Bewerbung:Es kann Monate dauern

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Die Bewerbung ist abgeschickt, jetzt beginnt das Warten. Wann kann man mit einer Antwort rechnen? Wie oft soll man nachhaken?

Bewerber durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Die Hoffnung auf einen neuen Job schlägt schnell um in die Angst vor einer möglichen Ablehnung. Zunächst aber warten viele sehnsüchtig auf Antwort - und geraten ins Grübeln: Soll ich telefonisch nach dem Stand der Dinge fragen? Oder verringert Ungeduld meine Chancen? Wird es umgekehrt als Desinteresse ausgelegt, wenn ich mich gar nicht rühre? Wie lange dauert ein normaler Bewerbungsprozess überhaupt?

Die Bewerbung ist schwierig, die Zeit danach oft auch: Nun muss man vor allem warten können. (Foto: Foto: istockphoto)

,,Zwischen einer Woche und zwei Monaten - in dieser Zeitspanne spielen sich die meisten Bewerbungen ab'', sagt der Arbeitssoziologe Markus Promberger vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Diese Einschätzung teilt Gabriele Liebmann-El Badry von Bayer Schering Pharma in Berlin.

Zwei Monate sollten Bewerber bei dem Pharma-Unternehmen durchaus einplanen. ,,Ist ein Bewerber für eine Stelle nicht geeignet, erhält er umgehend eine Absage.'' Die übrigen Bewerber bekommen von der Personalabteilung innerhalb eines Monats eine Rückmeldung.

Auch das Beratungsunternehmen Kienbaum rechnet mit ähnlichen Zeitspannen. ,,Nach eineinhalb bis drei Wochen bekommt man entweder eine Einladung, wird auf später vertröstet oder erhält eine Absage'', sagt Sörge Drosten, Partner bei Kienbaum in Düsseldorf.

In dieser Zeit sollten sich die Aspiranten zurückhalten. ,,Eine Nachfrage von Seiten des Bewerbers ist nach etwa vier Wochen gerechtfertigt'', sagt Liebmann-El Badry. Personalberater Drosten sieht das ein wenig anders: Er findet, dass Bewerber bereits zwei Wochen nach Erhalt einer Eingangsbestätigung freundlich nachhaken dürfen.

Der Bewerbungstrainer und Ratgeberautor Christian Püttjer aus Bredenbek rät bei Telefonaten mit Personalern zu ,,Engelszungen'', da sie unter ,,chronischer Überlastung'' leiden. ,,Etwa zehn Werktage nach der schriftlichen Bewerbung sollte man sich durchaus freundlich in Erinnerung rufen'', sagt er.

Auch IAB-Forscher Promberger betont, dass Anrufer ein Gespür für die richtige Situation brauchen. ,,Wenn Sie merken, Ihr Gegenüber ist unter Druck oder hat keine Zeit, fragen Sie, wann Sie nochmal anrufen können'', rät der Arbeitssoziologe. Nicht alle Firmen gehen vorbildlich mit Bewerbern um, viele bestätigen zumindest den Erhalt der Unterlagen innerhalb einer Woche. Bis zum Vorstellungstermin kann es dann weitere drei Wochen dauern.

,,Auf das erste Bewerbungsgespräch folgt meist ein zweites oder gar drittes'', sagt Püttjer. So müssen beispielsweise Bewerber auf eine Trainee-Stelle bei Daimler-Chrysler einen mehrstufigen Bewerbungsprozess durchlaufen. ,,Innerhalb einer Woche nach Ausschreibungsende erhalten sie eine Absage oder die Einladung zum Online-Test. Darauf folgen relativ schnell ein Telefoninterview und die Teilnahme am Assessment-Center'', sagt Verena Müller von Daimler-Chrysler in Stuttgart.

Insgesamt rät Personalberater Drosten Jobsuchenden, sich mehrere Monate Zeit zu nehmen. ,,Bewerbungsprozesse können sich bis zu vier Monate lang hinziehen.'' Einfacher wird es nach dem Bewerbungsgespräch. Da gelte folgende Faustregel: ,,Je länger die Nachricht auf sich warten lässt, desto wahrscheinlicher ist eine Absage.''

© Vivien Leue/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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