Bewerberauswahl:Wie man sich im Assessment-Center richtig präsentiert

Wer einen richtig guten Job will, muss durchs Assessment-Center - daran führt kein Weg vorbei. Viele Mythen umgeben dieses Auswahlverfahren, in Dutzenden Büchern werden Hunderte Ratschläge gegeben. Doch letztlich wollen die Beobachter nur eines sehen: den Bewerber, wie er wirklich ist.

Verena Wolff

Viele Mythen umgeben das Assessment-Center (AC) - bis heute gilt es als eines der härtesten Auswahlverfahren, die der Arbeitsmarkt für Fach- und Führungskräfte parat hat. Aber das AC ist gleichzeitig Standard für all jene, die entweder gleich aus der Hochschule in einen gutdotierten Job wollen oder Fachkräfte, die an ihrem Aufstieg arbeiten. Doch wer ist nun gefragt in einem Assessment-Center? Selbstdarsteller, die sich fortwährend in den Vordergrund spielen? Oder Vermittler, die dauernd an der guten Atmosphäre im Team arbeiten? Oder etwa die eher zurückhaltenden Kandidaten, die sich schön bedeckt und scheinbar pflegeleicht im Hintergrund halten?

Wichtig ist, sich bei einer solchen Veranstaltung, die oft einen ganzen Tag dauert, gut zu präsentieren. Und das ohne Pause: "Das gesamte Assessment-Center ist eine besondere Form der Selbstpräsentation", sagt der Berliner Karriereberater Jürgen Hesse. Die Firmen stellen sich vor, aber viel mehr noch wollen sie wissen, mit welchen Typen sie es bei den Bewerbern zu tun haben. "Sie möchten sehen, wie sich die Kandidaten in Relation zu ihren Nachbarn und Gegenübern verhalten." Daher ist es immens wichtig, sich auf das AC vorzubereiten - und sich dabei auch mit sich selbst zu beschäftigen. "Man sollte sich schon vorher ein Konzept machen, wie man sich präsentieren will", sagt der Autor des Ratgebers Die 100 wichtigsten Tipps zum Assessment Center. Dabei gehe es auch darum, ein Bewusstsein für die eigene Persönlichkeit zu bekommen - und das richtige Maß für eine offene Kommunikation darüber zu finden.

"Da kann es passieren, das man aufgefordert wird sich als Tier zu präsentieren: Ob man sich da als Maus oder Löwe darstellt, macht einen gewaltigen Unterschied." Man müsse sich einfach Gedanken darüber machen, was man rüberbringen will, so Hesse: "Wie sollen die Leute mich erleben, was will ich von mir präsentieren, was sind die wichtigsten Merkmale, die ich zeigen will."

"Stellen Sie doch mal den Nachbarn vor"

Der Tag im Assessment-Center beginnt klassischerweise mit einer Vorstellungsrunde - die allerdings gibt es in Variationen. "Natürlich kann es sein, dass man sich in einer gewissen Zeit selbst präsentieren soll", sagt Hesse. Gerne werden auch Teams gebildet, in denen der eine den anderen Kandidaten vorstellen soll. "Dabei kommt es darauf an, in der möglichst kurzen Vorbereitungszeit möglichst viel über den Gegenüber zu erfahren - und das dann auch noch unterhaltsam allen anderen zu präsentieren."

Diese Technik sage dann also gleich etwas über zwei Bewerber aus. Denn es kommt nicht darauf an, dass man jemanden besonders gut trifft oder sich besonders viele Daten merken kann - sondern darauf, wie man es macht. "Man stellt sich dabei mit vor: Kann man spritzig präsentieren, die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich ziehen und interessant sprechen."

Auch die klassische Vorstellung hat weiterhin ihren Platz - und dabei sollte man sich im Weglassen üben: "Maximal hat jeder Bewerber drei bis fünf Minuten Zeit für seine Präsentation. Wenn man's unter fünf schafft, werden alle dankbar sein", so Hesse. Denn: Wenn in der Bewerberrunde zehn Kandidaten sitzen, kann das ganze leicht eine Stunde dauern. "Wer hört denn da den letzten Bewerbern noch zu?" Wenn die Runde etwas kleiner ist, wird jedem Einzelnen meist etwas mehr Redezeit zugestanden.

Aus welchem Holz ist der Bewerber geschnitzt

"Das Ganze wird veranstaltet, um herauszufinden, wie die Bewerber ticken", sagt Hesse. Dass die Kandidaten intelligent, gebildet und erfahren sind, verrät ihr Lebenslauf. "Jetzt will man erfahren, mit wem man es tatsächlich zu tun hat, ob die Leute ins Unternehmen und ins Team passen." Auch hier sollte man sich vorher überlegen, wie man wahrgenommen werden möchte. "Kluge Leute können das gestalten und führen selber die Regie."

Wichtig bei der Selbstpräsentation natürlich auch: das Aussehen. "Es gibt Menschen, die sind hygienisch nicht ganz einwandfrei", sagt Hesse. Die sollten sich allerdings so nicht in ein Assessment-Center verirren. Frisch geduscht, ein passender Anzug oder Kostüm, bei den Damen ein dezentes Make-up. Mehr muss nicht, weniger sollte aber auch nicht sein. "Mit der entsprechenden Kleidung verhält man sich auch anders", sagt Hesse. Man gehe schließlich zu einem Polterabend anders als zu einer Beerdigung.

Souveränität, freundliche Gelassenheit, Authentizität: Darauf kommt es letztlich an. Denn die Unternehmen wollen einen Mitarbeiter einstellen, der ein stimmiges Bild von sich abgibt. Insgesamt sollte man sich am Ende im ersten Drittel der Bewerber einfinden, die sich engagieren, rät Hesse. Also: nicht zu still sein, nicht nur Drei-Wort-Sätze sprechen - aber sich auch nicht dauernd in den Vordergrund spielen.

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