Bewerben auf Englisch:Machen Sie's kurz!

Die englischsprachige Bewerbung unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland üblichen: Form und Struktur sind anders, gefragt ist die gnadenlose Darstellung der eigenen Fähigkeiten - und Mut zur Lücke. Was Bewerber beachten sollten. Ein Überblick.

Verena Wolff

Resume und Cover Letter - das sind die beiden wichtigsten Dokumente für eine Bewerbung in Großbritannien, Nordamerika oder bei einem Unternehmen aus einem der anglophonen Länder auf deutschem Boden. Mit der schlichten Übersetzung des deutschen Dokuments allerdings ist es nicht getan. Vor allem nicht mit Hilfe einer elektronischen Übersetzungsmaschine, warnt Thorsten Knobbe, Anglist und Gründer des Consulting-Unternehmens Leaderspoint, bei dem Ghostwriter für perfekte Bewerbungsunterlagen und Zeugnisse sorgen. "Die englischsprachigen Unterlagen haben eine ganz eigene Form", sagt er.

Sehr kurz seien sie inzwischen geworden, der Trend gehe immer mehr zur Verknappung: "Eine Seite Anschreiben, eine Seite Lebenslauf. Mehr nicht", betont Knobbe.

Nur in Ausnahmefällen, etwa bei leitenden Positionen und sehr viel verschiedener Berufserfahrung, könne der Lebenslauf eine zweite Seite bekommen. Dabei, betont er, sollte die Schriftart (Arial oder Times) nach Möglichkeit nicht kleiner als 10 pt werden - sonst kann niemand mehr etwas erkennen. "Mut zur Lücke ist gefragt - es kommt nicht darauf an, jede einzelne Station im Ausbildungs- und Berufsleben ausführlich darzustellen." Vielmehr sei es wichtig, eine Auswahl zu treffen, die dem möglichen neuen Arbeitgeber die Qualifikation zeigt. "Da muss man aussuchen, was für die aktuelle Bewerbung relevant ist." Stationen weglassen sollte man aber nicht.

Headhunter interessieren sich mitunter für die Details - die sollten aber besser in einer eigenen Liste aufgeführt werden. Die Grund-Bewerbung sollte trotzdem aus den zwei kurzen Dokumenten bestehen. "Wenn ein Bewerber partout mehr aus seinem Berufsleben berichten will: bitte auch auf einem Extra-Dokument - wenn das jemanden interessiert, kann er es lesen."

Gerade in den USA sind einige der in Deutschland selbstverständlichen Angaben verpönt: "Ein Resume hat kein Foto und keine Angaben zu Geburtstag und Familienstand", sagt Knobbe. Auch das Datum und die Unterschrift am Ende des Dokuments seien obsolet. Stattdessen beginnt der Lebenslauf mit den personal details: Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Dabei sollten Umlaute immer aufgelöst werden.

Es folgt ein qualification summary, ein zusammenfassendes Kompetenzprofil, in dem die persönlichen Eigenschaften, Erfahrungen, Fähigkeiten und Erfolge dargestellt werden. Das kann entweder in einem kurzen Fließtext oder als Auflistung passieren. Gerne lesen die Angelsachsen auch das career objective oder nur objective im Lebenslauf: Welche Position ist in dem Unternehmen interessant, welches sind die Karriereaussichten und was wird von der Firma erwartet.

Erst jetzt folgt, was im deutschen Lebenslauf der allumfassende Text ist: work experience/professional experience. Die Berufserfahrung. "Die Reihenfolge ist immer umgekehrt chronologisch", sagt Knobbe. Das bedeutet, dass die aktuelle oder letzte Beschäftigung an erster Stelle steht. Zu jeder Station gehören der vollständige Name des Unternehmens und die Abteilung, die genaue Bezeichnung der Position und der Zeitraum der Anstellung. "Inzwischen ist es in englischsprachigen Dokumenten oft so, dass dieser Block auf die linke Seite kommt und das Datum nach rechts gesetzt wird", so Knobbe.

Wichtig auch: "Bewerber sollten immer ihre Erfolge angeben, die sie während des Arbeitsverhältnisses verbuchen konnten." Das ganze sollte sehr aktiv dargestellt werden, mit sogenannten action words. "Verben wie achieved, controlled, enabled gehören in eine solche Bewerbung", sagt Knobbe. Und: "Die englischsprachige Bewerbung ist sehr aktionsbetont - und damit komplett anders als der deutsche Nominalstil."

Freundlich, flott und treffend formulieren

Nach der Berufserfahrung folgen die Ausbildungsstationen, education: Auch hier gilt die umgekehrte Chronologie: Der aktuellste Hochschulabschluss zuerst, dann die Hochschulreife."Eine deutsche Grundschule interessiert im Ausland niemanden", betont Knobbe. Gibt es Fort- oder Weiterbildungskurse, die relevantes Wissen gebracht haben, können diese auch hier erwähnt werden.

Skills und activities/hobbies beschließen die Auflistung der Fähigkeiten und Interessen: "Sprach- und Computerkenntnisse gehören in die skills, persönliche Interessen und Engagements sowie außerberufliche Aktivitäten in den letzten Punkt. Zu guter Letzt möchten Personaler in britischen und amerikanischen Firmen wissen, wer den guten Ruf bestätigen kann. Darum gehören ans Ende eines Lebenslaufs die references: Zwei Menschen mit kompletten Kontaktdaten, die bereit sind, über den Bewerber Auskunft zu geben. Das können Professoren sein, Mentoren, Berater - oder auch ein früherer Vorgesetzter.

Auch das Anschreiben, das den Lebenslauf begleitet, sollte eher knapp sein. "Man braucht nicht alle Stationen wiederholen", sagt Berater Knobbe. Wichtig sei vielmehr, einen kurzen Überblick über die Kompetenzen zu geben und darzustellen, warum man sich in dem Unternehmen bewirbt und den Job gern hätte. Natürlich muss die Sprache stimmen, denn das britische und das amerikanische Englisch unterscheiden sich in einigen Feinheiten.

Anschreiben und Lebenslauf gehören als Anhänge an eine freundlich und flott formulierte Bewerbungs-E-Mail, die genau an die Adresse geschickt werden muss, die in der Anzeige angegeben ist. Überhaupt gilt: "Man sollte sich in allem daran halten, was in der Ausschreibung steht - so geht das Verfahren am reibungslosesten." Das gelte auch für die verlangten Dateiformate. "Es ist nicht gesagt, dass alle Unternehmen die Dokumente als pdf-Dateien haben wollen - auch wenn das das gängigste Format ist." Zeugnisse und andere Bescheinigungen können auf Nachfrage hinterher gemailt werden.

Postbewerbungen sind in den vergangenen Jahren komplett aus der Mode gekommen, sagt Knobbe - was gerade bei Bewerbungen ins Ausland sehr im Sinn der Bewerber ist: Denn die Kosten für eine E-Mail sind deutlich günstiger und der Laufweg mitunter Wochen kürzer. Dennoch ist Sorgfalt geboten: "Die Unterlagen müssen sehr gut sein, auch wenn die Mail schnell verschickt ist."

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