir einnehmen, wir sind immer von Menschen umgeben. Diese Menschen haben einen großen Einfluss darauf, ob uns unsere Arbeit Freude bereitet und in welchem Maße wir unsere Ziele erreichen. Wie schnell wir vorankommen, hängt in hohem Maße von Kollegen und Vorgesetzen ab. Deshalb brauchen wir die Fähigkeit, andere Menschen für uns und unsere Ziele zu gewinnen.

sueddeutsche.de: Heißt das, wir müssen zu allen Kollegen und Vorgesetzten immer nett sein?

Gross: Beziehungsintelligenz hat nichts mit Nettigkeit zu tun. Man gewinnt seine Kollegen für sich, indem man sie unterstützt, die Stimmung in Team-Meetings aufhellt und andere motiviert. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, stets seine eigenen Interessen zu vertreten. Immer klaglos die Arbeit der Kollegen zu übernehmen, ist kontraproduktiv. Da muss man auch klar und deutlich "Nein" sagen können.

sueddeutsche.de: Wie sollten wir auf Kollegen zugehen?

Gross: Grundsätzlich mit Wohlwollen. Misstrauen gegenüber dem Arbeitgeber oder den Kollegen verdirbt die Beziehung. Außerdem sollten wir jeden Kollegen als besondere Persönlichkeit wahrnehmen und ihm das auch zeigen. Man sieht sich jeden Tag im Büro, da wird schnell vergessen, was für ein Mensch der andere wirklich ist. Oft sind es die Details, die den Unterschied machen. Nach einem erfolgreichen Geschäft mit einem Kunden könnte man einfach sagen: "Für mich ist es immer eine große Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten" - das freut den Kunden und verbessert Ihr Verhältnis zu ihm.

sueddeutsche.de: Wie kann man verhindern, dass so ein Verhalten künstlich wirkt?

Nur sagen, was man auch meint

Gross: Indem man sehr konkret wird und das, was man sagt, auch begründet. Wer dem Kollegen sagt "Du hast mir gerade sehr geholfen, weil ...", wirkt authentischer als jemand, der einfach sagt "Das war super".

sueddeutsche.de: Und wenn uns ein Kollege ganz besonders unsympathisch ist?

Gross: Es gibt Menschen, zu denen können wir keine emotionale Verbindung herstellen. Dann müssen wir uns klar machen, dass es zwar wichtig ist, Sympathien zu bekommen, aber auch, jemandem Sympathie entgegen zu bringen. Geht das nicht, weil jemand vielleicht sehr fordernd ist, immer bremst oder als Besserwisser auftritt, dann dürfen wir uns nicht unterbuttern lassen. Trotzdem sollten wir uns überlegen, ob wir das Verhältnis nicht verbessern könnten, indem wir mit unserem eigenen Verhalten als Vorbild voran gehen. Wenn wir selbst liebenswürdig und unterstützend auftreten, dann ändert vielleicht auch der Kollege sein Verhalten. Nützt das alles nichts, sollten wir jeden überflüssigen Kontakt vermeiden.

sueddeutsche.de: Sollte ich mit Kollegen anders umgehen als mit Vorgesetzten?

Gross: Prinzipiell gelten die Grundregeln der Beziehungsintelligenz für alle gleich. Aber es gibt natürlich Machtgefüge, die man respektieren muss. Kritik vom Chef muss man sich auch einmal in Ruhe anhören - und dabei immer sachlich bleiben.

sueddeutsche.de: Kann man Beziehungsintelligenz lernen?

Gross: Wir können uns mehr Gedanken um unsere Mitmenschen machen. Wir können lernen, ihnen besser zuzuhören - dann bekommen wir vielleicht auch eine Ahnung, warum manch einer so reagiert, wie er es tut. Oft steckt hinter einer harten Fassade einfach Unsicherheit. Wer diese durch sein eigenes wohlwollendes Verhalten abbaut, ändert oft auch das Verhalten des Gegenübers.

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