Michael Albrecht, Leiter Recruiting bei BMW: "Wir wechseln schon mal ins Englische oder Spanische" Die Leute müssen authentisch sein, sie dürfen keine Rollen spielen. Auf beiden Seiten geht es doch um die Frage: Passen wir zueinander? Und sie sollten sich vorher über BMW informieren, zum Hintergrund und über die Stelle. Der Bewerber sollte nicht gerade unpünktlich oder in Badeschlappen beim Vorstellungsgespräch erscheinen. Ein K.-o.-Kriterium wäre, wenn sich herausstellt, dass die in der Bewerbung angegebenen Kompetenzen gar nicht vorhanden sind - etwa bei den Sprachkenntnissen. Wir wechseln während des Interviews schon mal ins Englische oder Spanische, um einem Bewerber auf den Zahn zu fühlen.
Silke Kreuter, Ausbildungsleiterin bei der Landesbank Berlin: "Nicht in Jeans und Pulli erscheinen" Bei Einsteigern achten wir auf die Kleidung. Ist sie dem zukünftigen Arbeitsplatz angemessen? Die Bewerber sollten also nicht in Jeans und Pulli erscheinen. Und sie sollten sich ausdrücken können. Nach dem ersten Eindruck achten wir im Rahmen eines strukturierten Interviews auf analytisches Denkvermögen, Teamverhalten und Eigeninitiative. Wir wollen unter anderem wissen, ob sich die Bewerber über unser Unternehmen informiert haben. Wir fragen nach, warum sie sich bei uns bewerben und wie sie auf uns aufmerksam geworden sind. Wenn dann jemand erzählt, er fände toll, dass wir international agieren, dann muss ich schon zweifeln, schließlich sind wir hauptsächlich regional tätig.
Angela Titzrath-Grimm, Head of Executive Management Development bei Daimler: "Unsere Unternehmenswerte sind wichtig bei der Bewerberauswahl" Im Vorstellungsgespräch können Bewerber mit einem offenen und authentischen Auftritt punkten. Darüber hinaus sollte sich der Bewerber intensiv mit dem Unternehmen und der angestrebten Stelle auseinandergesetzt haben. Darunter verstehen wir auch, dass sich die Bewerber mit unseren Unternehmenswerten Begeisterung, Disziplin, Integrität und Respekt identifizieren können. Sie prägen unsere Zusammenarbeit und sind uns deshalb auch wichtig bei der Bewerber-Auswahl. Der Kandidat sollte vermeiden, sich perfekt inszenieren zu wollen und somit ein falsches Bild von sich selbst zu vermitteln.
Georg Bachmaier, Leiter Recruiting bei Microsoft: "Bescheid wissen über Aktienkurse" Wir wollen sehen, ob sich der Bewerber auf die Stelle und das Unternehmen vorbereitet hat. Er sollte schon über die Entwicklung der Aktienwerte und die Themen, die das Unternehmen aktuell beschäftigen, Bescheid wissen. Wir fragen auch, was unsere Mitbewerber so machen und warum der Bewerber gerade bei uns arbeiten will. Und dann werden wichtige Sozial-, Persönlichkeits- und Methodenkompetenzen abgefragt: Was zeichnet den Bewerber aus, wie löst er Probleme?
Reinhild Marten, Functional Business Partner Finance bei Beiersdorf: "Gezielte Fragen zeigen, dass der Bewerber gut vorbereitet ist" Während des Vorstellungsgespräches liegt der Schwerpunkt neben den fachlichen auch auf den persönlichen Eigenschaften des Bewerbers. Auch hier achten wir natürlich auf eine konsistente und nachvollziehbare Darstellung des bisherigen Werdegangs in Bezug auf die ausgeschriebene Stelle. Hat der Kandidat beispielsweise während des Studiums eine längere Weltreise unternommen, ist es gut, wenn er die Gründe dafür erläutern kann. Ebenso, warum er der richtige Kandidat für die ausgeschriebene Stelle ist und warum er bei uns arbeiten möchte. Gezielte Fragen des Bewerbers zeigen, dass er Interesse an unserem Unternehmen hat und gut vorbereitet ist.
Christian Greiser, Partner bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group, verantwortlich fürs Recruiting: "Strategisches Denken beeindruckt mehr als schnelle Antworten" In unseren Bewerbungsgesprächen wollen wir mehr über die Bewerberin oder den Bewerber erfahren und feststellen, ob er oder sie zu BCG passt. Wir sprechen mit den Kandidaten nicht nur über ihren Lebenslauf und ihr Interesse am Beraterberuf, sondern prüfen auch, wie sie an Problemstellungen herangehen und lösen Fallstudien mit ihnen. Dabei beeindrucken uns eine sorgfältige Analyse und strategisches Denken mehr als schnelle Antworten.
