Süddeutsche Zeitung

Beruflich unterwegs:Wie die Dienstreise mit dem Chef gut gelingt

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Wer mit dem Chef auf Geschäftsreise geht, verbringt meist mehr Zeit mit ihm als sonst. Aber worüber redet man auf dem Weg zum Zielort? Und sollten Angestellte mit ihrem Vorgesetzten zusammen frühstücken und den Feierabend verbringen? Etikette-Trainer Jan Schaumann gibt Tipps für das richtige Verhalten.

SZ-Leser Benjamin St. fragt: Demnächst soll ich meinen Chef zu einem Termin nach Kroatien begleiten. Es ist meine erste Geschäftsreise, und ich bin unsicher, wie ich mich verhalten soll. Wahrscheinlich checken wir am Flughafen gemeinsam ein - und ich überlege schon jetzt: Welche Themen eignen sich für die Wartezeit und den Flug? Welche sollte ich eher vermeiden? Müssen wir im Hotel gemeinsam frühstücken? Und vor allem: Wie verbringe ich den Abend nach dem Termin? Soll ich warten, ob er etwas vorschlägt? Oder kann ich auf eigene Faust losziehen?

Etikettetrainer Jan Schaumann antwortet:

Lieber Herr St., auch im Zeitalter von Videokonferenzen und E-Mail behalten Geschäftsreisen ihren Reiz und ihre Daseinsberechtigung. Nicht nur, weil das Gespräch mit Kunden und Geschäftspartnern Auge in Auge einfach besser funktioniert und das soziale Drumherum in Form von gemeinsamen Abendessen menschliche Nähe schafft. Außerdem bietet eine gemeinsame Reise im Auftrag des Unternehmens immer auch die Möglichkeit, den Kollegen, den Mitarbeiter oder den Chef in vielerlei Hinsicht etwas besser kennenzulernen.

Allerdings, und das sollte man nicht außer Acht lassen, gilt diese Form der Beobachtung natürlich auch umgekehrt, sodass man selber näher in das Blickfeld des anderen rückt. So angenehm die Vorstellung für viele sein mag, einmal auf Firmenkosten in ferne Länder zu reisen, so wichtig bleibt die Tatsache, dass es sich ausschließlich um eine Verlagerung des Arbeitsplatzes handelt. Und zwar inklusive der wahrscheinlichen Verlängerung des Arbeitstages.

Die Zeit bis zur Ankunft sollten Sie nutzen, um Ihren Termin in Kroatien möglichst gründlich mit Ihrem Chef vorzubereiten. Dazu gehören neben den zu erwartenden und geplanten Inhalten ebenso die kulturellen Besonderheiten oder begleitenden Veranstaltungen wie ein gemeinsames Essen. Versuchen Sie, sich mit Ihrem Chef bestmöglich abzustimmen, wer in den Gesprächen welche Rollen übernimmt, wie Sie auf bestimmte Szenarien reagieren und was Sie erwarten könnte. Allerdings schießen Sie unter Umständen über das Ziel hinaus, wenn Sie Ihren Chef während eines mehrstündigen Fluges ununterbrochen zutexten und keine Rücksicht darauf nehmen, dass Ihnen bei einem Frühflug auch ein bisschen Ruhe und vielleicht sogar etwas Schlaf guttun könnte.

Während der Dienstreise gehört es in der Regel zum guten Ton, morgens gemeinsam zu frühstücken und dabei die letzten Details zum folgenden Kundentermin zu besprechen. Spätestens hier können Sie auch die Planung des Abends angehen. Ist eine gemeinsame Aktivität mit Ihren Geschäftspartnern vorgesehen, können Sie sich natürlich darauf berufen, dass Sie um 17 Uhr Feierabend haben. Dann wird die Chance auf eine weitere Geschäftsreise für Sie allerdings sehr überschaubar sein.

Steht für das Tagesende nichts auf der Agenda, wäre es günstig, Ihren Chef zu fragen, wie er den Abend verbringen möchte. Schlägt dieser etwas Kollektives vor, sollten Sie sich als guter Teampartner erweisen und nicht mit der Idee kommen, alleine losziehen zu wollen. Wenn Sie sich intensiv auf die gemeinsame Reise vorbereitet haben, werden Sie hoffentlich für verschiedene Anlässe mit Vorschlägen aufwarten können. (Zur Not hilft ein vorheriges, konspiratives Gespräch mit der Hotelrezeption). So haben Sie zudem die Möglichkeit, den gemeinsamen Abend ein wenig nach Ihrem Gusto gestalten zu können.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2011
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