Berufstätige Eltern:32 Stunden sind genug

Mann - Frau - Kind: Die klassische Familie wird seltener

Selbst wenn Mütter Karriere machen, bleibt an ihnen der große Teil der Kinderversorgung hängen.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Im Beruf erfolgreiche Mütter kümmern sich mehr um die Kinder als ebenso erfolgreiche Väter. Wie lässt sich das ändern? Ein paar Möglichkeiten gäbe es: für Politik, Wirtschaft und auch die Eltern selbst.

Kommentar von Vera Schroeder

Wickeln kann heute fast jeder Vater. Auch eine ordentliche Pasta bekommt der moderne Mann hin. Und auf Elternabenden schimpfen Väter genauso laut über den letzten fiesen Mathetest wie die motiviertesten Mütter. Interessanter wird es, wenn es um den Mikrokosmos der Familienorganisation geht. Zum An-die-Nase-Fassen hier ein paar Beispiele: Wer packt die Kinderklamotten vor dem Urlaub ein? Wer hat die Impftermine im Kopf? Wer kauft Geschenke für den Kindergeburtstag, zu dem der Sohn eingeladen ist?

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat diese Woche bestätigt, was jeder ahnt: Der Anteil von Müttern in Führungspositionen nimmt in Deutschland zwar ganz langsam zu. Doch selbst wenn Mütter aufsteigen, bleibt an ihnen der große Teil der Kinderversorgung hängen. Weibliche Führungskräfte kümmern sich fast doppelt so lange um den Nachwuchs wie Männer in einer vergleichbaren Position.

Eine Lösung des Problems liefert die Studie gleich mit: Führende Männer wie Frauen (übrigens mit und ohne Familie) wünschen sich, insgesamt weniger zu arbeiten. Alle würden gerne um sieben bis acht Stunden pro Woche reduzieren.

Wer je schon mal in der Wahnsinnsmühle aus zwei vollen Jobs (in der Firma und mit Kindern) dringesteckt hat, weiß: Auf Dauer hält das keiner durch. Und niemand will seine Kinder nur am Wochenende sehen. Aber diese müssen eben früh ins Bett. Wenn beruflich erfolgreiche Väter also zu Hause mehr anpacken und erfolgreiche Mütter entlastet werden sollen, müssen beide weniger arbeiten. Die Soziologin Jutta Allmendinger fordert schon seit Jahren: Die 32-Stunden-Woche als neue Vollzeit für alle muss her.

Die Schrauben, an denen man dafür drehen kann, betreffen Politik, Wirtschaft und die Eltern selbst. Familienministerin Manuela Schwesig hatte zuletzt die Idee einer mit Steuergeld unterstützten 32-Stunden-Woche für Eltern. Auch gesetzliche Frauenquoten zwingen alle, kürzere Arbeitszeiten auf Führungsposten zuzulassen, andernfalls bekommt man Mütter da überhaupt nicht hoch - und bald vielleicht auch keine Väter mehr. Und beim Elterngeld ist es Zeit für eine Nachbesserung. Man sollte das Geld nämlich nur dann beziehen dürfen, wenn der Partner in dieser Zeit auch tatsächlich arbeiten geht. Im Moment können Mütter und Väter gleichzeitig Elterngeld nehmen - was zu reihenweise staatlich finanzierten Familienauszeiten führt. Für die Aufgabenverteilung danach macht es allerdings einen großen Unterschied, ob Väter während ihrer Elternzeit alleine zu Hause übernehmen - oder mit Frau und Kind acht Wochen Urlaub machen.

Doppelspitzen und Jobsharingmodelle

Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern zutrauen, auch in weniger Stunden ihren Job hinzukriegen, ja sogar führen zu können. Weg von ewigen Abendschichten, hin zu Doppelspitzen und Jobsharing-Modellen; und keine Konferenzen mehr nach 16 Uhr. Die effizientesten Mitarbeiter sind schon jetzt Mütter in Teilzeit, weil sie sich schlicht aus Zeitmangel die Hälfte der Flurgespräche sparen.

Und die Eltern selbst? Mütter müssen noch mehr abgeben lernen und Väter übernehmen. Und wenn im Urlaubskoffer am Ende die Badehose für den Dreijährigen fehlt? Sei's drum. Beim nächsten Mal vergisst Papa sie sicher nicht mehr.

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