Berufe-Serie (IV):Was macht ein Social Media Manager?

Im Internet sprechen die Menschen über Unternehmen - auch wenn die gar nichts für Endkunden produzieren. Und die Nutzer haben Fragen an die Firmen, die sie innerhalb kurzer Zeit beantwortet haben wollen. Das ist der Job von Charles Schmidt: Er vertritt einen Milliarden-Konzern im Netz.

Tobias Brunner

Als Charles Schmidt noch rauchte, ging er regelmäßig vor die Tür, zündete sich eine Zigarette an, wischte mit der anderen Hand über den Bildschirm seines Smartphones und stöberte im Internet. Mittlerweile raucht Schmidt nicht mehr. Aber draußen steht er immer noch. Anders als die Zigaretten lässt ihn das Netz nicht mehr los. Seinen Arbeitgeber wird das freuen. Denn Schmidt ist Social Media Manager von Krones in Neutraubling bei Regensburg und vertritt seine Firma im Internet auf sämtlichen Kanälen.

Berufe-Serie (IV): Charles Schmidt, 43, der sich selbst "ein Kind von Krones" nennt, startete Anfang 2010 das Projekt Social Media in dem Neutraublinger Unternehmen.

Charles Schmidt, 43, der sich selbst "ein Kind von Krones" nennt, startete Anfang 2010 das Projekt Social Media in dem Neutraublinger Unternehmen.

(Foto: Tobias Brunner)

Charles Schmidt ist kein Mann der leeren Phrasen. Manchmal beantwortet der 43-Jährige Fragen mit einem einzigen Wort. Doch das ist nur sinnvoll für jemanden, der sich regelmäßig in 140 Zeichen ausdrücken muss. Der auch Menschen erreichen will, die im Internet nur die ersten Sätze eines Textes überfliegen. 140 Zeichen, sogar kürzer als eine SMS - das ist Twitter, wo Benutzer Botschaften lesen und ihre eigenen in die Welt setzen. Die längeren Texte finden sich in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Xing. Und dann gibt es noch Youtube mit seinen rund 600 Krones-Videos.

All diese Plattformen füllen Schmidt und zwei seiner Kollegen mit Inhalten. Sie schreiben auf Twitter, laden Bilder auf Facebook hoch, Videos auf Youtube. "Die Pressestelle spricht für das Unternehmen. Wir sprechen darüber", sagt Schmidt. Obwohl Krones auch Firmen-Accounts betreibt, wird er häufig direkt angeschrieben. Er gibt der Firma ein Gesicht. "An einen Menschen tritt man eher heran als an eine Marke", erklärt Schmidt. Während er erzählt, klingelt im Hintergrund sein Computer bei jeder neuen Nachricht. Er klingelt alle zehn Sekunden.

Schmidt ist "ein Kind von Krones", wie er sich selbst nennt. Seit 26 Jahren dabei, seit 23 Jahren in der Unternehmenskommunikation. Er hat das Projekt Social Media Anfang 2010 gestartet. Erst die Videos auf Youtube - eine eigene Filmabteilung hat Krones seit den Achtzigerjahren. Später dann Nachrichten und Profile auf allen wichtigen Seiten im Netz sowie eine Info-Broschüre für Mitarbeiter. Die Firma wirbt mit Dialogstärke. "Und wenn wir das behaupten, müssen wir es auch beweisen." Eine feste Strategie aber gab es nicht, als Krones den Schritt in die sozialen Medien wagte. "Wir haben gesehen, dass es die Kanäle gibt und dass dort über uns gesprochen wird. Wir wollten es ausprobieren."

Abschalten ist kaum möglich

Das Besondere daran: Die Krones AG ist ein Milliarden-Konzern, verkauft weltweit Abfüll- und Verpackungsmaschinen. Die Geschäfte aber werden mit anderen Firmen gemacht, ein Endverbraucher fehlt. Welche Vorteile bringt es also, im Internet allgegenwärtig zu sein? "Durch Social Media kennen uns mehr junge Menschen", weiß Schmidt. Da diese Bewerber eher Internet als Zeitung nutzen, finden Stellenanzeigen schneller ihr Ziel. Gleichzeitig kann sich Krones mit den Mitarbeitern vernetzen und diese an sich binden.

Einige der 10.000 Mitarbeiter diskutieren auch über den Arbeitgeber. Im besten Fall greift Charles Schmidt nicht mehr ein. Ist es doch einmal nötig, muss sich der Social Media Manager im Konzern auskennen, muss die richtigen Ansprechpartner finden. Und das schnell. Denn im Internet erwarten viele Nutzer eine Antwort binnen weniger Minuten. Gibt Krones Quartalszahlen heraus, haben nach einer halben Stunde schon 20 Nutzer die Meldung auf Twitter verbreitet. Täglich bekommt Schmidt E-Mails von Studenten, die für ihre Abschlussarbeit mehr über den Konzern und soziale Medien erfahren wollen.

Bei so vielen Reaktionen und Anfragen sollte die Arbeit vor allem Spaß machen, betont er. Während Stellenangebote für Social Media Manager gerne Studiengänge wie Kommunikationswissenschaft betonen, stehen diese für ihn an zweiter Stelle. Wichtiger sei, zu filtern: "Was darf ich kommunizieren und was nicht?" Privates und Geschäftliches vermische sich da schnell. Abschalten könne er bis heute kaum.

Am Abend versucht Charles Schmidt es trotzdem manchmal. Wenn er nach Hause kommt, schreibt er auf seinem Twitter-Profil noch kurz "Home Sweet Home". Danach ist es still. Für ein paar Stunden jedenfalls.

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