Bewerbungs- und Jobmessen:Spaziergang zum Traumjob

Wer sich auf einer Jobmesse richtig präsentiert, für den kann mehr als ein spannendes Praktikum herausspringen. Wie sich Bewerber vorbereiten sollten.

K. Vitinius

Vor wenigen Jahren waren sie noch eine kleine Sensation, inzwischen gibt es sie in jeder Stadt, manchmal sogar mehrmals jährlich: die Jobmessen. Wie Perlen auf der Schnur reihen sich dort die Stände der Unternehmen aneinander, unterscheidbar nur durch Farbe und Form der Firmenlogos und die Zahl der anwesenden Personalbeschaffer. Ihre Aufgabe: gesprächsweise ausloten, ob der ein oder andere Messebesucher zum Kollegen taugt.

In diesem Punkt treffen sich die Interessen von Standbesatzung und Standbesuchern. Denn wer auf eine Jobmesse geht, will einen Arbeitgeber in spe "live" erleben und zu ihm Kontakt knüpfen. Vielleicht springt dabei ja am Ende ein spannendes Praktikum oder der Traumjob heraus - wer weiß?

Nichts dem Zufall überlassen

Dem Zufall überlassen sollte man dennoch wenig. Aus gutem Grund kündigen die Jobmessen schon Wochen im voraus die Namen der Aussteller an. Damit wird den Besuchern zweierlei signalisiert: Überlegt euch, bei wem ihr vorbeischauen wollt, und macht euch schlau über das Unternehmen.

Für den kurzen Überblick genügt ein virtueller Spaziergang über die Firmenwebsite mit einem längeren Abstecher zu den Karriereseiten. Danach sollte man wissen, wo und womit das Unternehmen sein Geld verdient und welche Berufsgruppen gesucht werden. Was von den zukünftigen Mitarbeitern gefordert und was ihnen dafür geboten wird, kann dann auf der Jobmesse vertieft werden.

Als Faustregel gilt: Je sorgfältiger sich die Besucher auf die Gespräche vorbereiten und je mehr sie über das Unternehmen in Erfahrung bringen, desto konkreter können sie fragen und desto mehr Aufmerksamkeit bringen ihnen die Personaler entgegen.

Bar jeder Firmenkenntnis

Was bei Esther Raffler, Referentin für Personalentwicklung und Hochschulmarketing bei Linde Engineering in München, einen weniger guten Eindruck macht, sind schlecht oder gar nicht informierte Bewerber. "Es fällt auf, dass sich einige Studenten vorab nicht mit dem Messeguide beschäftigt oder die Websites der präsentierenden Unternehmen studiert haben", sagt Raffler. Manche wüssten nicht einmal, dass Linde schon vor längerer Zeit ganze Geschäftsbereiche abgetreten hat.

Die Personalfrau schüttelt den Kopf: "So etwas ist doch über das Internet ganz einfach herauszubekommen." Deshalb werten es nicht nur die Human-Resources-Profis bei Linde als negativ, wenn die Studenten bar jeder Firmenkenntnis um ein Gespräch nachsuchen. "Einmal fragte ein Lebensmittelchemiker nach Jobmöglichkeiten", erzählt sie nur halb amüsiert, "er hatte Linde mit dem Süßwarenhersteller Lindt verwechselt."

Diplomarbeit oder Praktikum

Noch weniger glücklich sind Esther Raffler und ihre Kollegen in anderen Unternehmen über Messebesucher, die keine Ahnung haben, was sie von den Firmenvertretern eigentlich wissen möchten, oder schwammig formulieren. "Immer mal wieder kommen Fragen vor wie: Was haben Sie denn alles?" Dabei verziehen sich die Mundwinkel der so naiv Befragten unwillkürlich nach unten.

Geht es um ein Thema für eine Diplomarbeit, soll es ein Praktikum sein oder interessiert sich der Student für eine Einstiegsstelle? "Seine Ziele sollte man sich unbedingt schon vor dem Messebesuch klargemacht haben", legt die Recruiterin allen Besuchern an Herz und Hirn, "denn das lenkt das Gespräch in konkrete Bahnen." Dafür steht auf Jobmessen ohnehin meist nur eine knappe halbe Stunde zur Verfügung. Bei gegenseitigem Interesse wird ein Termin für ein Folgegespräch vereinbart.

Auf der nächsten Seite: Was ins Messegepäck der Besucher gehört und wie sich Bewerber auf die Gespräche am Messestand vorbereiten sollten.

Spaziergang zum Traumjob

Lebenslauf und Bewerbungsflyer

Wer nichts dem Zufall überlassen will, informiert sich vorher telefonisch oder per Mail, welche Art der Bewerbung die jeweilige Firma bevorzugt. Auf jeden Fall eine gute Investition sind aussagekräftige Visitenkarten, sie wirken professionell. Weiterhin ins Messegepäck der Besucher gehören ein paar Bewerbungsmappen mit kurzem Anschreiben, Lebenslauf, Motivationsschreiben und Foto, um damit sein gesteigertes Interesse an einer Mitarbeit zu belegen.

Den gleichen Zweck erfüllt ein sogenannter Bewerbungsflyer, also ein vorn und hinten bedrucktes DIN-A4-Blatt mit Kontaktdaten und Foto, Angaben zur gewünschten Tätigkeit und der besuchten Messe sowie einem Kurzlebenslauf. Zeugniskopien und Referenzen können nachgereicht werden.

Zweireiher in gedeckten Farben

Nicht unterschätzt werden darf die Auswahl der Kleidung. Auf Hochschulmessen, die in erster Linie Betriebswirte und Juristen ansprechen, dominieren mittlerweile der Zweireiher in gedeckten Farben und das hochseriöse Kostüm. Bequeme Schuhe sind angesichts eines langen Messetages überlebenswichtig, und das Jackett ist bei Männern Pflicht. Letzteres sei für Ingenieure nicht immer selbstverständlich, meint Raffler. "Sie müssen ja nicht Anzug und Krawatte tragen, das ist gar nicht nötig. Aber gepflegt sollten sie schon wirken." Also irgendetwas zwischen Anzug und Jeans? "Genau das", sagt sie, schließlich gebe es auch bei dieser Vorgabe noch genügend Auswahlmöglichkeiten.

Am Abend nach der Messe ist für die meisten Ausruhen angesagt. Doch mit der Nachbereitung sollte man sich nicht mehr als zwei, drei Tage Zeit lassen. Denn nicht nur man selbst, auch die Rekrutierer wandern vermutlich mit einem dicken Stapel Visitenkarten und Unterlagen in ihre Büros zurück. Dass sie die eine, die eigene Bewerbung hervorziehen, lässt sich mit einem Anruf oder dem Schicken weiterer Unterlagen beschleunigen.

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