Beruf:Zehn Kreativtechniken für bessere Ideen im Job

Toffifee-Prinzip, Wortspielwiese und Killerphrasen-Zähmung: Wie Sie sich im Büro inspirieren lassen können.

Von Sarah Schmidt

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Kreativtechniken

Quelle: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de

Ideen auf Knopfdruck? Das funktioniert nicht. Je angestrengter wir auf einen zündenden Gedanken warten, je verbissener wir auf einem Problem herumgrübeln, desto geringer die Aussichten auf Erfolg. Daraus zu schließen, dass Kreativität nur etwas für Künstler und Erfinder ist, ist jedoch Quatsch. Es gibt durchaus Tricks und Techniken, um die eigenen Gedanken zu beflügeln, ist Kreativitätsexperte Bernhard Wolff überzeugt. In seinem neuen Buch "Titel bitte selbst ausdenken" verspricht er "157,5 erfolgreiche Ideenbeschleuniger".

Hier finden Sie die zehn vielversprechendsten Strategien für mehr Kreativität im Berufsleben.

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Das Toffifee-Prinzip

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Nein, es soll hier nicht um Schleichwerbung für die kleine Karamell-Nougat-Süßigkeit gehen. Dieser Kreativitätsbeschleuniger bezieht sich auf ein Konzept namens "Cross Pollination" - die (gedankliche) Befruchtung kreuz und quer über Grenzen hinweg.

Die Geschichte dahinter geht folgendermaßen: Ein Hersteller von Geschirrspülmittel sucht nach einer Innovation für sein Produkt. Beim Verzehr einer Packung Toffifee kommt ihm dann der zündende Einfall - ein Spülmaschinentab mit Kugel.

Schauen auch Sie sich in anderen Branchen und Bereichen nach Erfolgsrezepten um und überlegen Sie, wie sich diese auf Ihre Arbeit übertragen lassen. Nicht immer muss das Rad ganz neu erfunden werden.

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Inspirations-Abo

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Der Kreativ-Experte rät dazu, sich regelmäßig neuen Input zu verschreiben. "Innovatoren interessieren sich für vielfältige Themen, die auch fernab ihres eigentlichen Tätigkeitsfelds liegen können." Buchautor Wolff selbst hat gute Erfahrungen mit einem Theater-Abo gemacht. Oder wie wäre es mit einem monatlichen Besuch im Museum? Warum nicht regelmäßig eine Messe aus einer Branche besuchen, mit der Sie sonst nichts am Hut haben? Jeden Tag einen Artikel lesen, für den Sie sich auf den ersten Blick gar nicht interessieren? Kurz gesagt: Sorgen Sie regelmäßig für eine ordentliche Dosis neuer Eindrücke.

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Cafétivität

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Quelle: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de

Kreative Gedanken mögen keine Stille. Inmitten eines anregenden Geräuschgeplätschers fließen auch die Ideen gleich viel besser. Eine Studie aus dem Jahr 2012 hat herausgefunden, dass ein sanfter 70-Dezibel-Akkustikpegel am innovativsten macht. Das trifft ziemlich genau die Geräuschkulisse eines Cafés: Stimmengemurmel, das Zischen der Kaffeemaschine, Geschirrklappern, Zeitungsrascheln...

Wer auf einen Geistesblitz wartet, aber keine Möglichkeit hat, ein, zwei Stündchen in einem Café Platz zu nehmen, kann sich den Kreativsound auch ins Büro holen: Die App "Coffitivity" hat entsprechendes Hintergrundgeplapper zusammengestellt. Auch "to go".

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Killerphrasen zähmen

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Sie sind der Feind jeder kreativen Idee: "Ist so!", "Wird nix!" und alle Varianten dieser beiden Killerphrasen. Mit nichts lässt sich ein Vorschlag so gekonnt im Keim ersticken, wie mit einem "Das haben wir immer so gemacht" oder einem "Das bekommen wir beim Chef nie durch".

Wie bekommt man die lästigen kleinen Biester in den Griff, die nur darauf lauern, jedem frischen Gedanken umgehend den Garaus zu machen? In der ersten Stufe gilt es, die Killerphrasen als solche zu erkennen, so Kreativberater Wolff. Denn dann kann man beginnen, diese zu hinterfragen: "Muss das wirklich so sein?", "Ist das die einzige mögliche Sichtweise?"

Fortgeschrittene Killerphrasen-Dompteure trainieren den Umgang mit den Ideenfressern spielerisch. Wolff empfiehlt den Showkampf anhand von Produkten, die längst erfolgreich auf dem Markt sind. Ein Mitspieler nennt eine Idee: "Ich möchte ein Telefon entwickeln, mit dem die Leute spielen, schreiben, surfen, Musik hören, Fotos machen und Filme schauen können - es soll Smartphone heißen." Daraufhin legen die anderen los: "Wozu das denn? Die Leute sitzen doch schon zur Genüge am Computer. Niemand will in einer ruckelnden Bahn auf einem Minibildschirm Filme schauen. Das ist doch Quatsch." So werden die Phrasen enttarnt und der Lächerlichkeit preisgegeben.

