Süddeutsche Zeitung

Falsche Antwort im Bewerbungsgespräch:"Mich hat die Arbeitsagentur geschickt"

Im Vorstellungsgespräch müssen Kandidaten begründen, warum sie sich ausgerechnet bei diesem Unternehmen um einen Job bemühen. Die Antwort sollten sich Bewerber gut überlegen.

Besonders für Berufsanfänger ist ein Bewerbungsgespräch großer Brocken: Mit einem mulmigen Gefühl kann in dieser Situation vieles falsch laufen. Mit etwas Vorbereitung lassen sich etliche Fettnäpfchen aber vermeiden und die Chancen auf eine Zusage deutlich erhöhen.

"Bewerbungsgespräche sind eine hohe Hürde", sagt Annedore Bröker, Beraterin bei der Arbeitsagentur in Hamburg. "Für die schriftlichen Unterlagen können sich Berufsanfänger Hilfe suchen. Das ist etwas einfacher." In das Vorstellungsgespräch müssen sie aber alleine. "In der Situation waren die meisten noch nie." Nervosität ist dabei ganz normal. "Man kann das ruhig offen ansprechen und sagen, dass man sehr aufgeregt ist", rät Bröker. "Nur ein paar Mal tief durchatmen wirkt nicht immer."

Gekonnter Auftritt

Bei Bewerbungsgesprächen zählt letztlich der Eindruck, den der Arbeitgeber gewinnt. Wer souverän wirkt, punktet. "Am leichtesten hat es der, der gute Noten mit sicherem Auftreten verbindet", sagt Annedore Bröker. Die Gewichtung hängt natürlich auch vom jeweiligen Beruf ab. Im Labor oder in Handwerksberufen sei der gekonnte Auftritt weniger wichtig als in Branchen mit täglichem Kundenkontakt.

In keinem Fall kann es schaden, sich auf die Situation vorzubereiten - zum Beispiel, indem man das Bewerbungsgespräch zu Hause einmal durchspielt. "Das hilft, etwas ruhiger zu werden und nimmt einem die Angst", sagt Bröker. Einen guten Eindruck macht so gut wie immer, wenn man überzeugend erklären kann, was einen an dem Beruf reizt und warum man sich gerade für den Betrieb interessiert, bei dem man sich bewirbt.

Sich diese Fragen rechtzeitig zu überlegen, empfiehlt auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Bewerber sollten begründen können, warum sie sich für den Beruf entschieden haben und warum sie der Richtige dafür sind. Hilfreich sei, vorher noch einmal in den Bewerbungsunterlagen nachzuschauen, was man dort über die eigenen Interessen und Hobbys geschrieben hat. Ideal ist es, wenn man eine Brücke zum Job und zum Unternehmen schlagen kann.

Ahnungslose verlieren

"Ganz schlecht kommt es an, wenn der Bewerber sagt: 'Eigentlich wollte ich ja was ganz anderes'", warnt Alexander Legowski, Sprecher des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. "Oder wenn er darauf hinweist, dass er nur gekommen ist, weil ihn die Arbeitsagentur geschickt hat." So selten seien diese Fälle nicht, in denen Ausbildungsplatzsuchende sich gleich durch solche Sprüche alle Chancen nehmen.

Der richtige Ansatz sei dagegen, vor dem Bewerbungsgespräch mit Leuten zu sprechen, die einem Tipps geben können. Denn wer durch Ahnungslosigkeit auffällt, kann nur verlieren. Wer hingegen schon weiß, welche Dienstleistungen die Firma anbietet, welche Standorte oder wie viele Mitarbeiter es gibt, kann genauer nachfragen. "Fast jeder Zehn-Mann-Betrieb hat heute eine Homepage", sagt Legowski. "Das ist doch ganz einfach, im Internet mal nachzugucken." Klappt das nicht, könne man über die Innung oder die Kreishandwerkerschaft gehen und sich da erkundigen. Auch bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle gilt: Gut informiert ist halb gewonnen.

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dpa/Andreas Heimann/bön
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