Berufskrankheit Burn-out:Habe fertig

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Staublunge und Asbestose verschwinden - psychische Leiden wie das Burn-out-Syndrom nehmen zu. Doch sie werden noch nicht als Berufskrankheit anerkannt.

Franziska Brüning

Ein Bäcker mit Mehlstauballergie, ein Lehrer mit Burn-out-Syndrom: Beide leiden unter einer Berufskrankheit, die zu Ausfällen am Arbeitsplatz und im schlimmsten Fall dazu führt, dass sie ihren Job nicht mehr ausüben können. Der Unterschied: Die Allergie ist offiziell anerkannt, während der Erschöpfungszustand eher belächelt wird.

Winter Blues Beckon As Daylight Hours Foreshorten

Winter Blues Beckon As Daylight Hours Foreshorten GLASGOW, UNITED KINGDOM - OCTOBER 10: A man makes his way home from work on a bus as darkness falls on October 10, 2005 in Glasgow, Scotland. Seasonal affective disorder (SAD), or winter depression, is a mood disorder related to the change in the seasons and the resulting reduction of exposure to daylight. The end of British Summer time, when clocks go back one hour at the end of October, will see most people making their daily commute in darkness both ways. With winter nights stretching to 19 hours in the UK, and Scotland's often inclement weather, it is estimated that the 'Winter Blues' can affect up to 20% of the population. (Photo by Christopher Furlong/Getty Images)

(Foto: ag.getty)

Das Bundesarbeitsministerium führt eine Liste der anerkannten Berufskrankheiten, zu denen beispielsweise Ekzeme, Asbestose, Lärmschwerhörigkeit oder auch die Mehlstauballergie gehören. Bei den Menschen, die nicht mit den Händen arbeiten, tut man sich hingegen schwer. Sie sind - bis auf wenige Berufsgruppen - so gut wie keiner körperlichen Belastung ausgesetzt. Ihre Leiden sind psychischer Art, und diese gelten rechtlich nicht als Berufskrankheiten.

Dabei haben die stressbedingten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Jahr 2009 einen Rekordwert erreicht, wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK belegt, die Betroffenen stehen aber ziemlich alleine da.

Auch nach der jüngsten Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn (BiBB) und der Dortmunder Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zur sich kontinuierlich verändernden Arbeitswelt klagt ein Großteil der 20.000 Befragten über Termin- und Leistungsdruck, Störungen bei der Arbeit, Angst vor Arbeitslosigkeit und mangelnde existenzsichernde Rahmenbedingungen wie befristete Stellen und niedrige Gehälter. Bei elf Prozent der Akademiker ist als Folge dieser Belastungen schon einmal ein Burn-out diagnostiziert worden.

"Der wachsende Druck löst diese psychischen Krankheiten aus. Leistungsdruck, Globalisierungsdruck, Kostendruck, Konkurrenzdruck - die Liste ist lang", sagt Professor Michael Kastner vom Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. "Immer mehr Firmen verlagern die Marktverantwortung nach unten. Und immer mehr Leute laufen Zahlen hinterher und beuten sich selbst aus, vor allem bei den Banken und Versicherungen."

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