Süddeutsche Zeitung

Bewerbung: Worauf Personaler achten:Bewerbungsfoto? Natürlich in Badehose!

Sprachlos im Vorstellungsgespräch sind meist nur die Bewerber - doch manchmal ist es umgekehrt. Personaler berichten von ihren kuriosesten Erlebnissen mit Kandidaten.

Maria Holzmüller

Randy Knaflic, Director - Staffing & Programms Engineering and Product für Europa, Mittlerer Osten & Afrika bei Google: "Ein Kandidat hat seine Gitarre zum Bewerbungsgespräch mitgebracht" Einige Kandidaten wollen uns zeigen, dass sie wirklich kompetent sind, Talente mitbringen, die über die Position, für die sie sich bewerben, hinausgehen und sie wunderbar in die Google-Kultur passen würden. Ein Kandidat hat beispielsweise seine Gitarre zum Bewerbungsgespräch mitgebracht und uns gefragt, ob er Google ein Konzert geben dürfte. Wir haben dem zugestimmt und so war nach seinem Bewerbungsgespräch eine kleine Gruppe Zeuge, wie dieser leise sprechende Software-Entwickler aus sich herauskam und sowohl leidenschaftliche Balladen als auch einen rockigen Cover Song zum Besten gab. Er war ziemlich gut und wir waren nicht sehr überrascht zu hören, dass seine Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch ein Konzert in den Straßen Zürichs eine Nacht zuvor beinhaltete. Es sind diese Art von Interessen, die über den täglichen Job hinausgehen, die Google zu einem interessanten Arbeitsplatz machen. Es ist daher sicherlich auch keine Überraschung, dass wir eine eigene Google-Band gegründet haben.

Silke Kreuter, Ausbildungsleiterin bei der Landesbank Berlin: "Eine Bewerbung als Weinflasche verpackt" Wir hatten schon Bewerbungen in Form eines Flyers, einer CD oder als Weinflasche verpackt. Das ist unangebrachtes Marketing. Häufig erfüllen gerade diese Bewerber die formalen Kriterien für die Stelle nicht und versuchen durch eine kreative Aufmachung davon abzulenken. Andere legen ihrer Bewerbung Fotos aus der Freizeit bei oder liefern in einer E-Mail 30 Seiten Anhang mit. Das ist alles nicht ideal, spontan aussortiert wird eine solche Bewerbung deshalb aber nicht.

Georg Bachmaier, Leiter Recruiting bei Microsoft: "Bewerbungsfoto in Badehose" Ein Bewerber hatte vorne auf der Bewerbungsmappe ein Foto von sich, auf dem er nur mit einer Badehose bekleidet war und einen großen Fisch in den Händen hielt. Er wollte damit seine Zielstrebigkeit verdeutlichen, nach dem Motto: "Ich hol die richtig großen Fische."

Michael Groß, Leiter des Personalmarketings bei Audi: "Die Bewerberin telefonierte seelenruhig während des Bewerbungsgesprächs" Eine Geschichte ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, die allerdings auch schon etwas zurückliegt. Während eines Vorstellungsgesprächs klingelte das Handy der Bewerberin. Sie ignorierte das Klingeln aber nicht und telefonierte seelenruhig ein paar Minuten mir ihrer Mutter. Diese Stressresistenz und natürlich der Gesamteindruck der Bewerberin haben mich beeindruckt - ich habe sie dann eingestellt. Auch wenn ich Bewerbern rate: Macht eure Handys aus.

Bettina Marcinkowski, Head of Recruiting and Personnel Marketing bei Roche Diagnostics: "Er konnte niemandem von uns in die Augen sehen" Es gab einen Bewerber, bei dem waren sich die Kollegen unsicher. Er war promovierter Mathematiker und brachte die Qualifikationen für eine bestimmte Stelle mit - aber er konnte niemandem von uns in die Augen sehen. Ich habe dann noch ein zweites Gespräch mit ihm geführt und fand heraus, dass er einfach nicht zwei Dinge gleichzeitig machen konnte. Für die Stelle war er trotzdem perfekt und wir haben ihn eingestellt. Später hat er mir erzählt, dass er sich in dem Moment so auf seine Formulierungen konzentrierte, dass er nicht gleichzeitig jemandem in die Augen schauen konnte.

Nicolet Eglseder, Leiterin der Nachwuchsprogramme bei Bosch: "Wir waren alle sprachlos" Es gab einen Bewerber, der weder Deutsch noch Englisch sprach, dies aber in seinen Unterlagen angegeben hatte. Wir waren alle ziemlich sprachlos.

Renate Weber, Referatsleiterin Personal bei der Allianz Deutschland AG: "Bewerbung mit Pralinen" Kurios ist hier vielleicht nicht das richtige Wort, aber toll fand ich, als ich einmal einen Pâtissier für unsere Küche gesucht habe und ein Bewerber Musterpralinen mitgeschickt hat.

Angela Titzrath-Grimm, Head of Executive Management Development bei Daimler: "Kuriositäten passieren immer wieder" Kuriositäten passieren immer wieder. Menschen kommen zu Vorstellungsgesprächen ohne erkennbaren Grund zu spät, sind schlecht vorbereitet und haben sich nicht mit dem Unternehmen und der Stelle auseinandergesetzt.

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