Süddeutsche Zeitung

Beruf und Familie:Väter arbeiten mehr als kinderlose Männer

Männer mit Kindern verbringen deutlich mehr Zeit in der Arbeit als Männer ohne Kinder. Väter schuften ab 40 sogar noch länger als zuvor - aber nicht, weil sie Familienstress fürchten.

Väter arbeiten Woche für Woche länger als Männer ohne Kinder. Dies ist das Ergebnis einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), die am Mittwoch in Wiesbaden vorgestellt wurde. Das Institut erklärt die Mehrarbeit allerdings nicht mit der den Vätern gerne unterstellten Flucht vor dem Familienstress. Grund seien vielmehr ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Familie.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Vätern ist der Analyse zufolge über die gesamte Dauer ihres Erwerbslebens hinweg höher als die ihrer kinderlosen Geschlechtsgenossen. Die Zahlen basieren auf der Haushaltsbefragung Mikrozensus von 2010.

Die Schere öffne sich etwa im Alter von Anfang 30, heißt es in der Mitteilung. Väter im Alter von 25 bis 39 Jahren arbeiteten durchschnittlich etwa zwei Stunden länger pro Woche als andere Männer. In der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen beträgt die Mehrarbeit sogar knapp fünf Stunden pro Woche. Während bei kinderlosen Männern ab dem 40. Lebensjahr die Zahl der geleisteten Wochenstunden bereits kontinuierlich abnimmt, steigt sie bei Vätern nochmals leicht an.

"Wenn Mütter nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit reduzieren, dann fangen viele Väter das fehlende Einkommen mit längerer Arbeitszeit auf", erklärte Martin Bujard vom BiB. Diese Entwicklung widerspricht jedoch den Wünschen der meisten Väter, mehr Zeit mit der eigenen Familie zu verbringen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist deshalb nicht allein Frauensache: "Gerade erwerbstätige Väter benötigen ganz offensichtlich Unterstützung und Anreize, um innerhalb der Familie zu einer gerechten Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern beizutragen."

Die klassische Rollenteilung verfestige sich oft mit der Zeit, sagte Bujard. Viele Männer, die nach der Geburt ihrer Kinder aus finanziellen Gründen mehr arbeiten, gewöhnten sich mit der Zeit an die Rolle. Und umgekehrt gewöhnten sich viele Frauen an ihre Rolle. Dem Mann fehle dann die Kompetenz im Umgang mit dem Nachwuchs, zugleich verfestige sich sein Können im Beruf.

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sueddeutsche.de/AFP/dpa/tina/joku
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