Berufswahl:Image gut, alles gut

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Je prestigeträchtiger der Job, desto besser das Image. Klar, dass Jugendliche vor allem populäre Berufe lernen wollen. Doch damit vergeben sie viele Chancen.

Susanne Klaiber

Medienkaufmann Digital und Print - klingt irgendwie schick. Verlagskaufmann - klingt irgendwie nicht so schick. Und so haben sich für die Ausbildung zum angesagten "Medienkaufmann" bei einem Konzern doppelt so viele Bewerber gemeldet wie für den biederen "Verlagskaufmann". Obwohl es nur zwei Bezeichnungen für denselben Beruf sind.

Menschen suchen sich nicht nur eine Arbeit, die sie interessiert, sondern auch einen Job, bei dem das Image stimmt. Denn Menschen werden danach beurteilt, wie angesehen ihr Beruf ist, und in die entsprechenden Schubladen gesteckt. Schulabgänger versuchen deshalb einen Job zu ergattern, von dem sie annehmen, dass andere Schulabgänger ihn gut finden. Wenn schon Schublade, dann bitte die richtige. Dass dieser Mechanismus tatsächlich so funktioniert, belegen Studien, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zusammengetragen hat.

Aber was genau macht eigentlich die Inhaber bestimmter Berufe zu angesehenen Personen? Um das herauszufinden, hat das Institut 2400 Jugendliche gefragt, welche Eigenschaften sie Berufstätigen zuschreiben und wie angesehen diese sind. Dabei kam heraus, dass besonders gut ankommt, wer als intelligent, gebildet, reich und ehrgeizig gilt. Also wollen Jugendliche auch die Berufe ergreifen, die sie mit diesen Eigenschaften in Verbindung bringen: zum Beispiel Dienstleister wie Gestalter für visuelles Marketing, Fotografen oder Veranstaltungskaufleute.

Fleiß ist unsexy

Weniger gut fürs Prestige sind dagegen Eigenschaften wie Geschicklichkeit, Fitness, Fleiß, Kontaktfreude und Selbstlosigkeit. Berufe, die Jugendlichen dazu einfallen, stehen auf der Wunschliste weiter unten. Dazu gehören gewerbliche Berufe wie Bäcker, Landwirt oder Gebäudereiniger - auch wenn die in Wirklichkeit keineswegs immer selbstlos und kontaktfreudig sind.

Auf dem Ausbildungsmarkt macht sich dieses Muster jetzt schon bemerkbar: Bei Firmen, die Gestalter für visuelles Marketing ausbilden, stapeln sich die Bewerbungen. Auf 100 Stellenangebote kommen dort 183 Anfragen. Für 100 Plätze in der Systemgastronomie dagegen interessieren sich nur 90 Personen. In Zukunft könnte das ein echtes Problem werden. Denn es gibt immer weniger junge Leute, die ins Berufsleben starten. Wer soll dann in den Jobs mit dem schlechteren Image arbeiten?

Die Medien sollen's richten

Forscher meinen, dass die Medien das Image einzelner Berufe verbessern könnten. Zum Beispiel, indem sie Figuren in Fernsehserien auch mal in weniger angesehenen Berufen arbeiten lassen. Aber natürlich kann man die Medien dazu nicht zwingen.

Manchmal hilft es schon, die Berufsbezeichnung attraktiver klingen zu lassen, wie das Beispiel mit den Medien- und Verlagskaufleuten zeigt. Reine Sprachkosmetik reicht aber nicht. Die Wissenschaftler vermuten, dass man in weniger beliebten Berufen in Zukunft mehr verdienen wird als jetzt. Das wäre nicht nur ein hübscher Anreiz, sondern würde sich auf Dauer auch auf das Image auswirken: Denn das ist bei guter Bezahlung ja deutlich besser.

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