Junge Ingenieure gelten derzeit als Gewinner auf dem Arbeitsmarkt. Doch auch bei ihnen verläuft der Einstieg ins Berufsleben nicht immer reibungslos. Nicht alle finden auf Anhieb eine passende Stelle. Und viele Absolventen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums fühlen sich schlecht vorbereitet auf den Job. Wie es ihnen beim Eintritt ins Arbeitsleben ergeht, hat jetzt eine Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zu ergründen versucht. Befragt wurden etwa 1490 Studierende und Berufstätige unter 34 Jahren.
Elf Prozent der jungen Ingenieure fühlen sich demnach nur in geringem Maße für den Job gerüstet. 46 Prozent finden, dass ihr Studium sie allenfalls mittelmäßig auf den Ernst des Lebens vorbereitet hat. Auf die Frage, welche Qualifikationen im Studium nicht vermittelt werden, obwohl sie als jobrelevant betrachtet werden, nannten die befragten Studenten an erster Stelle Führungsfähigkeiten, an zweiter Stelle Fremdsprachen und an dritter Stelle juristisches Know-how. Die Mängelliste der jungen Berufstätigen sah ähnlich aus, allerdings vermissten sie zusätzlich mehr Wissen über Projektmanagement.
Nach dem Studium eine Stelle zu finden, war für die meisten Befragten kein Problem: Bei 70 Prozent der Absolventen dauerte es nach dem Abschluss höchstens drei Monate, bis sie einen Job gefunden hatten. Acht Prozent traten in einem Zeitraum zwischen vier und sechs Monaten ihre erste Stelle an. Nur bei fünf Prozent dauerte die Jobsuche länger. Weitere 16 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung noch auf der Suche und konnten daher keine Angaben machen.
Geringe Flexibilität als Grund für monatelange Jobsuche
Studierende und Berufseinsteiger sind sich weitgehend einig, worauf sie bei der Jobsuche großen Wert legen. An erster Stelle steht bei beiden Gruppen das Einkommen. Bei den bereits Berufstätigen folgt an zweiter Stelle das eigenverantwortliche Arbeiten. Auf den folgenden Plätzen rangieren bei beiden Gruppen die Arbeitsplatzsicherheit, die Karrieremöglichkeiten innerhalb des neuen Berufsumfeldes und die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gesellschaftliches Ansehen und der Wunsch, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, landen auf den letzten Plätzen der Liste.
Einige junge Ingenieure schließen es rigoros aus, für eine interessante Stelle den Wohnort zu wechseln. Bei den Studierenden sind es ungefähr fünf Prozent, bei den Berufstätigen fast 13 Prozent. VDI-Direktor Ralph Appel erklärte, dass diese geringe Flexibilität der Grund sein könnte, warum einige Ingenieure monatelang auf Jobsuche sind.
"Tatsächlich sind nur rund 20 Prozent der befragten Young Professionals bereit, für den neuen Beruf den Wohnort bundesweit zu wechseln - regional und international ist die Mobilität dagegen höher", sagte Appel. Bundesweite Mobilität sei gerade bei Berufseinsteigern wichtig, da die Schwerpunkte der Ingenieurausbildung in Deutschland nicht mit den Beschäftigungshochburgen zusammenfielen. So sei Nordrhein-Westfalen der größte Ausbildungsstandort, doch die meisten ausgebildeten Ingenieure würden in Bayern gesucht.