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Auf der Wortspielwiese

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Ideen, die aus einer Quelle sprudeln, ihr geht ein Licht auf: Sprachbilder machen Abstraktes anschaulich und doch fallen sie im alltäglichen Sprechen nur selten auf. "Achten Sie bei Gesprächen bewusst auf Metaphern", empfiehlt Kreativitätsexperte Bernhard Wolff. Er rät, selbst Metaphern zu erfinden und Vergleiche zu suchen, die einen Sachverhalt auf überraschende Weise treffend beschreiben. Dieses Bild öffnet dann vielleicht neue Perspektiven oder gibt Hinweise auf eine Lösung.

Einen Schritt weiter geht das Erfinden von Wortneuschöpfungen. Ganz vorn mit dabei sind in dieser Disziplin Kleinkinder und Jugendliche. Heitere Inspirationsquelle ist immer wieder die Wahl zum Jugendwort des Jahres. Versuchen auch Sie sich an neuen Kreationen wie "Smombie" (jemand, der gebannt auf sein Smartphone schaut und dabei wie ein Zombie durch die Gegend torkelt) - "das fördert die sprachliche Kompetenz und macht Spaß", sagt Wolff.

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Das Drei-Stunden-Praktikum

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Quelle: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de

"Versuchen Sie einmal im Monat, ein Drei-Stunden-Praktikum zu machen", rät Autor Wolff. Das bringe jede Menge Anregungen und neue Ideen. Er empfiehlt, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuschauen. Wer macht einen spannenden Job? Wer ein interessantes Hobby? "Fragen Sie, ob Sie bei Gelegenheit drei Stunden lang dabei sein dürfen." Besonders hilfreich ist dieser Tipp übrigens für alle, die sowohl im Berufs- als auch im Privatleben im immer gleichen Branchensaft schmoren.

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Systematisch kreativ mit SCAMPER

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Quelle: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de

Manchmal hilft es, die Kreativität in Bahnen zu lenken und systematisch verschiedene Problemlösungsstrategien auf ihren Erfolg abzuklopfen. Eine strukturierte Herangehensweise nennt sich SCAMPER. Die einzelnen Buchstaben stehen für jeweils eine kreative "Umdenkweise", so Wolff.

S - Substitute: Ersetzen Sie eine Komponente, ein Material, eine Person.

C - Combine: Kombinieren Sie etwas mit anderen Objekten oder Funktionen.

A - Adapt: Passen Sie die Sache neuen Umständen an, verändern Sie die Funktion.

M - Modify: Variieren Sie Größe, Aufbau, Farbe, Haptik, Akustik.

P - Put ("Put to another use" ): Suchen Sie neue Verwendungen.

E - Eliminate: Entfernen Sie etwas oder vereinfachen Sie.

R - Reverse: Ändern Sie die Richtung, verkehren Sie ins Gegenteil.

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Die magische 23

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Wer nicht die erstbeste Lösung für ein Problem finden möchte, sondern die allerbeste, muss seinem Gehirn erlauben, auch Ausschuss zu produzieren. Kreativexperte Bernhard Wolff erklärt die 23 zur magischen Zahl: "In einem kreativen Prozess werden die Ideen ungefähr ab der 23. Idee richtig gut", beobachtet er. Beziehungsweise sei jedes 23. Ergebnis ein richtiger Knaller. Er empfiehlt, zur Ideenfindung eine ganze Liste mit Lösungsansätzen zu schreiben. Stehen die naheliegenden Dinge erst einmal da, herrscht im Kopf Platz für wirklich spannende Einfälle.

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Generationen-Clash

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Sprechen Sie doch mal mit einer Sechsjährigen oder fragen Sie einen 80-Jährigen um Rat, statt Ihre Themen immer und immer wieder mit den gleichaltrigen Kollegen durchzukauen. "Kinder und ältere Menschen werfen Fragen auf, auf die Sie sonst nie gekommen wären", sagt Wolff.

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Die besten Anti-kreativ-Tipps

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Quelle: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de

Oft hilft es am besten, wenn man weiß, was man nicht machen sollte. Mit diesen Vermeidungsstrategien halten Sie sich gute Ideen am wirksamsten vom Leib:

1. Vermeiden Sie unbekannte Umgebungen. 2. Halten Sie stur an Ihrer Meinung fest. 3. Machen Sie niemals einen Fehler. 4. Verwerfen Sie verrückte Gedanken umgehend. 5. Wissen Sie auf alles eine Antwort. 6. Planen Sie jede Minute Ihres Alltags. 7. Geben Sie sich stets ernsthaft und seriös. 8. Bleiben Sie Ihren Gewohnheiten treu. 9. Gehen Sie fremden Menschen aus dem Weg. 10. Meiden Sie Neues.

© Süddeutsche.de/mkoh/holz
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