Süddeutsche Zeitung

Berufsanfänger:Kampf der Generationen

Warum Führungskräfte ihre jungen Mitarbeiter oft als anmaßend und allzu forsch empfinden.

Interview von Christine Demmer

Susanne Böhlich hat die Generation Y, die heute 25- bis 35-Jährigen, gründlich erforscht und beschrieben. Die Professorin leitet den Studiengang Internationales Management an der privaten Internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn (IUBH).

SZ: Warum regen sich Manager oft über den anspruchsvollen Nachwuchs auf?

Susanne Böhlich: Viele Unternehmen haben sich gut auf die jungen Mitarbeiter vorbereitet. In der Öffentlichkeit werden sie auch hoch gelobt. Hinter vorgehaltener Hand hört man aber immer wieder, dass sich Führungskräfte mit ihnen schwertun. Sie selber mussten noch den "harten Weg" gehen, und den Jungen wird der rote Teppich ausgerollt - weil man sie dringend braucht. Sie empfinden die Generation Y als zu fordernd und impertinent.

Was sind die Ursachen dieses Generationenkonflikts?

Die Ypsiloner sind die erste Generation, die oft mit fast unbegrenzten Möglichkeiten aufgewachsen ist. Zu Hause erleben Manager ihre eigenen Kinder als selbstbewusst. Als Väter und Mütter macht sie das stolz, und sie akzeptieren deren Anspruchshaltung. Wenn aber ein junger Mitarbeiter so selbstbewusst und fordernd auftritt, wird das als anmaßend empfunden. Dem Sohn wünscht man das Allerbeste - aber wenn der Assistent das für sich verlangt, wird er zum jungen Schnösel.

Was kann man tun, damit sich die Generationen nicht ineinander verhaken?

Beide Seiten müssen sich bewusst machen, dass es Unterschiede gibt und dass sie sich auf den jeweils anderen einstellen müssen. Die Babyboomer mussten um den ersten Job kämpfen. Die Vertreter der Generation Y hingegen werden, wenn sie gut sind und eine gefragte Ausbildung haben, von Unternehmen umworben. Bei unterschiedlichen Kulturen ist den meisten klar, dass man sich darauf einstellen muss. Bei unterschiedlichen Generationen wird das oft unterschätzt.

Was kommt mit der nächsten Generation Z auf uns zu?

Die heute 15- bis 25-Jährigen sehen, dass Träume auch platzen können. Sie versuchen gar nicht erst, unrealistische Ziele anzustreben, sondern suchen oft etwas Bodenständigeres. Plötzlich ist es wieder schick, Beamter zu sein, es verspricht Sicherheit. Aber auch Selbständigkeit wird oft angestrebt. Sie haben nicht weniger Ehrgeiz, aber setzen andere Prioritäten.

Ist es normal, dass das Pendel derart hin- und herschwingt?

Die Babyboomer gehören zu einer zahlenmäßig sehr starken Generation. Die mussten sich des Erfolgs zuliebe anpassen. Die Generation Y ist viel kleiner und entsprechend umworben. Sie hat das nicht nötig, sie wird gebraucht. Die Generation Z hat gesehen, dass Erwartungen unerfüllt bleiben können, wenn sie zu hoch gegriffen sind. Jede Generation passt sich an ihre Rahmenbedingungen an. Führungskräfte müssen lernen, wie man mit unterschiedlichen Generationen von Mitarbeitern umgeht, sie passend ansteuert und motiviert.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2016
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