Bettina Marcinkowski, Head of Recruiting and Personnel Marketing bei Roche Diagnostics: "Stellt jemand keine Fragen, wirkt das unvorbereitet" Im Vorstellungsgespräch geht es mir vor allem um Authentizität. Es ist mir nicht geholfen, wenn mir jemand etwas vorspielt. Natürlich zeigen sich alle von ihrer Schokoladenseite, aber dabei müssen sie authentisch bleiben. Auf jeden Fall sollten die Bewerber die Chance nutzen, Fragen zu stellen. Stellt jemand keine Fragen, wirkt das unvorbereitet. Auf uns sollten die Bewerber eingehen und prägnant antworten. Sie sollten außerdem über das Unternehmen Bescheid wissen und unsere Internetseite kennen. Das Vorstellungsgespräch sollte nicht dafür genutzt werden, uns erklären zu lassen, was wir im Unternehmen eigentlich machen. Aber ich erwarte keine Bewerber-Profis. Etwas Nervosität ist in einer solchen Situation völlig normal.
Michael Groß, Leiter des Personalmarketings bei Audi: "Gedanken über den eigenen Lebenslauf machen" Im Vorstellungsgespräch geht es vor allem darum, den Bewerber kennenzulernen. Daher ist ein erster Tipp auf jeden Fall - trotz Nervosität - möglichst natürlich und "man selbst" zu sein. Darüber hinaus macht es Sinn, sich Gedanken über seinen eigenen Lebenslauf zu machen und rückblickend zu reflektieren, warum man sich damals für diese oder jene Richtung entschieden hat. Empfehlenswert ist auch die aktive Beschäftigung mit dem Unternehmen. Hier lohnt es definitiv, sich im Vorfeld auf der Unternehmenshomepage zu informieren und die aktuelle mediale Berichterstattung über die Modellpalette und aktuelle Unternehmensentwicklungen zu verfolgen.
Kristina Flügel, Leiterin Resourcing Deutschland bei der Deutschen Bank: "Wir sind davon angetan, wenn sich die Bewerber vorher Themen zurechtgelegt haben" Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschulabschluss müssen sowohl durch ihre fachlichen Fähigkeiten als auch durch persönliche Eigenschaften überzeugen. Ziel unseres Auswahlprozesses ist es, herauszufinden, ob die Kandidaten auf das Stellenprofil und zur Bank passen. Wer hier nicht überzeugt, der bekommt von uns auch kein Angebot. Wir legen Wert darauf, dass sich die Bewerber vernünftig vorbereitet haben. Dazu gehört, sich über das Unternehmen - einschließlich aktueller Presseartikel und Informationen zur Unternehmenskultur -, die Position sowie das Marktumfeld und Branchen-Trends zu informieren. Darüber hinaus sollten sich die Bewerber über benötigte fachliche Qualifikationen Gedanken machen. Wir sind auch davon angetan, wenn sich die Bewerber vorher Themen zurechtgelegt haben, die sie im Lebenslauf, bei den Qualifikationen besonders hervorheben möchten. Und wir achten darauf, dass jemand Fragen beantworten kann zum bisherigen Berufsweg, zu Fachthemen, aber auch zu privaten Interessen oder Hobbys.
Renate Weber, Referatsleiterin Personal bei der Allianz Deutschland AG: "Souveränes Auftreten und gepflegtes Äußeres sind von Bedeutung" Im persönlichen Gespräch sollten Bewerber gut vorbereitet sein und schildern können, warum er oder sie die Stelle möchte. Auch ein souveränes Auftreten und ein gepflegtes Äußeres sind hier von Bedeutung. Darüber hinaus sollten die Bewerber nicht zu nervös sein, Interesse zeigen, aber auch Fragen zur ausgeschriebenen Position und unserem Unternehmen stellen.
Randy Knaflic, Director Staffing & Programs Engineering and Product für Europa, Mittlerer Osten & Afrika bei Google: "Googler kommunizieren offen und sind seriös, ohne dass sie einen Anzug tragen müssen" Wir suchen nach Personen, die eine Leidenschaft für das haben, was sie tun. Dabei ist es unwichtig, ob sich die Leidenschaft auf Technologie, Marketing oder jeden anderen Bereich bezieht. Hauptsache, ihre Tätigkeit bedeutet ihnen viel. Eine weitere Eigenschaft, die wir in Kandidaten suchen, ist die Fähigkeit, in einer flachen Hierarchie und in kleinen Teams arbeiten zu können. Sie sollten sich in einem hektischen und wahnsinnig schnell wechselnden Umfeld wohl fühlen. Googler, wie wir Mitarbeiter uns nennen, sind verantwortungsbewusst, kommunizieren offen und sind seriös, ohne dass sie dafür einen Anzug tragen müssen.
Nicolet Eglseder, Leiterin der Nachwuchsprogramme bei Bosch: "Negative und positive Eigenschaften durch Beispiele konkretisieren" Wir stellen uns die Frage: Verfügt der Bewerber über genügend Selbstreflexion, um positive und negative Eigenschaften durch geeignete Beispiele zu konkretisieren?